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Nachricht vom 09.11.2020    

Wie kommen Cap-Markt und Heinrich-Haus durch Lockdown?

„Wir standen da wie eine Bank. Jeder hat seinen Part übernommen und alle waren im Einsatz.“ Wenn Gunnar Clemens an die Zeit des Lockdowns zurückdenkt, ist er extrem stolz. Stolz auf seine Mitarbeiter, die in der Hochphase der Corona bedingten Schließungen von Mitte März bis Mitte Juni unermüdlichen Einsatz gezeigt und in verschiedensten Bereichen des Heinrich-Hauses ausgeholfen haben.

Fotos: privat

St. Katharinen. Denn weil von heute auf morgen die Beschäftigten – knapp 140 Menschen mit Beeinträchtigungen – ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen konnten, mussten die Mitarbeiter einspringen: Da standen Pädagogen, Produktionskräfte, Auszubildende und FSJ´ler im Lager des CAP-Marktes in St. Katharinen und sortierten Lebensmittel, füllten die Regale, nahmen Bestellungen entgegen und arbeiteten an den Kassen. „In dieser Zeit habe ich beobachtet, wie sich die einzelnen Bereiche unseres Unternehmens sehr stark miteinander verbunden haben. Jeder hat jedem geholfen“, berichtet Clemens, der seit knapp zehn Jahren den Standort St. Katharinen des Heinrich-Hauses leitet.

Die Menschen mit Beeinträchtigungen sind in den Heinrich-Haus-Werkstätten St. Katharinen täglich im Einsatz und bearbeiten neben einer individuellen Förderung Aufträge von Kunden aus der Wirtschaft, Industrie und der öffentlichen Hand. Das Spektrum reicht von kaufmännischen Dienstleistungen über Klebearbeiten, Elektromontage, Logistik und Verpackung und das nicht nur in den Gebäuden der Werkstatt, sondern auch an vielen Außenarbeitsplätzen bei Fremdfirmen in der Region. Dazu kommt der CAP-Markt, der ebenfalls an das Heinrich-Haus angegliedert ist und als Nahversorger zahlreichen weiteren Menschen mit Behinderungen einen Job bietet.

Mit dem Lockdown im März waren die Beschäftigten auf einmal gezwungen, ihre Arbeit ruhen zu lassen. Als besonders gefährdete Gruppe müssen die zum Teil stark beeinträchtigten Menschen besonders vor dem Corona-Virus geschützt werden. Gleichzeitig stieg der Umsatz im CAP-Markt um rund 30 Prozent – denn die Menschen in St. Katharinen blieben ebenfalls zum größten Teil in der Region und kauften ihre Lebensmittel und Dinge für den täglichen Bedarf nur noch lokal ein. Kurzerhand sprangen die ein, die sonst die behinderten Menschen betreuen. Auch Kollegen aus dem Heinrich-Haus Fahrdienst und der Culterra Floristik aus Neuwied unterstützen die Kollegen in dieser Zeit. An der Kasse des CAP-Marktes ist Gunnar Clemens selbst dann mal an seine Grenzen gestoßen: „Da hatte ich irgendein Gemüse in der Hand und war völlig aufgeschmissen, weil ich nicht einmal wusste, was das ist. Geschweige denn, was ich dafür in der Kasse eintippen musste.“ Aber auch diese Hürde wurde gemeistert – dank der freundlichen Kundin, die verriet, um was für eine Knolle es sich handelte.

Seit einigen Wochen steht das Heinrich-Haus am Standort St. Katharinen nun vor ganz neuen Herausforderungen: Die Beschäftigten aus Werkstatt und Tagesförderstätten sind wieder da, können und wollen endlich wieder arbeiten – aber der besondere Schutz muss auch an der Arbeitsstätte gewährleistet sein. Und hier zeigt sich einmal mehr, wie einfallsreich und kreativ die Zuständigen mit der neuen Situation umgehen:



Neben der Hauptwerkstatt wurde kurzerhand das ehemalige Hotel in Hausen zur Werkstatt umfunktioniert, ebenso 500 Quadratmeter Büroräume im Business Center von Birkenstock. In diesen Räumlichkeiten arbeiten zurzeit ausschließlich Beschäftigte aus dem St. Josefshaus in Hausen, um so ein mögliches Infektionsrisiko für den Personenkreis so gering wie möglich zu halten. Im ehemaligen Hotel in Hausen schrauben einige Werkstattbeschäftigte jetzt im ehemaligen Frühstücksraum Schutzkappen zusammen, bereiten Halterungen für Duschkabinen vor oder setzen winzige Steinchen für Industrie-Schläuche aneinander. Die Stimmung ist hervorragend: Die zwölf Männer und Frauen können zu Fuß vom Josefshaus rüberkommen und sie genießen es, in kleineren Gruppen als sonst zu arbeiten. Gruppenleiter Dirk Sonnenrein sieht die Vorteile der neuen Situation und stellt fest, dass sich alle Beteiligten im neuen „Arbeits-Hotel“ sehr wohl fühlen.

Auch zwölf Kilometer weiter, im Business Center bei Birkenstock, herrscht ein sehr gutes Klima: Während die einen gerade ihrer gewohnten Arbeit nachgehen und für das geplante Oktoberfest die Bereiche schmücken, sind einige Mitarbeiter aus dem Handwerkerzentrum des Heinrich-Haus-Standortes in Heimbach-Weis zu Gast und bauen neue Möbel ein.

„Die soziale Komponente ist vor allem in der Corona-Zeit besonders wichtig“, berichtet Gunnar Clemens. „Trotz all der Einschränkungen versuchen wir, den Beschäftigten neben der Arbeit und Förderung eine schöne Zeit zu ermöglichen.“ Alles natürlich unter strenger Beachtung der Hygieneauflagen. Während das Hotel in Hausen dem Heinrich-Haus selbst gehört, hat das Unternehmen die Räume bei Birkenstock gemietet. Dank der Umwandlung der Büro- in Werkstatträume kann das Heinrich-Haus jetzt sogar mehr Menschen aus dem Josefshaus einen Arbeitsplatz bieten, als vor der Corona-Zeit. Und nicht nur deshalb sieht Gunnar Clemens das Positive an der andauernden herausfordernden Situation: „Das alles hier ist nicht selbstverständlich. Ich bin sehr dankbar für das, was unsere Beschäftigten und unsere Mitarbeiter vom Heinrich-Haus leisten Auch die partnerschaftliche und erfolgreiche Vernetzung mit den Mitarbeitern aus dem St. Josefshaus ist toll. Unser Zusammenhalt ist größer als je zuvor.“

Die Werkstatt St. Katharinen gehört zur Heinrich-Haus gGmbH. Hier bearbeiten rund 140 Beschäftigte die Aufträge von Kunden aus der Region. Im CAP-Markt des Heinrich-Hauses arbeiten zudem Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam. Der Name leitet sich vom Wort „Handicap“ ab, also Beeinträchtigung. Als Erfolgsprojekt in Sachen Integration hat sich der CAP-Markt seit 2012 als zuverlässiger Nahversorger mit Lieferdienst im Ort etabliert. Großer Wert wird auf Regionalität und saisonale Angebote gelegt. (PM)


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