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Nachricht vom 13.02.2020    

Kleine Wunder und große Kämpfer

Menschen mit Behinderung haben in Indien keine Lobby. Täglich erleben sie Vernachlässigung, Ausgrenzung und sogar offene Verachtung. Die Aktionsgruppe „Kinder in Not“ e.V. (KiN) hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kinder auf ihrem Lebensweg zu unterstützen. „Snehasadan“ – so heißt das Heim für über 100 Mädchen und Jungen mit Behinderung in der Großgemeinde Sendhwa, das von Ordensschwestern geleitet und von KiN gefördert wird.

Gisela Wirtgen und Kirsten Delp inmitten der Schüler. Foto: Privat

Neuwied. Kinder in Not e.V. (KiN) Gründerin Gisela Wirtgen und Projektkoordinatorin Kirsten Delp waren zu Gast bei der offiziellen Einweihung der Schule in dem Behindertenheim „Snehasadan“. Vor Kurzem konnte die Einrichtung mit Hilfe von Spendengeldern von KiN um eine zweite Etage mit Schulräumen erweitert werden.

Die Nähe zu den Projekten und der rege Austausch mit den Partnern vor Ort ist für KiN ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. So flogen KiN Gründerin Gisela Wirtgen und Projektkoordinatorin Kirsten Delp Ende Januar nach Indien, um sich ein Bild von den neu errichteten Schulräumen und dem allgemeinen Zustand des Heimes „Snehasadan“ zu machen. Zunächst ging es von Frankfurt aus nach Delhi und nach kurzer Pause von dort aus weiter nach Indore. Nach weiteren 4 Stunden Autofahrt erreichten sie die kleine Stadt Sendwha. Einige brenzlige Situationen im Straßenverkehr und eine recht abenteuerliche Nacht in dem „schönsten Hotel der Stadt“ später, ging es schließlich am nächsten Morgen in das Heim „Snehasadan“.

Dort wurden sie mit leuchtenden Augen empfangen. Anup, ein siebenjähriger Junge mit Down Syndrom, der noch vor wenigen Monaten nicht in der Lage war zu stehen oder zu gehen, lief Gisela Wirtgen und Kirsten Delp sofort strahlend in die Arme. „Das sind ganz besondere Momente des Glückes“ kommentiert Gisela Wirtgen diesen emotionalen Empfang. Durch monatelange Physiotherapie war es gelungen, dem Jungen ganz neue Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. Ihm ist heute die Schwere seiner Gehbehinderung kaum noch anzusehen.

Leider gibt es in Anups Geschichte ein trauriges Kapitel. Zunächst wurde der Junge von seinen Eltern für nur vermeintlich wenige Monate abgegeben. Doch seit dem Tag des Abschieds meldeten sich die Eltern nicht wieder im Heim, obwohl die Schwestern immer wieder den Kontakt suchten. Vor Kurzem mussten sie dann feststellen, dass die Eltern schon seit einiger Zeit verzogen waren. Dies ist leider kein Einzelschicksal. Nicht selten erleben die Schwestern, wie ein Kind mit Behinderung einfach abgegeben und nicht wieder besucht wird. Leider sind auch noch heutzutage die Stigmata für Menschen mit Behinderungen in Indien sehr groß, oft werden sie als „Strafe Gottes“ angesehen.

Das Heim „Snehasadan“ der Aktionsgruppe möchte genau dort anknüpfen. Denn hier wird nicht nur die Arbeit mit den Kindern selber gefördert, wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den Eltern. Die Mütter und Väter müssen lernen, dass ihre Töchter und Söhne mit Behinderungen Fürsorge und Liebe brauchen, um sich entwickeln zu können.



Derzeit sind insgesamt 123 Kinder in dem Heim untergebracht. Hier werden sie liebevoll betreut und erhalten regelmäßige, vitaminreiche Mahlzeiten. In den neu errichteten Schulräumen lernen die Mädchen und Jungen, welche Fähigkeiten sie haben, welche Fertigkeiten und Talente in ihnen schlummern. In insgesamt 10 Klassenräumen sitzen die Kinder an großen, runden Tischen und die Lehrerinnen und Lehrer beschäftigen sich – wie Gisela Wirtgen freudig auf der Reise feststellte – ausgiebig mit jedem einzelnen Kind. „Dazu haben wir überall beobachtet, dass Hygiene großgeschrieben wird. Die Kinder werden täglich gebadet und frisch angezogen.“ Ferner werden die Mädchen und Jungen in einem kleinen Gesundheitszentrum medizinisch und physiotherapeutisch behandelt, um den vormals chancenlosen Kindern den Weg in ein möglichst eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Während des Aufenthalts fand die offizielle Einweihung der Sonderschule statt. Die Kinder waren freudig aufgeregt und trugen zu diesem Anlass ihre besten Kleider. Alle, die dazu in der Lage waren, führten einen kurzen Tanz vor. In ihren Augen sah man hierbei die Lebensfreude blitzen, die ihnen durch die Geborgenheit des Heims und der Schwestern geschenkt wurde.

„Wir waren sehr berührt von der Liebe und Fürsorge der Schwestern, der Lehrer und der Therapeuten. Diese war einfach überall spürbar, alle waren stets in Bewegung, um für die Kinder da zu sein“ kommentiert Gisela Wirtgen. „Selbst, wenn die Schwestern Pause hatten, halfen sie gerne im Garten oder in der kleinen Landwirtschaft des Heims. Hier wird Teamgeist noch großgeschrieben, jeder ist für alles zuständig und hilft dem Anderen.“

Bislang haben nur wenige Kinder Paten. Unsere Patenschaften fließen direkt in die Betreuung und die schulische Ausbildung, wie in die Therapien der über 100 Kinder mit Behinderungen ein. Durch eine Kinderpatenschaft schenken Sie wahrlich neue Perspektiven und Hoffnung für die Zukunft. Eine Teilpatenschaft kann mit 150 Euro jährlich, eine Gesamtpatenschaft mit 300 Euro jährlich übernommen werden.

Nähere Infos zur Aktionsgruppe und dem Heim „Snehasadan“ gibt es unter www.kinder-in-not.de oder Tel. 02645/4773.



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