Ortsbeirat und Ortsvorsteher Giershofen haben Arbeiten am Ölsbach veranlasst
Von Wolfgang Tischler
Der Ölsbach wurde in der Ortslage Giershofen links und rechts von Büschen, die direkt am Wasser standen, inclusive deren Wurzeln befreit und so ist nun an den Ufern teils blanke Erde zu sehen. Aus dem Bachbett wurde Steine, Schlamm und Totholz gebaggert. Der NR-Kurier hat bei der Verbandsgemeinde deswegen nachgefragt und eine Antwort erhalten.
Giershofen. Wir berichteten am 15. Dezember 2019 über durchgeführte Arbeiten am Ölsbach in Giershofen. Die Verbandsgemeindeverwaltung, Bürgermeister Rasbach, teilte nun auf unsere Anfrage Folgendes mit:
„Den Auftrag für die Entfernung der Vegetation am Bachlauf hat die VG Dierdorf erteilt, weil Anrainer des Baches, Ortsbeirat und Ortsvorsteher seit Jahren auf die vorhandenen Abflusshindernisse im Sohlbereich hingewiesen haben und Rückstauschäden an den Grundstücken bei Hochwasserereignissen zu befürchten sind. Eine Begradigung oder Veränderung des Bachlaufs wurde nicht vorgenommen.
Die Äste der Bäume ragten in den Abflussquerschnitt des Baches hinein und es bestand die Gefahr, dass beim nächsten Hochwasser sich dort Treibgut sammelt und zu einem Abflusshindernis wird; mit der Folge, dass Wasser staut sich zurück und es besteht die Gefahr von Schäden auf den oberhalb liegenden Privatgrundstücken. Für die Entfernung der Äste sind nur ganz geringe Kosten angefallen.
Schlamm und Totholz aus dem Bach sind ordnungsgemäß entsorgt wurden. Es wurde nichts davon im Wirtschaftsweg verfüllt. Der Weg wurde nach Abschluss der Bauarbeiten mit dem Schild abgezogen, um die Furchen zu beseitigen.“
Auf unsere Frage, ob der Bachlauf wieder bepflanzt werden soll erhielten wir die Antwort: „Eine Renaturierung des Bachlaufes ist nicht vorgesehen, da es sich dann um einen Gewässerausbau handeln würde und dieser ohne wasserrechtliche Genehmigung nicht zulässig ist. Nach der aufkommenden Vegetation im nächsten Frühjahr wird der derzeit "optisch gerade Bachlauf" wieder sein gewohntes Bild erhalten.“
woti
Kommentar von Wolfgang Tischler zur Zerstörung des Biotops am Ölsbach
Das Ausbaggern des Ölbachs ist nicht nur im Hinblick auf die steigende Fließgeschwindigkeit widersinnig, sondern zerstört eine sensible Lebensgemeinschaft, wie sie so qualitativ hochwertig nur noch wenige Bäche aufweisen können. Der Ölsbach wurde von vielen Schülerjahrgängen zur Indikatorbestimmung aufgesucht, dabei wurde die Wasserqualitätsstufe 1 bis 2 festgestellt, das heißt, der Bach war sehr gering bis gering belastet und bot daher unzähligen Kleintieren einen passenden Lebensraum. Diese Kleintiere zersetzen einerseits alte, abgestorbene Pflanzenreste wie herabfallendes Laub oder Äste, andererseits sind sie als Nahrung für Fische unverzichtbar.
Vor der Zerstörungsaktion waren zum Beispiel folgende Lebewesen im Ölsbach zu finden: Bachplanarie; Erbsenmuschel und Flussperlmuschel, die sich mit ihrem „Fuß“ im Gewässergrund verankert und sich von kleinen Schwebeteilchen ernährt, dabei kann sie in einer Stunde bis zu 40 Liter Wasser filtern und reinigen; Kleine Tellerschnecke und Fluss-Napfschnecke, die beide kein schnell fließendes Wasser mögen; Larven von Großer Pechlibelle und Blauflügel-Prachtlibelle, die an Bächen mit vielen Kräutern an den Ufern lebt und dort ihr Revier besetzt; Steinfliegenlarve, die gegenüber Verschmutzungen sehr empfindlich ist; verschiedene Eintagsfliegenlarven; Köcherfliegenlarven, die sich im Herbst in ihren Köchern in Puppen verwandeln und im Mai aus ihren Puppenhüllen schlüpfen; Larven von Hakenkäfer und Schwimmkäfer, die sich zwischen Pflanzen und unter Steinen aufhalten; Myriaden an Bachflohkrebsen, die pflanzenreiche, steinige Bäche besiedeln und sich zwischen dichten Wasserpflanzen aufhalten, wo sie abgestorbene Pflanzenteile fressen. Die Krönung der Fauna ist der streng geschützte Steinkrebs, der sich tagsüber immer unter Steinen und Baum- oder Strauchwurzeln versteckt.
Da das Bachbett und die Uferbepflanzung inclusive Wurzeln weggebaggert wurden, ist dieses wunderschöne Biotop nachhaltig zerstört. Zwar wird das Ufer im Sommer grün aussehen, aber nur durch für diese Tiere ökologisch nutzloses Gras. Die Wiederbesiedlung wird viele Jahre benötigen und überhaupt nur möglich sein, wenn der Bach wieder durch Querverbaue verlangsamt wird, Büsche, Bäume und Sträucher mit flechtartigem Wurzelwerk an die Ufer gepflanzt werden und die Bachsohle nicht nur Schlamm, sondern auch viele kleine Steinchen enthält.
Wie der Ortsvorsteher Ehrenstein den Satz: „Nach der aufkommenden Vegetation im nächsten Frühjahr wird der derzeit "optisch gerade Bachlauf" wieder sein gewohntes Bild erhalten.“ begründet, ist sein Geheimnis, denn die Wurzeln der bisherigen Vegetation sind weg.
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