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Nachricht vom 02.07.2020    

Sommerschule Rheinland-Pfalz – Gut oder nur gut gemeint?

Sommer und Schule - das ruft zunächst einmal ganz unterschiedliche Assoziationen hervor und schließt sich eigentlich gegenseitig aus. Nicht so in diesem Jahr: Mit der landesweiten Sommerschule Rheinland-Pfalz sollen Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 8 an den Grund- und Weiterführenden Schulen Versäumtes aufholen und so möglichst gut vorbereitet in das Schuljahr 2020/21 starten. Dies ist die Vorstellung des Landes Rheinland-Pfalz, das die Sommerschule initiiert hat.

Symbolfoto

Neuwied. Soweit – so gut. Doch kann die Sommerschule, die nach dem Willen des Landes ein Förderangebot zum Schließen von Wissenslücken sein und gleichzeitig Spiel und Spaß bieten soll, halten, was die Bildungsministerin sich davon verspricht? Da ist zumindest Landrat Achim Hallerbach eher skeptisch.

„Selbstverständlich wollen alle Beteiligten im Kreis, dass den Jungen und Mädchen so viel Förderung und pädagogische Unterstützung zu Gute kommt, wie nur irgend möglich. Gemeinsam mit den Verbandsgemeinden und der Stadt werden wir Schulträger die uns zugedachte Aufgabe umsetzen und für bestmögliche Rahmenbedingungen sorgen“, umreißt der Landrat die Bemühungen auf Kreisebene, möglichst schnell die Sommerschule in den Schulen aller Schularten auf die Beine zu stellen.

Das ist aber zunächst einmal leichter gesagt, als getan
Schon am Freitag dieser Woche beginnen die Ferien und bis dahin sollte die Sommerschule zumindest in Ansätzen koordiniert sein und die Eltern in etwa wissen, worauf sie sich und ihre Kinder in der 5. oder 6. Ferienwoche einstellen können. „Kein leichtes Unterfangen, denn zumindest bis heute Mittag hat man uns noch nicht mitgeteilt, wie viele Schülerinnen und Schüler für die einzelnen Schulen und Schularten im Kreis überhaupt beim Land ihr Interesse bekundet haben“, so Hallerbach weiter.

Was wir bis jetzt wissen, ist überschaubar. Für weniger als 900 Schülerinnen und Schüler über alle Schularten und den gesamten Kreis hinweg haben die Eltern Interesse an der Sommerschule angemeldet. Dem gegenüber stehen maximal 73 vom Land geförderte Freiwillige – Oberstufenschüler, Lehramts-Studenten oder pensionierte Lehrer – die die pädagogische Unterstützung leisten sollen: An fünf Tagen in der Woche jeweils drei Stunden.



Netto also höchstens 15 Stunden, die die Jungen und Mädchen in der Sommerschule verbringen, denn in 5. Ferienwoche besuchen andere Schülerinnen und Schüler die Sommerschule als in 6. Ferienwoche.

„Die Erwartung der Eltern ist hoch. Ich habe große Sorge, dass Kinder beziehungsweise deren Eltern mit der Sommerschule die trügerische Hoffnung verbinden, Wissenslücken, die Corona-bedingt entstanden sind, schließen zu können. Das wird nicht so sein können“, befürchtet der Landrat. Leider müssen die Schulträger mit einem unausgereiften Konzept arbeiten, welches mit der Erwartungshaltung an eine „Schule“ wenig zu tun habe.

Auch die schon bekannten Rahmenbedingungen der Sommerschule bereiten dem Landrat Sorge: „Das Land möchte, dass Angebote für Schülerinnen und Schülern mehrerer Schulen an zentralen Orten gebündelt werden sollen; gleichzeitig sollen die Eltern das Hinkommen und Abholen selbst organisieren. Das wird für viele berufstätige beziehungsweise wenig mobile Eltern in unserem ländlich strukturieren Kreis eine echte Hürde und in vielen Familien wohl auch den Bedarf bestimmen. Trotzdem sind wir uns natürlich unserer Verantwortung bewusst und werden mit Hochdruck die uns zugedachte kurzfristige Umsetzung vorbereiten“, blickt Achim Hallerbach auf die nächsten Tage. (PM)


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