Bahnlärm: Zukunft der Bahn und Glaubwürdigkeit führender Politiker
Die "Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn e.V." setzt sich seit mehr als zwanzig Jahren im Sinne der Bevölkerung für die Bewahrung der Gesundheit der dort lebenden Menschen sowie die Förderung des Umweltschutzes in der Region gegen die negativen Auswüchse des Schienengüterverkehrs ein.
Region. Dabei spielen die Forderungen nach wesentlich mehr Schutz vor Schienenlärm und schweren Erschütterungen, ausgelöst von überalterten Güterwaggons mit unrunden Rädern, dem Schutz vor Feinstaub sowie vor Kupferabrieb der Oberleitungen eine zentrale Rolle.
Dass die von der Bundesregierung angekündigten, im Schienen-lärmschutz-Gesetz verankerten und zum Fahrplanwechsel der DB AG 2020/21 versprochenen Maßnahmen gegen laute Güterzüge (Verbot lauter Güterzüge auf deutschen Schienen) von dem von der CSU geführten Bundesverkehrsministerium im Handstreich-Verfahren zu Gunsten der Halter nicht umgerüsteter Waggons und zu Lasten der Menschen an den Bahnstrecken aufgekündigt worden sind, stellt einen Schlag in Gesicht der betroffenen Bahnanlieger dar und wird die Vertrauens- und Glaubwürdigkeit der Bundesregierung nachhaltig untergraben.
Trotzdem wird die Bürgerinitiative auch im Wahljahr 2021 erneut und eindringlich bei allen zur Wahl stehenden Kandidaten der politischen Parteien die berechtigten Forderungen nach Lärm- und Erschütterungsschutz, dem Bau einer Neubautrasse nur für den Schienengüterverkehr, zum Beispiel dem Bau des Rheintal-Tunnelsystems von St. Augustin bei Bonn bis Mainz-Bischofsheim, anmahnen, um so das „Nadelöhr“ im Rheintal aufzulösen. Auch muss die künftige Bundesregierung sich endlich zu ihren internationalen Verpflichtungen bekennen und sie umsetzen.
Was die Entwicklung der Infrastruktur, vor allem der Schieneninfrastruktur in Deutschland angeht, setzt Deutschland in erster Linie auf den Ausbau von Personenverkehrsstrecken und hier speziell auf ICE -Trassen. Der Güterverkehr wird sträflich vernachlässigt. So wird der Slogan „Von der Straße auf die Schiene“ noch lange leere „Mundpropaganda“ bleiben.
Gäste aus dem Ausland sind oft erschüttert über den erbärmlichen Zustand eines über 160 Jahre alten Schienensystems im Mittelrheintal, wo sich immer noch uralte Güterwaggons und Personenzüge ein Gleis teilen müssen.
Insbesondere im Rheingau und dem Oberen- und Unteren Mittelrheintal, wo die Europatransversale von Rotterdam nach Genua mitten durch Wohngebiete, nur wenige Meter an Häusern vorbeiführt, die sie durch gefährliche Erschütterungen erzittern lässt, versetzt die Betrachter in ungläubiges und mitleidiges Staunen, ob der unverschämten Vorgehensweise der Bahn, die sie den Anwohnern zumutet.
Hinzu kommt, dass viele Straßen, Brücken und Eisenbahnlinien in einem gefährlichen Zustand sind und weiter verfallen. Das technische Niveau bleibt weit hinter dem unserer Nachbarländer zurück. Sie sind bei der Eisenbahn im 21. Jahrhundert angekommen.
Deutschland verharrt aber immer noch im 20., wenn nicht sogar im 19. Jahrhundert.
Die nächste Bundesregierung muss die Schieneninfrastruktur so modernisieren, dass Deutschland in den kommenden Jahren wieder einen Spitzenplatz im Kreis der europäischen Eisenbahnen einnehmen kann. Das wird nur gelingen, wenn der Schienenpersonen- vom Schienengüterverkehr entkoppelt und die Digitalisierung der Schiene vorangetrieben wird.
Die Bahn darf nicht als Renditeobjekt geführt werden, sondern muss den Eigentümern, also dem Steuerzahler uneingeschränkt im Kerngeschäft, der Beförderung von Personen und Waren, vorbehalten bleiben.
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