Ehepaare kommen in den Himmel – In der Hölle waren sie schon
Von Helmi Tischler-Venter
Der Titel seiner Kabarettveranstaltung verrät, worum es bei Stefan Bauer geht: Paarbeziehungen, vor allem bei Ehepaaren, die schon länger miteinander leben. Bei den Männern fallen dann womöglich Midlife Crisis und Panik wegen des ersten Freunds der Tochter zusammen. Das Ergebnis ist eindeutig ein Abnehmen des Sexuallebens bis zum totalen Exitus.
Waldbreitbach. Stefan Bauer, der bereits zum sechsten Mal auf der Bühne im Hotel zur Post gastierte, ist immer ein Garant für ein ausverkauftes Haus. Da die aktuelle Corona-Verordnung nur stark reduzierte Besucherzahlen zulässt, spielte Bauer am Sonntag, 25. Oktober sein Programm zweimal hintereinander und freute sich auf den maximal möglichen Zuschauerandrang.
Corona sei ein weiterer Todesstoß für sein Sexualleben gewesen, stellte der Kabarettist fest, denn während des Lock down im Frühjahr habe man als Ehepaar viele Alltagsprobleme zu lösen gehabt: Wer hamstert? Und wer wirft die zu viel gekauften Lebensmittel weg?
Bauer gestand, er sei mit 51 wohl nicht mehr der Attraktivste, aber er gehe regelmäßig zur Erektions-Früherkennung. Er habe sich auch in einem Fitness-Studio angemeldet, nur das Hingehen sei lästig. Inzwischen denke er mehr ans Essen als an Sex.
Als einen Grund dafür, dass bei vielen Ehepaaren der Sex verloren geht, analysierte der Künstler, dass bei uns die Geschlechterrollen nicht mehr wahrgenommen werden. Frauen vermissen an den modernen Männern die typisch männlichen Attribute wie Stehvermögen und Durchsetzungsfähigkeit. Frauen haben ein Schutzbedürfnis, aber die Männer sind Weicheier. Die Ursache dafür: Es fehlen maskuline Vorbilder. Die Entmannung des Kinos ist daran festzumachen, dass man über die Besetzung des nächsten James Bond mit einer Frau nachdenkt.
Die Digitalisierung habe unser Leben ins Nichts geführt, meinte Bauer, denn nun gebe es Menschen mit 5.000 Freunden bei Facebook und keinem im realen Leben. Dass durch Corona der soziale Umgang miteinander gelitten hat, sei das eigentliche Problem. „Vielleicht bräuchten wir nicht nur Abstandsregeln, sondern auch ein paar Anstandsregeln.“
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Über Beschreibungen wie man mit Anstand das Anspruchsdenken der Kinder unterläuft, mit Ramazzotti einen Nikolausauftritt optimiert, ein Öko-Hipster-Bio-Oktoberfest feiert, einen selbst gefangenen Kabeljau nach Hause bringt und mit einem Laserpointer die Nachbarskatze unterhält, amüsierte sich das Publikum prächtig.
Die Krise der Maskulinität sei in Deutschland ausgeprägt, sichtbar am Gendern, das die Sprache verhunzt: Wer möchte sich schon die Salzstreuerin reichen lassen? Dabei hat die deutsche Sprache viele Begriffe und Feinheiten, die sich ein Kabarettist genüsslich auf er Zunge zergehen lässt: „Pfandflaschenrückgabesystem“ oder „GEZ-Gebühren“ oder den durch Betonung erzeugten und nur für den Fußgänger spürbaren Unterschied der Anweisung „Fußgänger umfahren!“
Bauer gibt praktikable Ehe-Tipps, denn er glaubt an die Ehe und dass sie nur mit positiver Form von Abhängigkeit, also Liebe funktioniert. Der Tipp für den Mann lautet: „Stornieren Sie Ihr Porno-Abo!“, der Tipp für die Frau: „Werfen Sie Ihren Vibrator in den Müll!“ Nähe, Respekt und Wertschätzung sind wichtig für das Miteinander. In der Ehe heißt das: Nähe durch kuscheln. Dass pupsen Nähe schafft, ist allerdings eine sehr gewagte Bauersche These.
Musik-Kabarett mit Katie Freudenschuss steht am 29. November 2020 auf dem Programm des Hotels zur Post in Waldbreitbach.
htv
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