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Nachricht vom 29.05.2020    

Schwimmbad Oberbieber: Frust und keine Abkühlung in Sicht

Von Eckhard Schwabe

Vor einigen Wochen, als noch wechselhaftes Wetter vorherrschte, war an Schwimmen noch nicht zu denken, jedoch kündigte die Landesregierung Rheinland-Pfalz an, dass Schwimmbadbetreiber Mitte Mai mit entsprechenden Vorkehrungen ihre Bäder öffnen könnten. Zu diesem Ankündigungszeitpunkt lagen aber noch keine der Corona-Pandemie entsprechenden Hygieneverordnungen für Bäderbetriebe vor.

Das Bad wird wohl in diesem Jahr geschlossen bleiben. Fotos: Eckhard Schwabe

Neuwied. Bei heißen Temperaturen sich abkühlen zu können war für viele schon in greifbare Nähe gerückt, hatte die Landesregierung Rheinland-Pfalz weitere Lockerungen der Corona geschuldeten Einschränkungen, hier im speziellen für Schwimmbäder, für Mitte Mai in Aussicht gestellt und offiziell angekündigt. Soweit war das für die Wasserratten eine gute positive Nachricht. Doch was dann folgte, dass treibt vielen den Schweiß und die Wut ins Gesicht.

Einen Tag vor dem von der Landesregierung geplanten möglichen Eröffnungstermin (27. Mai) kam erst die Hygieneverordnung mit den jeweiligen Vorgaben, unter denen die Bäder hätten geöffnet werden können. Dort wurden Maßnahmen angeführt, die eigentlich nicht erfüllbar sind.

Dazu HVO-Vorsitzender Rolf Löhmar: „Der Vorstand des Heimat- und Verschönerungsverein Oberbieber ist enttäuscht über die Vorgehensweise beim Thema Freibadöffnung. Die Landesregierung kündigt medienwirksam Mitte Mai die Möglichkeit zur Öffnung der Freibäder ab 27. Mai an. Einen Tag vorher wird ein Hygienekonzept erlassen, dass vielen Badbetreibern die Öffnung unmöglich macht. Trotzdem suggeriert die Landesregierung ‚an uns liegt es nicht‘“.

Der Vorstand des HVO hat am 27. Mai einstimmig beschlossen, dass Freibad in diesem Jahr nicht zu öffnen. Die Schwimmbecken wurden bereits im April durch die ehrenamtlichen Mitglieder aufwendig gereinigt und gestrichen. Anfang Mai wurden die Becken befüllt und die Wasseraufbereitung durch eine Fachfirma in Betrieb genommen. So konnte rechtzeitig die Wasserqualität geprüft werden. Die Wasserproben müssen zwei Wochen im Labor verweilen, um dann ausgewertet zu werden.

Bei der Untersuchung des Wassers aus allen Schwimmbecken gab es keine Beanstandungen. „In Zahlen ausgedrückt hat der HVO rund 10.000 Euro an Kosten für die in Aussicht gestellte Inbetriebnahme gehabt“, weiß Löhmar zu berichten. Weitere wesentlichen Beweggründe für den Verein, dass Bad in diesem Jahr nicht zu öffnen waren: Die Anzahl der Badegäste ist aufgrund der Nutzfläche auf rund 300 Besucher beschränkt. Bei gutem Badewetter hat das Bad 500 bis 1.000 Besucher!

Auch das Freibad im Nachbarort Rengsdorf mit dreifacher Kapazität öffnet in 2020 nicht. Dadurch wäre mit einem noch größeren Ansturm von Badegästen zu rechnen. Das kann der HVO nicht bewältigen. Am Eingang des Freibades ist ein Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten. Hier müsste ein Sicherheitsdienst vier von fünf Badegästen den Zutritt verwehren. Auch bei einem Betrieb wären erhebliche Vorbereitungen und Einschränkungen die Folge gewesen.

„Wir hätten im Schwimmerbecken mit Leinen Bereiche abtrennen müssen, in denen sich die Schwimmer hätten bewegen dürfen, dazu einen separaten Zu- und Abgang aus dem Schwimmbeckenbereich, um zu den Liegeflächen zu gelangen“, so Jürgen Muscheid vom Heimat- und Verschönungsverein Oberbieber, den der NR-Kurier am frühen Freitagmorgen begleitet haben, als er die Wasserzufuhr zu den Schwimmbecken im Familienbad Oberbieber sperrte und den Ablauf zur Entleerung der Becken geöffnet hat.



Reaktionen auf die Nichteröffnung ließen nicht lange auf sich warten
In den Sozialen Medien gab es nach dem Bekanntwerden der Nichteröffnung zum Teil hitzige Diskussionen, die in Teilen auch in Richtung Kommunalpolitik gerichtet wurden. So wurde geäußert, dass die Nichteröffnung unter anderem des Schwimmbades in Oberbieber Gefahren und weitreichende Probleme nach sich ziehen könnte, wenn Eltern mit ihren Kindern nicht wüssten, wo sie denn noch schwimmen gehen sollen, bei möglichen Temperaturen jenseits der 30 Grad. Auch, dass damit ein erhöhtes Risiko einhergehen kann, da man in Gewässern. wie dem an Neuwied vorbei fließenden Rhein Abkühlung suchen könnte. Betreiber der Bäder, der Stadt Neuwied und Politik müssten sich, was dieses Thema angeht, erneut zusammensetzen, um eine Lösung zu erreichen.

Dazu ein Statement von CDU-Fraktionsvorsitzenden Martin Hahn:
„Ich habe volles Verständnis für die Nichtöffnung des Bades. Die Landesregierung öffnet Sportanlagen, Bäder und lässt die ehrenamtlichen Betreiber (Vereine) im Regen stehen. Die viel zu spät kommunizierten und nicht umsetzbaren, mit immensen Kosten und Haftungsrisiken verbundenen Auflagen führen unweigerlich zu solchen Reaktionen.

Und das völlig zu Recht. Kitas und Schulen bleiben dicht - das Risiko ist zu hoch und wir haben kein Nutzungskonzept - und ehrenamtlich getragene Vereine sollen auf eigenes Risiko und vor allem auf eigene Kosten dieses Versagen der Landesspitze wett machen und in die Bresche springen. So nicht!

....und jetzt die Kommunen, die finanziell auch auf dem Zahnfleisch gehen und vom Rechnungshof und der Kommunalaufsicht gerade jetzt zu Sparorgien gezwungen werden als Finanzier ins Spiel zu bringen ist unredlich und inakzeptabel.

Ich bin gerne bereit, gemeinsam mit allen Verantwortlichen in unserer Stadt beim Land für praktikable Bedingungen und die finanziellen Rahmenbedingungen hierfür zu kämpfen.

Aber die Lasten und Risiken auf Vereine wie den HVO abzuwälzen ist verantwortungslos“, so Martin Hahn in seinem ausführlichen Statement zu einem Beitrag in den sozialen Medien.

Aus Sicht der Betreiber kann man festhalten, dass das Pferd wohl von hinten her aufgezäumt wurde. Von der Abfolge her, müsste bereits vor einer Ankündigung ein entsprechendes Konzept mit Vorgaben erarbeitet, dieses durch die Gremien geprüft werden, um dann im Zuge eines möglichen Eröffnungstermin den Betreibern im gleichen Atemzug die Vorgaben zu übermitteln. Somit wäre vielen schon viel früher die Entscheidung leichter gefallen, ob man öffnen kann oder nicht.
Eckhard Schwabe



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