Klara trotzt Corona, XXIV. Folge
GASTBEITRAG | Die Limburger Pfarrhausermittler lassen sich nicht unterkriegen. Mit einer täglich neuen Episoden lassen die Autoren Christiane Fuckert und Christoph Kloft Sie in dieser schweren Zeit am Alltag von Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof teilhaben. Sie wollen damit etwas Trost, Unterhaltung und hin und wieder vielleicht sogar ein Lächeln schenken, wenn Sie sehen, wie Klara und van Kerkhof ihren Alltag bewältigen.
Kölbingen. Klara trotzt Corona, Folge 24 vom 28. April
Klara machte sich gerade am Herd zu schaffen, als van Kerkhof die Küche betrat.
„Ah, da brodelt sicher etwas Gutes für heute Mittag?“, stieß er aus und rieb sich die Hände. Seine Haushälterin hob nur geheimnisvoll die Schultern, und wenn er richtig hingesehen hatte, war ihm sogar ein angedeutetes Zwinkern zuteil geworden, bevor sie die Küche verlassen hatte.
Normalerweise hätte allein seine Frage eine typische Klara-Reaktion ausgelöst: „Seien Sie nicht so neugierig, Sie haben noch früh genug Ihren Teller vor sich stehen“ oder etwa: „Sie denken aber auch nur ans Essen!“ Nichts dergleichen. Das betrachtete van Kerkhof als Freibrief, den klappernden Topfdeckel anzuheben. Augenblicklich rümpfte er die Nase und zog den Kopf zurück. Er hätte es sich schon denken können, was sich bei so viel Toleranz in diesem Topf befand: Klara desinfizierte die Gesichtsschutz-Masken!
„Da sind nur meine drin!“, ertönte es von weither. „Ihre liegen ja unbenutzt auf dem Garderobenschränkchen.“ „Na, wenigstens ist Ihr Wunsch jetzt in Erfüllung gegangen und die allgemeine Maskenpflicht hat sich durchgesetzt“, rief er ihr durch den Hausflur zu. Ah ja, sie befand sich im Obergeschoss, aus dem ihr Kommentar zwar etwas gedämpft, aber prompt folgte: „Für mich ist das so logisch wie die Hand vorm Mund bei Knoblauch-Gestank!“
Van Kerkhof nickte vor sich hin, wusste er doch um Klaras Abneigung gegenüber dieser Knolle, die zu seinem Leidwesen nicht in ihren Speiseplan integriert war. Er legte die Hand hinters Ohr, damit er die nächsten Sätze seiner Haushälterin mitbekam.
„Stellen Sie sich einfach vor, Herr Pfarrer, Sie säßen in einer Runde, in der alle Knoblauch gegessen hätten und Sie nicht!“, rief Klara. „Der Geruch würde Ihnen doch stark in die Nase steigen.“ Wie gerne würde er diesen intensiven Duft einmal hier im Pfarrhaus genießen dürfen! „Oh ja, das kann ich mir nur allzu gut vorstellen“, antwortete er ehrlich.
„Na also!“, rief Klara etwas außer Atem – vermutlich machte sie gerade die Betten. „Wenn aber alle, die das eklige Zeug gegessen haben, was vor dem Mund hätten und Sie auch, würde der Gestank kaum in der Luft hängen oder jemanden stören. So ist das bestimmt auch mit den Coronas. Jeder behält sein Gift bei sich.“
„Das haben Sie mal wieder gut verglichen, meine Liebe“, sagte van Kerkhof, der sich gerade schmunzelnd zurückziehen wollte, als seine Haushälterin mit hochrotem Kopf auf dem oberen Treppenabsatz erschien. „Mir wäre es sowieso am liebsten, wenn jeder so ein Plakat tragen würde.“
Van Kerkhof blickte fragend nach oben. „Sie meinen, man sollte sich mit einem Plakat schützen?“ „Ach was! Ich spreche von so einem kleinen Ding am Hemd, so was meine ich.“ „Ah, Sie denken sicher an eine Plakette?“ „Ja, genau, solche Schildchen, die einen von mir aus grün, wo draufsteht: 'Hab's schon gehabt', und die anderen zum Beispiel gelb mit der Aufschrift: 'Bin noch gesund' oder 'Ich bin noch anfällig' … Also die Aufschrift wäre natürlich ersetzt durch so eine Art Verkehrsschild ... Sie wissen schon, was ich meine.“
„Ja, Sie sprechen von der Sicherheit, die man unter den Leuten hätte, wenn man in etwa wüsste, wem man da gerade begegnet. So, wie bei einer Ampel. Dann würde die rote Plakette ein Stopp-Schild tragen und bedeuten: 'Ich bin gerade hoch ansteckend'.“ „Na, Sie sind ja heute Morgen mal auf Zack, Herr Pfarrer!“ Klara streckte ihm den erhobenen Daumen entgegen.
„Da würden dann aber doch auch einfach nur farbige Schildchen genügen?“, schlug van Kerkhof vor, der sich noch nicht sicher war, ob sie gerade ernsthaft diskutierten oder ob es hier mehr um spielerische Zusammenhänge ging.
„Nur farbig reicht nicht!“, rief Klara. „Vergessen Sie nicht die Farbenblinden. Die Erika zum Beispiel, der ihr Mann erkennt nicht mal, ob sie einen roten oder einen grünen Kittel anhat. Der denkt, dass sie immer denselben trägt. Stellen Sie sich mal vor, Sie würden nicht sehen, dass ich jeden Tag eine frische Kittelschürze anhabe. Das wäre ja furchtbar!“ Klara fuhr sich elegant mit der Hand über die Schürzentasche. „Das müsste ich gar nicht sehen, meine liebe Klara, das wüsste ich selbst im Dunkeln mit absoluter Sicherheit.“
Klara hielt kurz inne und wischte dann seine Bemerkung mit einer abweisenden Handbewegung und verlegenem Grummeln beiseite. „Sagen Sie mal lieber, wie Sie meine Idee mit den Plaketten finden! Das wäre doch sinnvoller als die zigtausend Handys, die die Kranken aufspüren sollen und die Nachricht dann erst noch an eine Sammelstelle geben oder was weiß ich. Und wir Älteren müssten uns dafür sogar noch so ein Ding zulegen und das alles erst mal lernen ...“
Der Pfarrer senkte den Blick, weil er den Ernst hinter Klaras Worten erfasste und ihre Gedankenarbeit nicht einfach so abtun wollte. „Mir persönlich gefällt die Idee mit den Handys aber auch nicht schlecht. Doch ich bin dafür nicht der richtige Ansprechpartner. Damit sollten Sie sich vielleicht an unseren Gesundheitsminister wenden. Wenn die Menschen bereit sind, sich auf diese Weise zu kennzeichnen, wird ihm Ihr Vorschlag schon zusagen. - Unsere Sekretärin würde Ihnen da bestimmt helfen, ein Schreiben aufzusetzen.“
„Pah, unsere Sekretärin und mich unterstützen!“, reagierte Klara mit demselben verächtlichen Tonfall, mit dem sie leider sehr oft Frau Wischnewski begegnete, wenn diese in ihrem Büro im Pfarrhaus saß. „Die kann sich jedenfalls in der nächsten Zeit schon mal ihren auffälligen Lippenstift sparen, wenn sie einkaufen geht“, fügte Klara mit Genugtuung hinzu, „den sieht dann nämlich keiner mehr. Ha!“
Sie schien kurz nachzudenken, bevor sie fortfuhr: „Hinter den ganzen Masken können sich jetzt natürlich auch die bösen Verbrecher gut verstecken. Da gelingen die Phantombilder nicht mehr so genau.“ Das Blitzen in Klaras Augen konnte van Kerkhof selbst von Weitem erkennen. Trotz dieser Krisenzeit war ihr das Interesse im Bereich der kriminalistischen Aufklärungsarbeiten noch nicht abhanden gekommen. Klara Schrupp, die Schnüffelnase, dachte er grinsend, um jedoch festzustellen, dass sie mit den Gedanken gleich wieder beim alten Thema war.
„Aber mir soll's auch egal sein mit den Plaketten. Ich gehe ja gar nicht unter die Leute. Mein gut gemeinter Gedanke gilt ja nur den anderen.“ Sie wirkte ein wenig beleidigt, weil ihr Chef nicht gleich mit Begeisterung auf ihren Vorschlag eingegangen war. Daher sagte der Pfarrer voller Überzeugung: „Eines steht für mich jedenfalls fest: Jemand wie Sie würde einen ganz besonderen Wind in die Politik bringen.“
Ein Zischen aus der Küche lenkte ihn ab. „Klara, ich glaube, Ihre Masken sind gar!“ „Sie immer mit Ihrem komischen Humor!“, konterte Klara, die aber sofort auf flinken Beinen den Weg die Treppe hinab nahm. (www.christoph-kloft.de)
Bisher erschienene Fortsetzungen:
Klara trotzt Corona, XXIII. Folge
Klara trotzt Corona, XXII. Folge
Klara trotzt Corona, XXI. Folge
Klara trotzt Corona, XX. Folge
Klara trotzt Corona, XIX. Folge
Klara trotzt Corona, XVIII. Folge
Klara trotzt Corona, XVII. Folge
Klara trotzt Corona, XVI. Folge
Klara trotzt Corona, XV. Folge
Klara trotzt Corona, XIV. Folge
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