Buchtipp: „Post Mortem“ von Amalia Zeichnerin
Von Helmi Tischler-Venter
Der „Viktorianische Kriminalroman“ spielt im Jahr 1878 in London, zur Zeit von Gaslaternen und Kutschen, Zylindern und Kollodium-Nassplattenfotografie. Die Autorin zeichnet ein Sittenbild der Gesellschaft, in der Frauen sittsam und gehorsam zu sein hatten. Sie waren noch völlig rechtlos, begannen aber vereinzelt bereits aufzumucken.
Dierdorf/Hamburg. Im gehobenen Londoner Stadtteil Pimlico kommt die junge Opernsängerin Pauline Westray in das Foto-Atelier von Clarence Fox, um eine Abbildung von sich anfertigen zu lassen. Während des Ablichtens bekommt die Kundin Atemnot und erstickt. Der kriegsversehrte Fotograf holt so schnell er kann seine Frau Mabel zu Hilfe, die als ehemalige Lazarettkrankenschwester einige medizinische Kenntnisse besitzt. Aber sie kann in diesem Fall nur noch den Tod feststellen, genau wie Doktor Tyner, der Gerichtsmediziner, dem sie bisweilen assistiert.
Die Tote weist seltsame Schwellungen und Rötungen an Gesicht und Hals auf. In ihrer Handtasche befindet sich eine Schachtel, laut Aufschrift „Schokoladenpralinen mit einer Apfel-Zimtfüllung“, aus der sie offenbar gerade eine Praline gegessen hatte. Aber genauso offenbar hatte sie sich nicht an dem Konfekt verschluckt.
Das Ehepaar Fox ist erschüttert und ratlos. Waren die Pralinen etwa vergiftet? Die Polizei und der Gerichtsmediziner können dafür keinen Beleg finden, ebenso findet sich kein Hinweis auf eine Person, die der jungen Dame nach dem Leben trachten könnte. So wird aus Mangel an Beweisen der Fall als natürlicher Tod zu den Akten gelegt.
Aber für Mabel, die die Verblichene kannte, ist der Fall noch längst nicht beendet. Mit Hilfe ihres Mannes macht sie sich auf die Suche. Zunächst nach Angehörigen, die sie informieren kann und anschließend, nachdem sie in der Wohnung der Toten Briefe und Fotografie eines Verehrers mit der kryptischen Unterschrift „G.“ gefunden hat, nach diesem unbekannten Mann. Klatsch und Tratsch setzen die beiden schlauen Füchse - nomen est omen – letztlich auf die richtige Spur.
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Manche Szenen erinnern an die London-Krimis von Edgar Wallace: „Sie nannte dem Kutscher die gewünschte Adresse und stieg ein. Rumpelnd fuhr die Kutsche über das Pflaster. Der Nebel schluckte die Geräusche und war stellenweise so dicht, dass es sich nicht lohnte, durch die Fenster nach draußen zu schauen. Sie vernahm das Wiehern eines Pferdes, eine männliche Stimme rief etwas – war es der Kutscher? Doch die Geräusche drangen nur gedämpft an ihr Ohr und sie verstand nicht, was der Mann von sich gab. Der fahle Schein einer Gaslaterne zerfaserte im dunklen Nebel. Was für ein trüber Abend!“
Der Roman ist die geeignete Lektüre für trübe Novembertage vor dem heimeligen Kaminofen. Erschienen ist das Taschenbuch beim Dryas Verlag, ISBN 978-3-948483-21-0 und als E-Book, ISBN 978-3-948483-22-7. htv
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