Corona-Pandemie: Johanna brennt für die Schule
Von Eckhard Schwabe
Seit Mitte März war an einen normalen Schulunterricht durch die Corona-Pandemie nicht zu denken. Die Schulen schlossen ihre Türen, Schülerinnen und Schüler mussten zu Hause lernen, was dies neben den Schülern auch für die Eltern bedeutete wollte der NR-Kurier in einem exklusiven Gespräch mit Eltern von zwei schulpflichtigen Kindern wissen.
Kreis Neuwied. Die zehn Jahre alte Johanna sitzt bei schönem Wetter gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer fünf Jahre älteren Schwester unter dem Sonnenschirm und macht Hausaufgaben. Ihre Mutter Eva verrät: „Es war für mich und meinen Mann am Anfang nicht wirklich einfach, mussten wir die gesamte Struktur innerhalb der Familie umstellen und uns neu organisieren.“
Johanna, die in die dritte Klasse einer Grundschule als Integrationskind geht, schlägt gerade ihr Buch auf, um die nächsten Hausaufgaben zu beginnen. „Ich brenne für die Schule und bin wirklich froh, dass ich jetzt wieder in meine Klasse gehen kann und meine Klassenlehrerin sehe“, so Johanna.
Wie war das mit den Hausaufgaben?
Mutter Eva berichtet uns, dass zu Beginn die Aufgaben noch per Post kamen, kurze Zeit später hatten sich die Lehrer „fit“ am Rechner gemacht und die Aufgaben wurden per Mail versandt. Auch die Menge der Aufgaben war am Anfang noch etwas hoch, so waren zwei Stunden Hausaufgaben nicht selten, „puh, das war schon anstrengend“ hakt Johanna ein. „Was das Arbeiten mit Johanna anging, war es am Anfang schon schwer, wollte sie nicht so, wie ich mir das vorstellte und es gab hin und wieder eine kleine Diskussion.“ Johannas Mutter weiter: „Auch musste ich meinen Tagesablauf komplett umstrukturieren, was auch meinen Mann betraf, der als Bäcker nachts arbeitet und dann in den frühen Morgenstunden nach Hause kommt und sich dann normalerweise für ein paar Stunden hinlegt, dies war durch das zu Hause sein der Kinder und mir in den ersten Wochen so nicht möglich, aber auch das haben wir in den Griff bekommen.“
Eine Erfahrung die wir alle innerhalb der Familie gemacht haben ist die Tatsache, dass wir den erlernten Stoff gut nacharbeiten und vertiefen konnten, was für den jetzt wieder angelaufenen Schulbetrieb und die Entwicklung von Johanna wichtig und gut ist. Auch die Umstrukturierung innerhalb unserer Familie war eine Herausforderung, die rückblickend gute zwei Wochen gedauert hat, bis wir da im Trott waren.
Lehrer haben einen anderen Status bei den Kindern
Beide Eltern berichten im Gespräch, dass die Lehrer für das Lernen bei den Kindern ein ganz anderes Standing haben. Bei Mama und Papa kann man es ja mal versuchen, ob es nicht einfacher geht oder man das ein oder andere einfach nicht macht berichten beide unabhängig voneinander. Auch die Akzeptanz von klaren Worten ist in Teilen eine andere. Dazu passt dann der kurze mit einem breiten Grinsen kommende Einwand von Johanna auf die Frage, wie das Lernen so war „das Lernen mit Mama war soweit okay und mittelmäßig gut.“ Als nachteilig beim Homeschooling gerade für Johanna war der Wegfall der in der Schule angebotenen Hausaufgabenbetreuung. „Vor der Schließung der Schulen hatte Johanna schon einen Großteil der Aufgaben in der Schule gemacht, da mussten wir zu Hause nur noch etwas kontrollieren und je nach Fach nacharbeiten. Durch den Wegfall war es für Johanna und für uns Eltern mit einem deutlich höheren Zeitaufwand verbunden“, so die junge Mutter.
Ähnlich ging es auch Elisa, sie ist 15 Jahre alt und geht in die zehnte Klasse eines Gymnasiums. „Ich habe auch gut zwei Wochen gebraucht, bis das ich im Rhythmus war und mich selbst so organisiert hatte, dass ein Lernen und Nacharbeiten von Stoff ohne Probleme lief.“
Lief es von Anfang an reibungslos?
„Nunja, in der Anfangsphase passten die Absprachen zwischen den Lehrern nicht so ganz, aber alles in allem kann man in der Nachbetrachtung sagen, dass wir das gut hinbekommen haben. Was mir aber sehr gefehlt hat, waren die sozialen Kontakte und wir alle haben feststellen müssen, dass die Schule noch nicht auf dem Stand der Digitalisierung ist, wie wir das gerade in dieser Zeit hätten gebrauchen können“, so die junge Schülerin.
Elisa berichtet weiter, dass der organisatorische Ablauf von Woche zu Woche besser wurde, „man merkte, dass sich auch die Lehrer mehr mit dem Thema digitaler Unterricht beschäftigt haben, so konnten wir in unseren Lernkonferenzen doch einiges klären, was uns half den Stoff besser verstehen zu können.“
Zum Schluss unseres Gespräches erzählte uns Jörg noch, dass er gerade mit Johanna in den vergangenen Wochen statt Sportunterricht viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen sei und rund 600 Kilometer auf den Straßen rund um ihren Heimatort gefahren waren, was den ausgefallenen Sportunterricht gut kompensiert hätte.
Fazit
Alle sind sich einig, wir hatten Zeiten, wo wir nicht dran glaubten, dass wir alles so organisiert bekommen, dass es läuft, in der ein oder anderen Situation hätten wir uns seitens der Schulen ein wenig mehr Informationen gewünscht. Jetzt freuen wir uns, dass die Schulen, wenn auch nicht zu 100 Prozent, wieder den Unterricht aufnehmen.
Eckhard Schwabe
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