Üppiger Zichorien-Strauch wächst auf Altem Friedhof
Hans-Joachim Feix ist stolz, stolz auf seinen sich prächtig entwickelnden Zichorien-Strauch, den er auf dem Alten Friedhof gesetzt hat. Zur blau blühenden Zichorie hat der Mann, der sich intensiv um den Erhalt der Gräber auf dem Alten Friedhof kümmert und viel zu dessen Historie zusammengetragen hat, eine besondere Beziehung, hat er doch bei seinen Recherchen über die dort begrabenen Persönlichkeiten einiges über den Zichorien-Fabrikanten Christoph Heinrich Reusch in Erfahrung gebracht.
Neuwied. Der 1783 in Neuwied geborene Reusch wollte zwar zunächst Architekt werden, stieg aber dann zu einem weithin bekannten „Cichorien-Fabrikanten“ auf, nachdem er die Idee von einem Studienaufenthalt in Braunschweig mitgebracht hatte. Als Folge der Kontinentalsperre von 1806 gab es in Deutschland kaum echten „Bohnen-Kaffee“. Als Alternative wurde der koffeinfreie „Muckefuck“ („Caro-Kaffee“) entwickelt, ein Kaffeeersatz, bei dessen Herstellung Extrakte der Zichorienwurzeln Verwendung finden. Reusch überzeugte die Neuwieder Bauern vom Anbau der Pflanze und brachte seinen „Neuwieder Pfau-Kaffee“ auf den Markt – und reüssierte. Zwischen 1818 und 1823 entstand eine große Fabrik, in der Folge entstand eine regelrechte Neuwieder Zichorien-Industrie.
„Die Zichorie ist eine wertvolle Pflanze, die sehr lange Pfahlwurzeln besitzt. Leider wird sie heute von vielen nur noch als Unkraut betrachtet“, bedauert Feix. Ein Umstand der sich nun ändern könnte, denn immerhin wurde die Zichorie, auch als „Gemeine Wegwarte“ (Cichorium intybus) bekannt, zur „Heilpflanze des Jahres 2020“ erkoren. Sie wird unter anderem als Mittel bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Auch Salatliebhabern ist die Wegwarte bekannt, ihre Kulturformen sind nämlich Chicorée und Radicchio. Für Feix steht daher fest: „Würde Neuwied eine Wappenblume wählen, so müsste die Zichorie erste Wahl sein.“
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