Viele Bäume zieren das Neuwieder Roentgen-Museum
Von Helmi Tischler-Venter
„Der Baum“ ist das Thema, das sich die Künstler der Gruppe 93 – Bildende Künstler Neuwied e.V. für die diesjährige Ausstellung ausgewählt haben. Sie haben sich in diversen Techniken der verschiedenen Facetten dieses uralten und gerade hoch aktuellen Themas angenommen und in 81 eindrucksvollen Arbeiten umgesetzt, die bis zum 6. September im Roentgen-Museum zu besichtigen sind.
Neuwied. Corona-bedingt entfiel eine offizielle Eröffnung mit vielen Menschen, doch die interessierten Besucher freuen sich sichtlich, dass wieder Kunst geboten wird. Den Hygieneregeln folgend, ist die Laufrichtung durch die Räume vorgegeben. So trifft man gleich zu Anfang auf tanzende Bäume, die Gastaussteller Dr. Karl-Heinz Schlolaut im Wind wiegen lässt. Sie stehen im Dialog mit Uta Weilers roten und blauen, fragil wirkenden Bäumchen, deren Silhouetten sich in der Glasplatte eines Steingrabs spiegeln und so sowohl die Vergänglichkeit als auch die lebenswichtige Bedeutung für Menschen symbolisieren.
Die Farbigkeit des Ökosystems Wald hält Helga Gans-Eichler in Mischtechnik auf der Leinwand fest. Dagegen wählt Lois Michele Wetzel verbrannte Asche-Grautöne für ihre „Stick of Match“-Arbeiten auf Papier, das auch einst ein Baum war.
Sehr lebendig und vielfarbig ist der „Blick durch Bäume am See“, kleinformatig von Gerhard Wienss festgehalten, der gern naheliegende Motive malt, zum Beispiel „Nachbars Baum“ oder „Waldrand Thalhausen“. In ihrer typischen Mixtechnik stellt Frieda Wionzek einen Waldsee dar mit dem märchenhaften Titel „Bambis Kneipe“.
Die schuppige Oberfläche der Gipsplastik „Pinie“, die in Erinnerung an den verstorbenen Künstler Knut Manns mit ausgestellt ist, erinnert an ein Krokodil, ein weiteres Urzeitwesen. Ebenso langlebig ist das „Naturdenkmal Mammutbaum“, von Marie Schäfer in strahlendem Sonnenlicht fotografiert. Franz K. von Stockert dokumentiert fotografisch die jahreszeitlichen Veränderungen von Bäumen in Neuwied.
Sybille Lenz stellt zu ihren farbintensiven Ölgemälden gleich drei sympathische Käfer aus Keramik als Wald-Bewohner vor. Ihre dekorative Plastik „Totem“ aus Nadelholz, Schmelzbasalt und Hartholz ergänzt Gastausstellerin Ulla Windheuser-Schwarz durch Ölgemälde.
Lilo Jaschiks leuchtende Aquarelle stellen Alleen dar, daneben beeindruckt eine dreiteilige Detailstudie durch gekonnt umgesetzte, reduzierte Formen und Farben. In den Werken der Gastausstellerin Daniela Schneider sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, denn man blickt durch Furnierstreifen auf schematisierte Bäume auf Steinpapier, eine Mixtechnik, die Tiefe erzeugt.
Ulrich Christian schafft es in seinen Radierungen seine geliebten Labyrinthe mit Bäumen zu verbinden. „Der letzte seiner Art?“ lautet der Titel einer Arbeit. Hoffnungsvoll stimmen dagegen Sigrid Langerts kräftige Samenkörper aus Keramik und die riesig-kraftvollen Früchte der Eiche vor zweideutig wirkenden Baumskizzen von Marianne Dick.
Im Museumsgarten hat Norbert Bleidt Bretter-Bäume vor lebenden Bäumen platziert. Jedes einzelne Brett war einmal Teil eines Baumes. Die Bretter hat der Künstler wieder zu Baumformen zusammengefügt und in die Natur gestellt: Anfang und Ende des Baumes in Konfrontation.
Das Roentgen-Museum ist dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. An den Sonntagen während der Ausstellung sind auch einige Künstler vor Ort. htv
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