Jedes Schloss hat seinen Geist – auch das Schloss in Engers
Von Eckhard Schwabe
Wenn Kammermusik von weltbekannten Komponisten wie zum Beispiel Brahms, Beethoven den Kindern in einem neuen Format näher gebracht wird, dann ist man in der Villa Musica im Schloss Engers genau richtig. Hier wird ab Pfingsten das neue Online-Format „Spielplatz Villa Musica“ seine Premiere feiern.
Neuwied. Die schwere hölzerne Tür im Seitenflügel des Schloss Engers knarzt mächtig, als sie sich wie von Geisterhand öffnet. Im ersten Moment ist niemand zu sehen, aber dann steht der fahl erscheinende Gottfried von Saiten und Tasten (Boris Weber von der Freien Bühne Neuwied) vor einem. Gottfried kennt sich im und um das Schloss Engers sehr gut aus, wohnt er immerhin gute 250 Jahre in diesem prachtvollen Anwesen, welches im Zeitraum von 1759 bis 1762 am Rhein zwischen Koblenz und Köln errichtet wurde. Bereits auf dem Weg in den oberen Stock vernimmt man leise klassische Musik. „Psst" und mit dem Finger vor seinen dunkel erscheinenden Lippen bittet uns Gottfried leise zu sein, was geschieht hier gerade fragt man sich?
Die Tür öffnet sich und man ist sofort in einer anderen Welt.
Alexander Hülshoff, künstlerischer Leiter der Villa Musica, sitzt in einem Saal umgeben von Spiegeln und stimmt sein Cello in die richtige Tonlage, ein Flügel steht leicht erhöht und wartet, dass die Tasten ihn zum Klingen bringen. Plötzlich ist Gottfried mit einem Stuhl im Raum, den er gerade aus einem benachbarten Saal geholt hat, er schwebt förmlich über das geschichtsträchtige Parkett. Was passiert hier?
„Wir drehen gleich die erste Episode Spielplatz Villa Musica", platzt es förmlich aus Gottfried heraus. "Mit insgesamt zehn solcher von uns produzierten Episoden möchten wir im stilvollen Ambiente des Schlosses Engers Kindern klassische Musik unter anderem von Beethoven und Brahms auf eine moderne Weise näher bringen“, ergänzt der künstlerische Leiter Alexander Hülshoff.
Warum im Schloss Engers?
„Dieser Kultort ist prädestiniert, alleine durch seine Geschichte und dass wir seit 1995 mit unserer Akademie hier sind, machte uns die Wahl einfach“, berichtet Hülshoff. Der gute Geist Gottfried ergreift das Wort und ergänzt: „Ein weiterer Grund warum man sich für Engers, mein Schloss entschieden hat, ist die Tatsache, dass der Vater von Beethovens Mutter, man könnte auch sagen Beethovens Opa, hier im Schloss als Koch angestellt war und auch Brahms selbst über einen längeren Zeitraum im Rheintal und in Engers war und bei seinen Wanderungen die Inspirationen für seine späteren Werke fand.“ Man merkt deutlich, wie stolz es Gottfried macht, dass er seinen Teil zur kulturellen Weitergabe leisten kann und nicht nur durch das alte Gemäuer schwebt.
Ist es ein Konzert oder ein Theaterstück?
„Nein, es ist kein Konzert", hakt Gottfried ein, "ich bringe als Erzähler den Kindern die Komponisten näher, gebe ihnen Hintergrundinformationen auf eine leicht verständliche Weise, dabei werde ich von Musikern der Villa Musica Akademie unterstützt." Alexander Hülshoff ergänzt: „Das Online-Format haben wir ganz bewusst gewählt, wollen wir in Corona-Zeiten auch weiterhin kulturelles Wissen vermitteln, es ist auch kein Theaterstück im eigentlichen Sinne mit musikalischer Untermalung, es ist eine andere Art und Weise Kultur weiterzugeben.“
„Geplant sind vorerst zehn Episoden und die erste wird noch vor Pfingsten online gehen“, verrät Hülshoff, bevor uns Gottfried von Saiten und Tasten durch das Treppenhaus zur knarzenden hölzernen Tür begleitet, die hinter uns kräftig ins Schloss fällt.
Weitere Informationen um die Villa Musica im Schloss Engers finden Sie hier.
Eckhard Schwabe
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