Corona und Erwachsenwerden: Was der Jugend auch weggenommen wird
Von Daniel-David Pirker
Kultur das erste Mal erleben - oder gar auf Bühnen zu präsentieren. Wegen diesem Pandemie-bedingten Verzicht auf wichtige Erfahrungen sorgt sich der Sänger von Destination Anywhere um die Jugend. Wie groß dieser Verlust im Reifeprozess Heranwachsender ausfällt, wird bei der Lektüre des ersten Buchs des heutigen Lehrers spürbar. Teil II über das Erstlingswerk von David Conrad.
Region. Wieso unzählige Jugendliche eine Band gründen? Diese Passage aus dem aktuellen Buch des Sängers von Destination Anywhere liefert die Antwort: „Dort war alles bunt, aufregend, laut und schnell. Alles was es bei uns in der Gegend normalerweise nicht gab.“ David Conrad alias Daco Dean erzählt in „Backstage“ die Erlebnisse einer fiktiven Punk-Band . Der Untertitel vielsagend: „Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour“. Denn, das wird nach der letzten Seite klar: Es geht nicht um Erfolgserlebnisse oder gar darum, groß herauszukommen – sondern: um Freundschaft, die Zuflucht in die Musik, um das Erwachsenwerden. Oder wie es in dem Zitat von Tony Parson, dem englischen Musikjournalist, am Ende des Buchs heißt: „Music is not there to save the world, music is there to save your life.“
Eine Botschaft, die während nie enden wollenden Lockdowns, vielleicht so wichtig wie lange nicht ist. Und mit bitterem Beigeschmack, wie deutlich wird im Gespräch mit Conrad. Ja, das Buch ist ein „Mix aus niederschmetternden Erfolglosigkeiten“, sagt der Autor, der heute als Gymnasiallehrer arbeitet. Aber „Backstage“ beschreibt eben auch die belebende Wirkung, an der Schwelle zum Erwachsenwerden einfach mal aus seinem Dorf rauszukommen, Neues zu erspüren, seine eigenen Erfahrungen zu machen, an sich und mit anderen zu wachsen – ganz sicher nicht nur musikalisch.
Conrad ist wichtig zu betonen, dass es sich nicht um ein Destination-Anywhere-Buch handelt. Die Geschichten stellen eher eine ordentlich durchgerührte Mischung aus eigenen Erlebnissen, aber auch Anekdoten anderer Musikgruppen, die heute kein Mensch mehr kennt, dar.
Klar ist: Ohne Destination Anywhere würde es wahrscheinlich auch nicht das Buch „Backstage“ geben. Bereits 2012 hatte Conrad das Manuskript fertig. In Eigenregie ließ er 100 Kopien produzieren, die auf Konzerten als Merch verkauft wurden. Eine Lektorin eines Siegener Verlags konnte sich noch daran erinnern. Das Ergebnis kann man nun in den Händen halten. Und das Timing für die Veröffentlichung der Tour-Abenteuer von Dan, Skinny und Benni könnte nicht passender sein.
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„Vielleicht kann sie sogar ein paar musikbegeisterten Jugendlichen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind“, schreibt Conrad im Nachwort. Er sorgt sich um die Jugend in Corona-Zeiten, lässt er im Gespräch mit dem AK-Kurier durchblicken. Konzerte, ja sogar das gemeinsame Proben fallen aus. Es könnte zwei Jahre dauern, bis die Kulturszene wieder aufatmen kann.
„Es ist bitter, wenn einem zwei Jahre weggenommen werden“, sagt Conrad. Er muss es wissen. Nicht nur aufgrund seiner eigenen Erlebnisse im Musik-Bereich. Als Lehrer kommt er so nah an die Lebenswelt junger Menschen wie wenige andere. „Das im Buch Beschriebene ist das, was Jugendliche heute nicht erleben können“, bedauert der 32-Jährige. Umso gewichtiger erscheinen die letzten Sätze aus dem Nachwort von „Backstage“: „Schreit eure Ängste, eure Unsicherheiten und eure Liebe weiter in Mikrofone und aus Gitarrenverstärkern. Und wenn es keinen interessiert, dann habt ihr es für euch selbst gemacht. Und das ist absolut in Ordnung.“ (ddp)
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Lesen Sie hier den ersten Teil über das Buch von David Conrad.
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„Backstage - Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour“
Verlag: Raubdruck
ISBN: 978-3-948553-01-2
172 Seiten
Preis: 15 Euro
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