Jahresauftakt startet mit üblichem Saisoneffekt: Arbeitslosenzahl steigt
Das Jahr beginnt wie üblich mit deutlich höheren Arbeitslosenzahlen. Derzeit sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Neuwied, der den Kreis Altenkirchen und den Kreis Neuwied umfasst, 9.800 Menschen ohne Job gemeldet – das sind 669 Personen mehr als im Dezember.
Kreisgebiet. Passend zu den winterlichen Wetterverhältnissen in der Region weht auch auf dem Arbeitsmarkt derzeit ein eisiger Wind. Die Quote kletterte innerhalb des vergangenen Monats um 0,4 Prozentpunkte nach oben und liegt jetzt bei 5,7 Prozent. Im Vorjahr lag sie 0,9 Prozentpunkte darunter. Im Januar 2020 waren 1.579 Personen weniger arbeitslos – somit verzeichnet die Statistik hier ein Plus von 19,2 Prozent.
Und dennoch zeigen die Zahlen etwas Positives. „Der saisonal bedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahresauftakt ist jedes Jahr zu beobachten“, sagt Karl-Ernst Starfeld, Leiter der Agentur für Arbeit Neuwied. „Auch in diesem Jahr ruhen viele Tätigkeiten unter freiem Himmel aufgrund der kalten Temperaturen, und viele befristete Verträge enden zum 31.12. eines Jahres. Die Entwicklung entspricht einem ganz normalen Jahr – die Corona-Krise und der 2. Lockdown zeigen, wenn überhaupt, bisher nur geringe Auswirkungen auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit.“
Im vergangenen Jahr waren im Januar 775 Menschen mehr arbeitslos als im Dezember 2019, sogar 106 mehr als die Differenz zum Vormonat in diesem Jahr. 124 Neuanträge auf Kurzarbeitergeld von Betrieben, die bislang noch keine Kurzarbeit angezeigt haben, gingen im Monatsverlauf ein. Im Dezember waren es 287. „Allerdings ist es zu früh, um aufzuatmen – es ist durchaus möglich, dass die Krise sich noch stärker auswirkt“, so Starfeld.
Eins scheint gewiss: Der jahrelange Aufschwung seit der Wirtschaftskrise 2009 mit Rekordzahlen in der Beschäftigung und historischen Tiefstwerten in der Arbeitslosigkeit ist vorbei. „Corona hat den Arbeitsmarkt völlig verändert und den Trend umgekehrt. Wir als Arbeitsagentur stehen heute vor völlig neuen Herausforderungen“, sagt Karl-Ernst Starfeld. Während in den ersten Monaten der Krise die Bewältigung der massiven Flut von Kurzarbeitergeld-Anzeigen, die Integration digitaler Lösungen zur veränderten Beratungssituation aufgrund Schließung der Agentur für Besucher und Krisenmanagement im Vordergrund standen und die Mitarbeiter enorm gefordert haben, rückten mit dem Andauern des Ausnahmezustands ganz andere Themen mit in den Vordergrund.
Zum Beispiel, der aktuell steigenden Langzeitarbeitslosigkeit von Geringqualifizierten mit Weiterbildung entgegenzuwirken. Denn gerade diese Personengruppe wurde im Rahmen der Pandemie als erstes entlassen und hat bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage sehr schlechte Chancen auf eine neue Beschäftigung. „Dem versuchen wir durch Qualifizierung, im besten Falle zu einem Berufsabschluss, entgegenzuwirken, wo immer das möglich ist“, so Starfeld. „Auch Förderung nach dem Qualifizierungschancengesetz ist möglich, wenn ein Arbeitgeber seine Mitarbeiter weiterbilden möchte. Die Pandemie ist eine geeignete Möglichkeit dazu, da viele Gewerbe weniger ausgelastet oder gar ganz geschlossen sind. Es ist eine Grundregel, dass Qualifizierung vor Arbeitslosigkeit schützt.“
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Zudem haben die Jugendlichen, die in diesem Jahr ihren Schulabschluss machen und eine Ausbildung suchen, es noch schwerer als im vergangenen Jahr. In der Hochphase der Bewerbungsgespräche und Auswahlverfahren diktiert das Virus das gesellschaftliche Leben. Viele Arbeitgeber setzen auf virtuelle Vorstellungsgespräche oder verzichten gar ganz auf die Einstellung von Auszubildenden. Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Neuwied wurden bislang 1.350 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 10,5 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. „Der erneute Lockdown, dessen Ende noch nicht sicher ist, hat viele Betriebe erschüttert“, erklärt Karl-Ernst Starfeld. „Das sorgt für Unsicherheit und abwartendes Verhalten, auch in Bezug auf die Auszubildendensuche.“ Dem versucht die Arbeitsagentur entgegenzuwirken. Der Arbeitgeberservice unterstützt die Betriebe bei der Nachwuchsgewinnung, berät und versucht Lösungen zu finden, während die Berufsberatung die jungen Leute per Videoberatung oder Telefon bei der Orientierung, Lehrstellensuche und auch allen anderen Anliegen unterstützt. „Wir versuchen zu verhindern, dass wir ein Corona-Jahr mit drastischen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Ausbildungssituation im Agenturbezirk verzeichnen müssen“, so Starfeld.
Der Stellenmarkt zeigt sich bisher, wie bereits im Dezember, unbeeindruckt von der aktuellen Situation. Dem Arbeitgeberservice wurden in den vergangenen vier Wochen 425 neue Stellen gemeldet, das sind 33 (8,4 Prozent) mehr als im Januar 2020. Der Bestand der Stellenangebote sinkt im Vorjahresvergleich um 619 auf 2.109 Stellen.
Beim abschließenden Blick auf die beiden Landkreise zeigt sich, dass der Landkreis Neuwied derzeit stärker betroffen ist als der Landkreis Altenkirchen. Unterschied sich die Arbeitslosenquote in der Hochphase der Pandemie im August lediglich um 0,1 Prozentpunkte (Kreis Neuwied: 6,1%; Kreis Altenkirchen: 6,0 %), klafft die Quote jetzt um 0,4 Prozentpunkte auseinander. Im Kreis Altenkirchen haben derzeit 3.981 Personen keine Beschäftigung. Das sind 168 mehr als im Vormonat und 601 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,2 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent und liegt 0,8 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.
Im Kreis Neuwied sind derzeit 5.819 Menschen ohne Arbeit, Das sind 501 mehr als im Dezember und 978 mehr als vor einem Jahr. Die Quote liegt bei 5,9 Prozent. Sie ist im Monatsverlauf um 0,6 Prozentpunkte gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozent. (PM)
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