Nicole nörgelt …über Ohrwürmer
Von Nicole
GLOSSE | Hatten Sie schonmal einen Ohrwurm? Sie wissen schon, so eine kleine, fiese Melodie, die sich in die Gehörgänge eingräbt und sich nicht mehr abschütteln lässt, die einen den ganzen Tag verfolgt, so lästig ist wie eine Horde Staubsaugervertreter von den Zeugen Jehovas vor der Haustür? Ich habe mir neulich so einen eingefangen und was mich am meisten geärgert hat, war, dass ich einfach nicht darauf kam, was ich da den ganzen Tag vor mich hinsummte.
Dierdorf. Eigentlich ist eins der Nachbarskinder daran schuld. Der Kleine bekommt seit ein paar Monaten Klavierstunden und übt jeden Morgen brav seine Stücke. So laut, dass ich es auch schräg gegenüber noch dank der geöffneten Fenster höre, und seinem Anfängerstatus angemessen oft genug ziemlich falsch. Vor ein paar Tagen klimperte er dann eine Melodie, die mir sofort bekannt vorkam. Ich ertappte mich schon nach ein paar Minuten dabei, wie ich mitsummte, zuerst leise und dann mit wachsender Begeisterung.
Ich hatte die Töne immer noch im Kopf, als ich mich auf den Weg zu diversen Besorgungen machte. Ich summte bei Warten vor dem Bäckertresen, trällerte in der Apotheke und wiegte mich vor mich hin fiepsend beim Warten vor dem Postschalter. Klar sind mir die irritierten Blicke der anderen Kunden hin und wieder aufgefallen, aber anfangen konnte ich damit nichts. Gucken die jeden so an, der sich einen lästigen Ohrwurm eingefangen hat? Als ob ich was dafür könnte! Und was mich da so lästig verfolgte, war mir immer noch nicht eingefallen.
Der Groschen fiel erst, als ich im Supermarkt meines Vertrauens den Wagen durch die Gänge schob. Natürlich immer noch summend – bis ich um die Ecke bog und wie jedes Jahr fast aus allen Wolken fiel, als ich plötzlich vor einem großen Haufen Printen, Spekulatius und Stollen stand. Hatten wir nicht gerade noch Hochsommer und 30 Grad im Schatten? Und plötzlich ist Weihnachten – und ich mittendrin. Denn das kleine Liedchen, das ich schon den ganzen Tag fröhlich vor mich hinsang… das war „Kling Glöckchen, klingelingeling“.
Tja. Das Nachbarskind ist jedenfalls zeitig dran mit dem Üben seiner musikalischen Darbietung für den Heiligabend. Ich habe ihm eine Packung Printen gekauft und sie ihm mit einem Weihnachtsmann-Sticker versehen vor die Tür gestellt. Also, falls Sie sich auch manchmal fragen, wer das Zeug im August schon kauft – schuldig!
Und sollten Sie jetzt auch einen Ohrwurm haben, entschuldige ich mich aufrichtig. Aber es hätte schlimmer kommen können. Zum Glück übt das fleißige Klavierkind nicht „Last Christmas“…
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund!
Ihre Nicole
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