Kolumne „Themenwechsel“: Was hat der Hase mit Ostern zu tun?
Von Rabea Weller
GASTBEITRAG | Die Coronakrise ist allgegenwärtig, derzeit bleibt kein Bereich unseres Alltags davon unberührt. Jeden Tag gibt es neue Schlagzeilen, und das überall. Das ist gut so, denn Information ist wichtig. In unserer Kolumne wollen wir jedoch auch einen Blick auf die Themen werfen, die trotz Corona gerade aktuell sind, oder solche, die unsere Leser bewegen. Ein Gastbeitrag von Rabea Weller.
Bekanntlich ist es kommenden Sonntag wieder soweit: Ostersonntag. Den Tag, den viele von uns als Fest der Auferstehung Christi kennen – oder auch: der erste Sonntag nach dem Vollmond ab dem 21. März. Jedes Jahr fragt man sich irgendwann wieder, wann denn nun eigentlich Ostern ist. Wie kommen solche Regelungen zustande? Immer wieder tauchen sie in unseren Feiertagsberechnungen auf, denn die Daten beinahe aller kirchlicher Feiertage richten sich nach dem Osterfest.
So findet der Aschermittwoch 46 Tage vor Ostern statt, Christi Himmelfahrt 39 Tage und Fronleichnam 60 Tage danach. Das alles liegt daran, dass zur Zeit der Kreuzigung Christi im Judentum ein Kalender verwendet wurde, der auf dem Mond basierte. Unser Kalender heute jedoch orientiert sich an der Sonne. Daher legte die katholische Kirche im Rahmen eines vatikanischen Konzils im Jahr 325 nach Christus fest, dass der 21. März der Frühlingsbeginn sei.
Und woher dieser Name?
Wenn wir „Ostern“ sagen, lesen oder hören, dann hört sich das ganz und gar nicht nach dem jüdischen Pessachfest an, das am Abend vor der Kreuzigung stattfand und in zahlreichen Sprachen der Namensgeber für unser Osterfest ist. Lediglich die deutsche und die englische Sprache bilden eine Ausnahme – und es ist nicht klar, warum. Eine mögliche Erklärung besteht in der Ähnlichkeit des Wortes zu „Osten“, welcher in seiner ursprünglichen Bedeutung die Morgenröte beschreibt. Das könnte auf eine germanische Göttin zurückgehen – oder auf eine Lehnübersetzung ins Lateinische, die mit der Taufe zusammenhängt. Man ist sich hier uneinig, da das Deutsche die einzige germanische Sprache ist, deren Begriff für das Osterfest nicht auf das Pessachfest zurückzuführen ist.
Woher läuft der Hase?
Unsere Ostereier haben eine nachvollziehbare Bedeutung: Sie sind ein Symbol für neues Leben. Außerdem wurden sie früher zum Ende der Fastenzeit an Kinder verschenkt, die sich besonders artig an die Regeln hielten. Aber warum werden sie uns nun von einem hüpfenden Tier mit langen Ohren überreicht? Und wieso versteckt dieses Tier die Eier in unserem Garten oder dem Haus? Auch hier gibt es mehrere Ansätze; angefangen beim frühen Christentum, das den Hasen als Lotsen in den Himmel sah, über die byzantinische Symbolik des Hasen für Jesus bis hin zu der Vermutung, dass das Dreihasenmotiv, wie es beispielsweise im Paderborner Dom zu finden ist, als Symbol der Dreifaltigkeit die Vorlage für den Osterhasen lieferte.
Und in anderen Ländern?
Gerade jetzt, da unsere Welt solidarisch zusammenrückt, lohnt es sich, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. In Lettland ist es beispielsweise Tradition, an Palmsonntag Schläge mit Weidenkätzchenzweigen zu verteilen – das soll den Geschlagenen Gesundheit bescheren. Außerdem schaukeln die Letten an Ostern auf einer Osterschaukel, die danach verbrannt wird. Das stellt den Tanz der Sonne dar. In Spanien hingegen findet sich eher Gesang als Tanz. Mancherorts wird eine mit Feuerwerkskörpern bestückte Strohpuppe entzündet – sie stellt Judas dar, der Jesus verraten haben soll.
Setzt man sich mit unseren Osterbräuchen auseinander, so klingen die von anderen vielleicht gar nicht mehr so skurril, wie wir es zunächst wahrnehmen. Haben Sie eine schöne Osterwoche – wir lesen uns am Donnerstag!