Die Feuerwehren plagen Nachwuchssorgen
Von Eckhard Schwabe
Ehrenamtliches Engagement ist eine der Säulen, auf die es in der Bevölkerung ankommt. Immer mehr hört man aber, dass gerade das so wichtige Ehrenamt Feuerwehr über Nachwuchssorgen klagt. Sei es der demografische Wandel, oder einfach die fehlende Lust, sich in einem so wichtigen Ehrenamt wie der Feuerwehr zu engagieren.
Neuwied. Es gibt nur wenige Feuerwehren, die personell aus dem Vollen schöpfen können. Nicht so bei der Feuerwehr in Neuwied. Mit rund 270 aktiven Mitgliedern und einem seit Jahrzehnten einmaligen System der ständigen Bereitschaft, muss die Feuerwehr Werbung für das ehrenamtliche Engagement machen.
So wie am Montag, dem 14.September, als sich im Rahmen der Zwölf-Wochen-Tour des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz die Feuerwehr der Stadt Neuwied der Bevölkerung auf dem Neuwieder Luisenplatz vorstellte. Es gab reichliche Informationen rund um das Ehrenamt Feuerwehr in Neuwied. Im Laufe des Tages besuchten Interessierte den Stand und holten sich Informationen oder fragten gleich konkret nach Möglichkeiten, sich bei der Feuerwehr einbringen zu können.
Kai Jost, Wehrleiter der Stadt Neuwied zeigte sich bei seinem Besuch sehr erfreut und dankbar, dass „seine“ Feuerwehr auf guten und soliden Füßen steht, aber so ganz ohne die ein oder andere Sorgenfalte hinsichtlich der Personaldecke war Jost nicht. „Wir haben in Neuwied ein seit Jahrzehnten gutes System mit der ständigen Bereitschaft in der Innenstadt“, so Jost. Aber nicht nur die Personalentwicklung ist eine der Aufgaben des Wehrleiters, es kommen noch vielfältige Bereiche hinzu. Er muss sich neben der personellen Aufstockung auch um Dinge wie die Finanzierungen der möglichen Beschaffungen kümmern.
Dazu Jost: „Die Politik hat gemeinsam mit der Feuerwehr die Aufgaben mit ihren jeweiligen Schwerpunkten aufgefasst und arbeitet gemeinsam mit uns an der Umsetzung“. Auch Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig zeigte sich sichtlich angetan von dem Einsatz seiner Neuwieder Feuerwehr. „Ein so wichtiger Baustein für die Bevölkerung darf nicht vernachlässigt werden und wir arbeiten alle daran, das Beste für unsere Feuerwehr zu leisten, denn sie leisten einen enormen Beitrag für die Sicherheit unserer Bewohnerinnen und Bewohner.“
Neuwieds Wehrleiter hat neben der Gewinnung von Nachwuchskräften einen Wunsch: „Ich möchte eine zukunftsfähige Entwicklung der Feuerwehr, denn damit tragen wir als Feuerwehr maßgeblich zum Schutz der Bevölkerung bei.“ So sind sich Jost und Oberbürgermeister einig, dass trotz knapper Kassenstände für das Ehrenamt Feuerwehr weiterhin etwas getan werden muss und dazu gehört auch eine solide Personaldecke, denn ohne die Aktiven kann nicht geholfen werden.
Nachwuchs ist immer willkommen
Seit geraumer Zeit scheinen die Zahlen landesweit stabil zu sein, hört man nicht zuletzt vom Landesfeuerwehrverband, jedoch, wenn man es genauer betrachtet, sinken die Zahlen der Aktiven. Umso wichtiger ist es, dass für Nachwuchs gesorgt wird. Hier ist die Jugendfeuerwehr ein unverzichtbarer Bestandteil. In den letzten Jahren traten nach Informationen der Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz pro Jahr rund 1.100 bis 1.200 Jugendliche in die aktive Wehr landesweit über. Leider gibt es keine Erhebungen, die mitteilen, wie viele davon auch dabeibleiben, denn nach diesen Zahlen müsste die Gesamtzahl steigen und nicht wie vor der 12-Wochen-Tour durch den Landesverband in einem Telefoninterview geäußert, bei 51.000 liegen.
In den Reihen der Jugendfeuerwehr ist man zufrieden, dies äußerte auch Landesjugendfeuerwehrwart Matthias Görgen. Er ist stolz auf die Jugendfeuerwehr und was sie leistet. Er wünscht sich für die Zukunft noch mehr Unterstützung durch die Kommunen und Arbeitgeber, dass man Jugendwarte für Aus- und Weiterbildungen vermehrt freistellt, ohne dass sie die Ausbildungen mit der Inanspruchnahme ihrer Urlaubstage durchführen müssen. Hier sind alle Träger entsprechend gefordert, denn wenn es die Jugendfeuerwehr mit ihren rund 13.000 Mitgliedern nicht gäbe, wäre überhaupt kein Nachwuchs in Sicht, sind sich die Interessenvertreter einig. Seitens des Gesamtverbandes sollte oder müsste noch mehr „Druck“ auf die Politik ausgeübt werden, dass Freistellungen mit Fortzahlung der Löhne und Gehälter gewährleistet wird und man daran auch nicht rütteln kann seitens der Arbeitgeber.
Eckhard Schwabe
Kommentar:
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ist nicht die Stärke des Landesverbandes der Feuerwehr
Bei verbesserter Kommunikation des Landesverbandes wären sicherlich mehr Interessierte in Neuwied vorbeigekommen. So stellt es sich aus der Sicht der Kuriere dar. Eine Pressemitteilung des Landesverbandes über die Orte und Zeiten der Aktion erfolgte nicht. Lediglich die Feuerwehr Vettelschoß hatte angekündigt, dass der Landesverband kommt und Ort und Zeit der Nachwuchswerbung über uns veröffentlicht. Auch auf der Homepage des Landesverbandes ist der Tourenplan nicht zu sehen (oder so gut versteckt, dass wir ihn nicht gefunden haben).
Lediglich bei Facebook hat der Landesverband die Tour wöchentlich gepostet. Aber der Termin am gestrigen Montag in Neuwied wurde erst am heutigen Dienstag gepostet. Die landesweite Reichweite bei Facebook des Verbands liegt lediglich bei knapp 7.000 Followern. Wir als Kuriere haben mehr als das Zehnfache an Followern. Dazu kommt noch zusätzlich die redaktionelle Reichweite. Hier hat der Landesverband im nördlichen Rheinland-Pfalz kräftig Potential verschenkt. Schade, denn die Aktion ist aufwändig und kostenintensiv.
Wolfgang Tischler
-Chefredakteur-
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