Gottesdienste in Neuwied wenig besucht
Gottesdienste in der Weihnachtszeit wurden angeboten, doch nur relativ wenige Menschen kamen in die Kirchen. Der Aufruf möglichst zu Hause zu bleiben zeigte Wirkung.
Neuwied. In allen Neuwieder Kirchen, ebenso in den Stadtteilen, waren weihnachtliche Gottesdienste angeboten worden. Diese konnten jedoch, ebenso wie in den vorangegangenen Wochen und Monaten, nur mit stark eingeschränkten Besucherzahlen umgesetzt werden. Das heißt konkret, dass jeweils zum einen die Besucherzahl bis zu 100 Personen zwar möglich war, diese jedoch in den langen Bankreihen nur mit jeweils mit zwei Personen (Familien durften immer zusammensitzen) besetzt werden konnten.
Es mussten Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden und gemeinsam singen durften die Besucher/innen auch nicht. Die Lieder aus den entsprechenden Gesangbüchern und der Liturgie wurden jeweils von Solisten oder Duos vorgetragen, wobei natürlich sowohl bei den Messen und Hochämtern als auch bei den evangelischen Gottesdiensten die jeweiligen Bibellesungen und Predigten der Lektoren und Geistlichen ohne Schutzmasken vorgetragen werden konnten.
Während in den evangelischen Gottesdiensten keine Abendmahlsfeiern stattfanden, gehörten die Kommunionspendungen in etwas abgewandelter Form zum gottesdienstlichen Ablauf in den katholischen Kirchen zu einer entsprechenden Messe unbedingt hinzu.
Wie zu erfahren war, hatten die zuvor ausgesprochenen Appelle von sowohl öffentlicher als auch kirchlicher Seite, doch möglichst zuhause zu bleiben und dort miteinander unter Umständen eine familiäre, religiös betonte Feier zum Heiligen Abend und zu Weihnachten abzuhalten, ihre Wirkung getan und so waren die angesagten Gottesdienste, Messen und Hochämter nur von relativ wenigen Besucher/innen frequentiert. Trotz der überall vorhandenen vielgestaltig – oder auch eher bescheiden geschmückten -, aber lichtermäßig facettenreich dekorierten Tannenbäume herrschte eher eine gedrückte Stimmung in den Gotteshäusern, obwohl die jeweiligen Geistlichen sich alle Mühe gaben, die Menschen mit der Darstellung der Weihnachtsgeschichte eine entsprechende Freude zu bereiten und ihnen damit Trost, Hoffnung und entsprechenden Lebensmut zu geben.
Aufmerksam und hoffnungsvoll hörten sie die Bibelworte nach Lukas: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzet würde... Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa aus der Stadt Nazareth mit Maria seinem vertrauten Weibe, die schwanger war“... In der Sprache unserer Zeit hat der bekannte Theologe Jörg Zink die Weihnachtsgeschichte weitergeführt: „Als sie in Bethlehem waren, kam die Zeit für Maria, ihr Kind zur Welt zu bringen. Und sie gebar ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. Denn sie hatten sonst keinen Raum der Herberge“.
Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen verwiesen die Evangelisten Lukas und Matthäus auf die Hirten auf dem Feld, denen ein Engel eine große Freude verkündete, die über das ganz Volke kommt. „Fürchtet euch nicht...Denn ein Retter und Helfer ist für euch geboren, nämlich der Christus, der der Herr ist“. Jörg Zink übersetzt die Worte Martin Luthers nunmehr „Mit einem Male war bei dem Engel die Menge aus dem Heer himmlischer Weise, die Gott rühmten und riefen: Ehre sei Gott in den Höhen und auf Erden Frieden den Menschen, die Gott liebt und die Gott lieben!“
Bei all den Überlegungen der jeweiligen Kirchen-Pfarrgemeinden fällt auf, dass bei allen, auch während der Adventszeit, ein hohes Maß an Kreativität und entsprechendem Anpassungsvermögen an die unerfreuliche und nicht einfach zu bewältigende Corona-Zeit, festgestellt werden konnte, die zum einen sowohl die differenzierte und oft beeindruckende Gestaltung der Gotteshäuser selbst als auch die variablen jeweiligen Gottesdienstformen erforderlich gemacht haben. Da gab es zum einen die sogenannten Präsenzgottesdienste mit klar strukturierten Abläufen (unter anderem auch mit vorheriger Anmeldung mit Namen, Anschrift und Telefonnummer) und den Hinweisen auf ein entsprechendes Abstandhalten in den Kirchenbänken, was weit größere Ausmaße annahm als dies im öffentlichen Bereich vonnöten war. Und zum anderen entfielen das gemeinsame Singen und die Reichung des Abendmahls und selbst das Verlassen der Kirche wurde reglementiert.
Dann gab es so genannte digitale Gottesdienste, die aufgezeichnet und bei YouTube (immer nur mit der Anwesenheit eines Pfarrers, evtl. noch mit einem Lektor/Lektorin sowie einem Musiker/einer Musikerin-Sänger/Sängerin) angeschaut werden konnten. Und schließlich gab es noch eine besonders spezielle Form, bei der ein Präsenzgottesdienst mit einer digitalen Live-Übertragung mittels einer technisch-relevanten Technologie kombiniert wurde. Insofern war es erstaunlich festzustellen, dass, trotz vorhandener, mehr oder minder gefühlsmäßiger Widerstände, rasch und selbstverständlich digitale Verfahrensweisen umgesetzt wurden, die offenkundig auch bei vielen Menschen Anklang gefunden haben.
Darüber hinaus fanden sich innerhalb der jeweiligen Kirchengemeinden immer auch Menschen bereit, während der Adventszeit die entsprechenden Kirchenräume neu, interessant und informativ auszugestalten, wobei Adventskränze, Bilder, Skulpturen, Lichter und Informationstafeln durchaus einen besonderen Stellenwert innehatten. In den meisten Kirchen waren schon früh die „Krippen“ (natürlich ohne die Heilige Familie) aufgestellt, die jeweils gerne betrachtet wurden. Die Heilig-Kreuz-Kirche stand im Advent jeden Werktag von 17 bis 18 Uhr für Besucher offen, wobei in dieser besonders attraktiven Kirche der große Wichernkranz - ein Wagenrad mit einer Kerze für jeden Adventstag - ebenso betrachtet werden konnte wie die „Madonna mit Kind“ und die „Drei-Könige“ aus Keramik sowie die konkreten Informationen zum Thema Rassismus und die Warenangebote aus dem Bereich „Fairer Handel“.
Hier in der Kirche konnten die Besucher/innen gerne in die vielen adventlichen Lichter schauen, leise Musik hören und sich einfach auf Weihnachten freuen. In einer Handreichung der Gemeinde wird betont, dass wohl auch das Auftreten des Corona-Virus in einen Zusammenhang mit der Naturzerstörung gebracht werden muss. „Mutierte Viren werden offensichtlich verstärkt auf Menschen übertragen, wenn Tiere nicht mehr genug eigenen Lebensraum haben. Wir sind aufgerufen, persönlich, als Kirche und als Gesellschaft unsere bisher unreflektierten Blickrichtungen nachhaltig zu verändern. Im Übrigen standen (und stehen immer noch) die jeweiligen Krippenensembles, die jeweils mindestens bis zum Dreikönigstag betrachtet werden können, im Mittelpunkt des festlichen Geschehens.
Schließlich sind auch in den diversen Gemeinde- und Pfarrbroschüren der entsprechenden Pfarrgemeinden eine Vielzahl von weihnachtlichen Grußworten und richtungsweisenden adventlich/weihnachtlichen Andachten nachzulesen, die unbedingt sinn- und richtungsweisende christliche Werte zum Inhalt haben, die nicht zuletzt auch Hinweise auf die Gestaltung der Advents- und Weihnachtszeit geben. Diese ist schließlich nicht einfach nur eine mehr oder minder profane Dezemberzeit, sondern in jedem Fall eine Zeit, in der das Licht Jesus Christus in die Dunkelheit unserer Welt gekommen ist und uns unter anderem auch Kraft dafür schenkt Gutes zu tun. Schließlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die jeweiligen Kollekten allesamt für Aktionen (Brot für die Welt, Adveniat und Misereor) in den benachteiligten Ländern unserer Welt bestimmt waren.
Jürgen Grab
Lokales: Neuwied & Umgebung
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