Was kommt nach dem Borkenkäfer?
Angesichts der extremen Trockenheits- und den Borkenkäferschäden sind Walbesitzer und Förster im Kreis Neuwied gegenwärtig erheblich gefordert, die geschädigten Flächen vollständig von den Schadhölzern zu beräumen und erheblich gefordert, um einen neuen Waldbestand aufzubauen. Das ist nicht nur sehr kostenträchtig, sondern auch mit schwierigen Fragen, wie zum Beispiel der richtigen Auswahl standortgerechter und klimaverträglicher Baumarten verbunden.
Bad Hönningen. Der Kreiswaldbauverein Neuwied hatte am 15. September 2020 zusammen mit Revierleiter Christoph Kirst in den Bad Hönninger Stadtwald am Mahlberg zu einer praxisorientierten Weiterbildungsveranstaltung eingeladen.
Der zweite Vorsitzende des Kreiswaldvereins, Uwe Werner, konnte dazu mehr als 60 Teilnehmer aus dem gesamten Kreis Neuwied begrüßen. Revierleiter Kirst erläuterte die waldbauliche Situation des gesamten Stadtwaldes und speziell die forstlichen Gegebenheiten rund um den Mahlberg. Dort sind in den letzten zwei Jahren fast alle etwa 60-jährigen Fichtenbestände in den ansonsten vorherrschenden Laubmischbeständen vom Borkenkäfer vernichtet worden. Die Teilnehmer der Veranstaltung konnten in einem Rundgang unterschiedlich große Freiflächen und die zwischenzeitlich durchgeführten Aufforstungsmaßnahmen kennenlernen.
Grundsätzlich sind drei Wege der Wiederbewaldung möglich:
1. Die Naturverjüngung
Sie eignet sich dazu, wenn in der Nähe der Freifläche ausreichend samentragende Laub- und Nadelhölzer vorhanden sind und die Freifläche noch nicht vergrast oder von Brombeeren überdeckt ist.
2. Der Voranbau
Mit einer begrenzten Anzahl von 500 bis 1.000 mehrjährig verschulter Jungpflanzen je Hektar wird der künftig bestimmende Baumbestand neu gepflanzt. Das erfordert den Einzelschutz jeder einzelnen Pflanze mit einem dauerhaften Gittergewebe.
3. Mit einer Stückzahl von 3.000 und mehr Jungpflanze je Hektar wird der Gesamtbestand des künftigen Waldes neu gepflanzt. Wegen der im Kreis Neuwied hohen Wilddichte (vor allem Reh- und Rotwild) müssen die Freiflächen in der Regel mit einem Wildzaun vollständig umgeben werden.
Bei der Besichtigung des Voranbaus wurde im Gespräch mit Revierleiter Kirst deutlich, dass besonders die Auswahl der Baumarten, die mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurechtkommen können, mehr als schwierig ist. Im Stadtwald von Bad Hönningen werden sogar Korkeichen auf ihre waldbauliche Eignung in unserer Region getestet. Die Waldbesitzer fragten natürlich auch nach den Kosten der verschiedenen Arten der Wiederbewaldung. Diese dürften nach Einschätzung des Privatwaldbetreuers des Forstamtes Dierdorf, Dieter Steinebach, stets in der Größenordnung von fünf bis acht Euro je Einzelpflanze liegen.
Damit kommen auf die Waldbesitzer finanzielle Aufwendungen von 5.000 bis 10.000 Euro je Hektar zu. Diese Kosten lassen sich unter den zu erwartenden Verkaufserlösen von Holz nur noch in den seltensten Fällen erwirtschaften. Deshalb haben Bund und Länder, so Förster Steinebach, neue Förderprogramme aufgelegt, die den kommunalen und privaten Waldbesitzern helfen sollen, alle Freiflächen wieder zu bewalden. Die gesellschaftlichen Leistungen des Waldes (Wasser-, Klima-, Arten- und Bodenschutz sowie Erhaltung der Kulturlandschaft) werden von allen Mitbürgern genutzt, nicht nur von den Waldbesitzern. Letztere hätten allerdings durchaus einige Bürokratiehürden zu nehmen, wenn sie die zugesagte Förderung in Anspruch nehmen wollten. Er bietet deshalb allen Waldbesitzern an, dabei Hilfestellung zu leisten.
Vor dem anschließenden Gedankenaustausch in der Mahlberg-Hütte dankte Uwe Werner Revierleiter Christoph Kirst und Privatwaldbetreuer Dieter Steinebach für die hervorragende Ausrichtung dieses Waldbildungstages (unter Einhaltung der Corona-Vorgaben). Allen Teilnehmer sagte er weitere Unterstützung seitens des Kreiswaldbauvereins in diesen für den Wald, wie für seine Eigentümer, schwierigen Zeiten zu.
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