Kein Platz für Optimismus: Aktuelle Kriminalstatistik zur Partnerschaftsgewalt
Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis sehen in den aktuell veröffentlichten Zahlen zur Gewalt in Partnerschaften keine Anzeichen für Optimismus. Ob Mord oder Totschlag, sexuelle Nötigung, Stalking oder Freiheitsberaubung: 81,3 Prozent der Betroffenen sind Frauen.
Neuwied. „Die Zahlen sprechen für sich und sind kein gutes Zeichen in Richtung gewaltfreies Miteinander in Partnerschaften und Familie“, sagt Doris Eyl-Müller, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Neuwied, „bei Delikten wie Vergewaltigung, sexuellen Übergriffen oder Nötigung in Partnerschaften sind die Opfer laut Statistik zu 98,4% weiblich.“ Dabei gehen Experten davon aus, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher ist und jede 3. Frau einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen war oder ist. „Die hohe Dunkelziffer ist sicherlich mehr als realistisch. Aus Beratungsgesprächen wissen wir, dass Scham und nicht zuletzt Angst viele Opfer von Gewalt daran hindern sich Hilfe zu suchen oder eine Anzeige zu erstatten“, erklärt Birgit Bayer, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neuwied.
„Die Kriminalstatistik darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Zahl der Opfer erheblich höher ist, denn Gewalt in engen sozialen Beziehungen betrifft häufig auch die Kinder. Als Zeugen dieser Dramen sind seelische Schäden nahezu vorprogrammiert“, so die Gleichstellungsbeauftragte weiter.
Die Statistik beinhaltet eine weitere alarmierende Zahl: 122 Frauen wurden 2018 bundesweit durch Partnerschaftsgewalt getötet, wobei der Tötung häufig gewalttätige Übergriffe vorgeschaltet sind. Umso wichtiger, dass von Gewalt betroffene Frauen frühzeitig aus der Gewaltspirale aussteigen, Hilfsangebote und Schutzeinrichtungen aufsuchen.
Neben den regionalen Hilfeangeboten, wie zum Beispiel der Interventionsstelle der Caritas, dem Frauennotruf Trotzdem-Lichtblick oder der Frauenbegegnungsstätte UTAMARA steht Betroffenen und Menschen aus dem sozialen Umfeld Betroffener das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ mit der Nummer 08000 116 016 rund um die Uhr zur Verfügung. In 17 Sprachen werden Informationen, zum Beispiel über Beratungsstellen in der Nähe und Unterstützung angeboten.
Die Gleichstellungsbeauftragten verweisen zudem auf die Internet-Seite der Initiative „Stärker als Gewalt“ www.stärker-als-gewalt.de, die ebenfalls eine Vielzahl von Hilfe- und Unterstützungsangeboten für betroffene Menschen bietet.
„Wir gehen davon aus, dass der Stresspegel in Beziehungen und Familien mit der Dauer der kontaktreduzierenden Maßnahmen eher steigt als sinkt, und das ist keine gute Voraussetzung für sinkende Fallzahlen im Bereich Partnergewalt oder Gewalt in engen sozialen Beziehungen. Stress war und ist leider ein guter Nährboden für Gewalt“, so die Gleichstellungsbeauftragten abschließend. (PM)
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