Die vielen Ehrenamtlichen sind ein großer Schatz
Seit 20 Jahren begleiten Haupt- und Ehrenamtliche des Ambulanten Hospizes Neuwied Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Leider konnte das Jubiläum nicht gefeiert werden.
Neuwied. Das 20-jährige Bestehen des Ambulanten Hospizes Neuwied wäre ein schöner Grund zum Feiern gewesen. Aber wegen der Corona-Pandemie musste das Fest ausfallen. „Selbst ein gemeinsames Essen haben wir abgesagt, ein Treffen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist unverantwortlich in diesen Zeiten“, sagt Anita Ludwig, die Leiterin des Ambulanten Hospizes. „Denn nur, wenn wir gesund bleiben, können wir weiterhin für die Sterbenden und ihre Familien da sein.“
Im Jahr 2000 haben der Neuwieder Hospiz e.V. und die damalige St. Elisabeth GmbH Waldbreitbach, gemeinschaftlich das Ambulante Hospiz ins Leben gerufen. „Die Initiative wurde als Modellprojekt vom Bundesministerium für Gesundheit und von der AOK Rheinland-Pfalz gefördert“, erinnert sich Christoph Drolshagen, der Geschäftsführer und Leiter der Marienhaus Hospize. Denn das Neuwieder Modell sollte Vorbild sein für die flächendeckende Versorgung des Landes Rheinland-Pfalz mit Ambulanten Hospizdiensten. Mit an den Start gingen damals eine hauptamtliche Hospizfachkraft und 25 hochmotivierte Frauen und Männer, die vom Neuwieder Hospiz e.V. als ehrenamtliche Hospizbegleiter ausgebildet worden waren.
Das Modellprojekt war erfolgreich: In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das Ambulante Hospiz weiterentwickelt und ist stark gewachsen. Träger ist jetzt die Marienhaus Kliniken GmbH. Der Neuwieder Hospiz e.V., die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Hausen sowie die Genossenschaft der Töchter des Heiligen Kamillus in Asbach sind kooperierende Träger. Seit 2009 gibt es eine Außenstelle des Hospizes in Neustadt/Wied. „Sieben hauptamtliche und 105 ausgebildete ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und -begleiter sorgen dafür, dass schwerstkranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen im gesamten Kreis Neuwied gut begleitet werden“, so Heidi Hahnemann, Bildungsbeauftragte im Ambulanten Hospiz.
Die Ehrenamtlichen treffen sich regelmäßig in fünf regionalen Gruppen. „Als Hauptamtliche begleiten wir sie bei ihrer Arbeit und sind ihre Ansprechpartnerinnen“, so Anita Ludwig. In monatlichen Supervisionen haben sie zusätzlich die Möglichkeit, das, was sie in den Begleitungen erleben, zu reflektieren und darüber zu sprechen.
„Unsere vielen Ehrenamtlichen sind ein großer Schatz“, sagt sie. „Mich fasziniert die Vielfalt der unterschiedlichen Persönlichkeiten, Begabungen und Potenziale, die sie mitbringen.“ Die hauptamtlichen Hospizfachkräfte setzen die Ehrenamtlichen möglichst so ein, dass diese zu der Person, die sie begleiten sollen, und deren jeweiligen Situation passen. So kann sich diese Zeit zu einem Geschenk für beide Seiten entwickeln. „Wir bekommen sehr viel zurück. Die Menschen bringen uns ein großes Vertrauen entgegen und lassen uns in die persönlichsten Bereiche ihres Lebens schauen“, so Ludwig. Das ist etwas Besonderes.
Hospiz lebt vom Kontakt mit den Menschen. „Wir sind Netzwerker, das ist ein Eckpfeiler unserer Arbeit“, betont die Hospizfachkraft Verena Krings-Ax. So wurden in den vergangenen 20 Jahren 32 Kooperationen geschlossen – unter anderem mit Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie Hausärzten. „Wir arbeiten mit vielen Einrichtungen und Organisationen in der Region zusammen, die Hilfe anbieten können“, sagt sie. Denn die Betroffenen seien oft überfordert und hätten viele Fragen „Wenn sie wollen, können wir sie unterstützen, sie in vielen Fragestellungen mit unserer palliativen Kompetenz beraten, Kontakte herstellen und den für sie so schweren Weg mitgehen.“ Und diese Begleitung kann auch über den Tod des Angehörigen hinaus weitergehen. Der Hospizverein bietet ein vielfältiges Angebot zur Trauerbegleitung für Erwachsene und auch speziell für Kinder an.
Mit dem Blick nach vorn in die Zukunft wünschen sich Verena Krings-Ax und ihre Kolleginnen, „dass das Bewusstsein weiter wächst, dass jeder Mensch Anspruch auf hospizliche Begleitung hat.“ Es sollte einfach noch selbstverständlicher werden, dass das Hospiz hinzugezogen wird, wenn ein Leben zu Ende geht. „Denn eine Begleitung in der letzten Lebensphase kann für den Sterbenden und die Angehörigen sehr unterstützend sein“, sagt sie.
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