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Nachricht vom 30.06.2020    

Bätzing-Lichtenthäler: Trotz Krise den Blick in die Zukunft richten

Der persönliche Austausch ist unersetzbar, da sind sich Sabine-Bätzing-Lichtenthäler und Karl-Ernst Starfeld, Chef der Agentur für Arbeit Neuwied und alle Teilnehmer der Gesprächsrunde einig. Die Staatsministerin und Abgeordnete des Landkreises Altenkirchen und der Agenturchef trafen sich, um sich über die aktuellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt auszutauschen.

Foto: privat

Neuwied. Die Landkreise Neuwied und Altenkirchen sind stark von Kurzarbeit betroffen. So war es ein wichtiges Anliegen von Sabine-Bätzing-Lichtenthäler, zu erfahren, wie sich die aktuelle Situation vor Ort gestaltet. Anna Pauli, Bereichsleiterin im Operativen Service der Arbeitsagentur, der für die Bearbeitung der Anträge auf Kurzarbeit verantwortlich ist, berichtete von der enormen Flut von Anzeigen in den ersten Wochen der Krise: „Im März gab es im Agenturbezirk über 2.000 Anzeigen, im April 714, im Mai 98. Die neue große Herausforderung ab Juni wird nun sein, die Erhöhungen des Kurzarbeitergeldes nach drei Monaten zu bearbeiten.“

Über 40.000 Beschäftigte sind im Agenturbezirk betroffen, insbesondere aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Handel, dem Bau- und dem Gastgewerbe und dem Gesundheits- und Sozialwesen. Um die Flut der Anzeigen in angemessener Zeit bearbeiten zu können, wurde im Rahmen der Krise das Personal innerhalb des Fachbereichs um das 14-fache aufgestockt. „Wir sind froh, dass die Kurzarbeit von vielen Unternehmen sofort genutzt und angenommen wurde. Sie ist das stärkste Instrument gegen Arbeitslosigkeit in der Krise“, so Karl-Ernst Starfeld.

Dennoch sei die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen drei Monaten stark gestiegen und es sei auch in den nächsten Monaten mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Mit derzeit 9.888 Arbeitslosen ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 2.357 Personen gestiegen, die Arbeitslosenquote auf 5,8 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass wir schon im Juni die 10.000er-Marke übersteigen werden“, so Karl-Ernst Starfeld. Gerade Beschäftigte in Helfertätigkeiten würden derzeit häufig arbeitslos. „Für diese Menschen wird es möglicherweise schwer, schnell wieder eine Arbeit zu finden“, so der Agenturchef.

Daher sei die Qualifizierung ein weiteres wichtiges Instrument der Arbeitsagentur – auch um Phasen der Arbeitslosigkeit im Hinblick auf die strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt individuell sinnvoll zu nutzen. Neben den Bildungsmaßnahmen, die während des Lockdowns zunehmend online angeboten wurden – wie kaufmännische Weiterbildungen, digitalisiertes Personalwesen etc. – sollen mit den Lockerungen einhergehend auch Bildungsmaßnahmen im Präsenzbetrieb (zum Beispiel Busfahrer, Pflegekräfte) wieder intensiviert werden.

Für Unternehmen und ihre Mitarbeiter könne es zunehmend interessant werden, längere Phasen der Kurzarbeit mit Unterstützung der BA für Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen. Viele Unternehmen hätten bis Ende des Jahres und darüber hinaus Kurzarbeit angemeldet und würden diesen Zeitraum für eine grundsätzliche Neuaufstellung nutzen. Hier böte sich eine Kooperation mit der Agentur direkt an, so Starfeld. Aber: „Die Kurzarbeit betrifft in dieser nie dagewesenen Situation Unternehmen und Branchen, die noch nie mit Kurzarbeit zu tun hatten. 84 Prozent der Betriebe, die Kurzarbeit angezeigt haben, zählen zu den Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern.“ Hier würden sich vielfach keine Möglichkeiten bieten, eine solche Maßnahme zu starten.



„Wenn die kleinen Betriebe wieder ihre Geschäftstätigkeit aufnehmen, brauchen sie alle Mitarbeiter“, sagt Sabine Bätzing-Lichtenthäler. „Der Lockdown hat Unternehmen zum Teil in eine existenzbedrohende Situation versetzt. Es ist daher verständlich, wenn der erste Gedanke der Betriebe nicht in Richtung von Qualifizierungsmaßnahmen geht. Trotzdem kann ich sie nur ermutigen, darüber nachzudenken, dort wo sich Möglichkeiten bieten, diese Phase für die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen.“

Die Unternehmen, die eine Beratung zu diesen Themen wünschen, sollen entweder ihren Ansprechpartner in der AA Neuwied kontaktieren oder können sich über die 0800-4 5555 20 nähere Informationen holen.

„Es herrscht insgesamt eine große Verunsicherung, was die Zukunft bringt“, ergänzt Thomas Becker, stellvertretender Leiter der Arbeitsagentur. Die wirke sich zusätzlich auf das Einstellungsverhalten aus, das derzeit von starker Zurückhaltung geprägt sei. „Davon ist auch unser Ausbildungsmarkt betroffen. Zwar haben wir kaum weniger Ausbildungsstellen als im Vorjahr, aber die Besetzung der Stellen ist eine große Herausforderung“, so Becker. Die Berufsberater seien nicht wie üblich in den Schulen und die Agentur bislang für den Besucherverkehr geschlossen. “Wir haben auf Seiten der Bewerber ein deutliches Minus:“ Und nicht alle Unternehmen, die eine Ausbildungsstelle anböten, würden diese in der aktuellen Situation besetzen.

„Wenn Unternehmen ums Überleben kämpfen, ist die Suche nach einem Auszubildenden möglicherweise erst einmal hintenangestellt“, sagt Sabine Bätzing-Lichtenthäler. „Aber all jene, die heute nicht ausgebildet werden, fehlen in den Betrieben als qualifizierte Fachkräfte, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt.“

Sabine Bätzing-Lichtenthäler sieht die Situation dennoch auch als Chance: „In den letzten Wochen hat sich das Bewusstsein für die Funktionalität unseres Sozialen Systems verändert. Die Menschen wissen die Absicherung durch Kurzarbeit und staatliche Kredite und auch unser Gesundheitssystem ganz anders zu schätzen.“ Auch habe die Digitalisierung durch die Corona-Krise einen gewaltigen Schub bekommen, viele Betriebe hätten sich umgestellt und würden soweit möglich Heimarbeit anbieten. „Eine verlässliche Prognose für die Zukunft ist derzeit schwer zu treffen“, sagt Sabine Bätzing-Lichtenthäler. „Wir werden jedoch alles dafür tun, dass wir den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Rheinland-Pfalz auch in dieser neuen Normalität so viel Sicherheit wie möglich bieten.“ (PM)



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Mehr dazu:   Sabine Bätzing-Lichtenthäler  
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