Beleuchtung für Förderturm Grube Georg - NI ist dagegen
Von Wolfgang Tischler
PRO & CONTRA | Die Beleuchtung des Förderturms ist ein lang gehegter Wunsch des Fördervereins, der Bürgerinitiative, sowie vieler Menschen aus der Region, weil dort ihre Väter und Großväter „bergten“ und so ihr „täglich Brot“ verdienten. Dies hat die Naturschutzinitiative (NI) auf den Plan gerufen.
Willroth. Die ehemaligen Grubenanlage ist ein Stück Wirtschaftsgeschichte der Region. Sie steht als Industriedenkmal unter Denkmalschutz. Das Fördergerüst ist der letzte originale Förderturm des Siegerländer Erzbergbaus. Der Besucher kann den tollen Ausblick über den Westerwald und auch über das Rheintal bis in die Eifel genießen.
„Der Förderturm ist ein Orientierungspunkt unserer Heimat. Ganz gleich, aus welcher Richtung man kommt, Blickfang ist der Förderturm der Grube Georg“, sagen die Förderer. Für die Beleuchtung ist eine 75-prozentige Förderung angestrebt, der Eigenanteil von 25 Prozent wird aus Vereinsmitteln, Spenden und durch die umliegenden Ortsgemeinden finanziert. An Kosten sind 60.000 Euro für die Infrastruktur und der gleiche Betrag für die Beleuchtung geplant.
Thema Lichtverschmutzung wird kontrovers gesehen:
Um die markante Geometrie des Förderturms auch im Dunkeln sichtbar zu machen, ist die Installation einer LED-Beleuchtungsanlage (chipgesteuerte LED-Technik) geplant. Durch die Beleuchtung werden die natürlichen Farben auch im Dunkeln sichtbar. Die Beleuchtungszeit soll bis 1 Uhr in der Nacht gehen.
Das Licht energieeffizienter LEDs gilt dank der nicht vorhandenen UV-Strahlung als insektenfreundlich, im Vergleich zu herkömmlichen Lichtquellen. Der Förderturm wird keine neue Lichtquelle, solitär im Wald, sondern befindet sich auf einem Betriebsgelände der Firma Georg Umformtechnik am Ortsrand von Willroth, unmittelbar an der A 3. Gegenüberliegend befindet sich der Gewerbepark Oberhonnefeld-Gierend mit nächtlicher Beleuchtung.
Alle fachlichen Stellungnahmen zu dem Projekt liegen vor und sind positiv.
Das sieht die NI anders und erklärt:
„Angesichts der Probleme mit der Energiewende, bei der jede Energieproduktion negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt hat, sollte gerade die öffentliche Hand Vorbildfunktion übernehmen und stattdessen Konzepte zur Energieeinsparung entwerfen. Auch der Eigenwert von Natur und Landschaft wird immer mehr einer technisierten Machbarkeit unterworfen und damit zu einem beliebigen Objekt“, meint Harry Neumann.
„Der starke Lichteinsatz ist für nachtaktive Tiere, insbesondere für Nachtfalter, ziehende Vögel und Fledermäuse mit erheblichen Störungen verbunden“, erklärt Biologe Günter Hahn, Vorsitzender der NI-Kreisgruppe Neuwied.
„Wir bemängeln aber auch eine nicht hinnehmbare Außenwirkung auf das Landschaftserleben im Naturpark „Rhein-Westerwald“. Aufgrund der großen Sichtweite des Förderturms dürfte das Erlebnis von Sonnenunter- oder -aufgängen oder das eines abendlichen Sternenhimmels in einem weiten Umfeld von Westerwald und Voreifel beeinflusst sein“, betont Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI und verweist auch auf die beiden Werbetürme an der A3.
„Im Zeitalter des Artensterbens, der fortschreitenden Zerstörung von Lebensräumen und dem Klimawandel, ist Energie einsparen das Gebot der Stunde und nicht die weitere Erhöhung des Energieverbrauchs. Schon gar nicht dürfen solche Maßnahmen mit Hilfe des Leader Programms auch noch aus Steuergeldern finanziert werden“, betonen Harry Neumann, Günter Hahn und Immo Vollmer.
woti
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