Kolumne „Themenwechsel“: Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung
Von Rabea Weller
GASTBEITRAG | Die Coronakrise ist allgegenwärtig, derzeit bleibt kein Bereich unseres Alltags davon unberührt. Jeden Tag gibt es neue Schlagzeilen, und das überall. Das ist gut so, denn Information ist wichtig. In unserer Kolumne wollen wir jedoch auch einen Blick auf die Themen werfen, die trotz Corona gerade aktuell sind, oder solche, die unsere Leser bewegen. Ein Gastbeitrag von Rabea Weller.
Wann haben wir angefangen, Verantwortung von uns weg zu schieben? Es gibt einen Satz, den ich diese Woche sehr oft zu hören bekommen habe, weil ich auf einem Social-Media-Kanal einen Post zum Thema Rassismus geteilt habe: "Was bringt es, wenn wir in Deutschland dagegen demonstrieren?" Diese Frage geht einher mit der Aussage "Wir sind doch nicht betroffen".
Aber genau dort beginnt das Problem, und genau dies sagt aus, wie sehr wir betroffen sind. Wir haben zwar das Glück, nicht direkt damit konfrontiert zu werden - aber das nicht, weil wir nicht davon betroffen sind. Wir weisen jegliche Verantwortung für unser Handeln von uns und sind uns keiner Schuld bewusst. Aber hier geht es gar nicht um Schuld, sondern um Verantwortung.
Auch in Deutschland gibt es Rassismus
Und das nicht zu wenig. Selbst Kanzlerin Angela Merkel, die übrigens das erste Staatsoberhaupt war, das im Falle George Floyd von Mord gesprochen hat, hat dies erklärt. Struktureller Rassismus geht nicht nur die Personen etwas an, die darunter leiden und sich seit hunderten von Jahren versuchen, dagegen zu wehren. Nun ist es unsere Aufgabe, ihnen endlich richtig zuzuhören. Wir sollten unsere Privilegien erkennen und so einsetzen, dass sie solidarische Wirkung erzielen.
Wir sollten uns informieren, bevor urteilen und wir sollten uns informieren, bevor wir uns darüber entnervt aufregen, dass dieses Thema in den Medien vertreten ist. Hier zählt nicht die Frage nach anderen Problemen, Whataboutism war nie unangebrachter als jetzt.
Aber wie kann Ich helfen?
Es gibt so viele Möglichkeiten, nicht nur gegen den Rassismus in Deutschland, sondern auch gegen Rassismus weltweit ein Zeichen zu setzen. Nutzen wir doch die Möglichkeiten unserer Zeit - wir können Petitionen unterschreiben und teilen, wir können offene Briefe verfassen, ohne, dass wir dafür bestraft werden. Im Gegensatz zu anderen sind wir frei und dürfen uns politisch engagieren, ohne dabei Angst um unser Leben oder das unserer Familie haben zu müssen. Wir können Bücher lesen und Dokumentationen schauen, wir können Menschen in unserem Umfeld auf Rassismus ansprechen und wir können vor allem zuhören. Wir sollten die Stimmen der Betroffenen wahrnehmen und sie bestärken, und nicht die Eventualität, dass auch unser Leben irgendwann einmal in Gefahr sein könnte, vor den aktuellen Diskurs stellen. Denn es geht hier nicht um uns, sondern darum, uns zu solidarisieren. Nicht darum, über die Stimmen der Betroffenen zu sprechen.
In diesem Sinne: Bitte informieren Sie sich, bevor Sie wegschalten, wenn die Proteste erwähnt werden. Bitte informieren Sie sich, bevor Sie sagen "Aber ich bin doch nicht rassistisch". Das Problem liegt nämlich leider darin, dass trotzdem Rassisten Verbrechen begehen können. Egal, ob wir selbst die Schuld von uns weisen.
Wir lesen uns am Mittwoch!
www.change.org/p/mayor-jacob-frey-justice-for-george-floyd
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