Westerwald Bank: Starkes Wachstum in schwierigen Zeiten
Von Wolfgang Tischler
Der Vorstand der Westerwald Bank präsentierte dieses Jahr in einer Online-Pressekonferenz die Zahlen des vergangenen Jahres. Es gab ein Wachstum in fast allen Segmenten. Die Besuchszahlen in den Filialen gehen weiter zurück. Dem Kundenverhalten folgend gibt es Anpassungen.
Hachenburg. Die Bilanzsumme wuchs um 11,2 Prozent auf 3,42 Milliarden Euro. Dabei konnte das Kreditgeschäft um 5,8 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro gesteigert werden (+ 110 Millionen Euro). Wie Wilhelm Höser, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, ausführte, betrugen die Kreditzusagen insgesamt sogar 600 Millionen Euro; ein Wachstum, das sich in allen Segmenten der Bank zeigte.
Die Einlagen der Bank erhöhten sich über alle Kundensegmente hinweg um insgesamt 5,2 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Dies ist auch durch die coronabedingte Erhöhung der Sparquote begründet, die laut DZ Bank von 10,9 Prozent in 2019 auf 17 Prozent in 2020 anstieg.
Das Kundenvolumen in der genossenschaftlichen Finanz-Gruppe, dass das eigentliche vertriebliche Ergebnis der Bank kennzeichnet, entwickelte sich erfreulich. Es stieg insgesamt um 5,9 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Dabei war das Jahr sicher kein einfaches. Als Folge der im Frühjahr beschlossenen Lockdown-Maßnahmen waren die Möglichkeiten einer persönlichen Kundenansprache deutlich eingeschränkt. Trotzdem konnte ein ansehnliches Ergebnis auch im Dienstleistungsgeschäft erzielt werden. Es zeigte aber auch, dass die Kunden immer öfter Beratungen zu komplexen Produkten über digitale Kanäle und im Rahmen von Videokonferenzen angenommen haben.
Zur Gewinn- und Verlustrechnung führte Höser aus, dass der Zinsüberschuss zwar gemäß den veröffentlichten Zahlen um 1,2 Millionen Euro auf 45,3 Millionen Euro ausgebaut werden konnte, jedoch die Zahlenbasis 2019 durch einen außerordentlichen Aufwand aus der Schließung von Zinssicherungsmaßnahmen mit knapp 1,9 Millionen Euro belastet war. Insoweit ging der bereinigte Zinsüberschuss von 46,1 Millionen Euro auf 45,3 Millionen Euro zurück und dies trotz des starken Kreditwachstums im Jahr 2020.
Das Ergebnis vor Bewertung betrug 19,2 Millionen Euro nach 18,1 Millionen Euro im Vorjahr. Unter Bereinigung der außerordentlichen Effekte in 2019 liegt es um knapp 900.000 Euro unter dem Ergebnis 2019. „Dies ist ein immer noch gutes Ergebnis unter den besonderen Vorzeichen des Jahres 2020“, so Höser, „und dabei haben wir aktuell im Kreditbuch der Bank trotz der Besonderheiten des Corona-Jahres 2020 bisher nur geringe Belastungen aus Insolvenzen in der Region.“ Höser warnte aber auch gleichzeitig davor, dass dieses Bild Folge der Maßnahmen des Bundes, sowie des Aussetzens der Insolvenzantragspflichten war und so noch nicht für das Jahr 2021 unterstellt werden kann.
Maßnahmen in der Coronapandemie
„Wir haben Vieles gemacht“, so Andreas Tillmanns, Mitglied des Vorstands, „um die Bank sowohl für unsere Kunden und Mitglieder, aber auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher zu machen. Bereits Anfang März wurde ein Pandemie-Team gegründet und tagt seither fast täglich, teilweise in den Hochphasen der Pandemie zweimal am Tag, um auf Besonderheiten und Herausforderungen angemessen reagieren zu können.“
Bereits im März wurden die Servicemitarbeiter mit Plexiglaswänden geschützt, bevor dies auch im Einzelhandel als übliche Schutzmaßnahme übernommen wurde. Das Anbringen von speziellen Griffen an den Eingangstüren, die ein Öffnen mit dem Arm ermöglichen, Desinfektionsspender und Wegeführung in allen Geschäftsstellen und im Herbst die Ausstattung der Beratungsräume für unsere Kunden und Berater mit Luftreinigungsgeräten (73 Hepa-Filter-Anlagen) zeigten die konsequenten Maßnahmen, die die Bank zum Schutz der Mitarbeiter, aber auch der Kunden vorgenommen hat. Bereits im März wurden Split-Office-Konzepte sowie mobile Arbeitsplätze eingerichtet. Die über das Jahr zu verzeichnenden Krankheitsfälle waren ausgesprochen überschaubar, so Tillmanns, und bestätigten die Schutzfunktionen der getroffenen Maßnahmen.
Bargeldlose Zahlung nimmt zu
„Die Welt hat sich verändert“, so Dr. Ralf Kölbach, Mitglied des Vorstands, „und hat einen weiteren Digitalisierungsschub bekommen, wie wir ihn nicht erwarten konnten.“ Bargeldlose Zahlungen wurden zum Standard auch für Kleinstbeträge. So erhöhten sich trotz der Pandemie und der eigentlich eingeschränkten Konsumfähigkeit während des Lockdowns die Girocard-Zahlungen um 17 Prozent, kontaktlose Zahlungen stiegen sogar von 20 Prozent auf 60 Prozent zum Jahresende. Dies sind insbesondere Zahlungen über digitale Karten, Bezahlen mit dem Smartphone, Apple Pay oder Kwitt. „Und ja, die Beratung über digitale Medien, Videochat und Telefonie konnten sicherstellen, dass wir den Kontakt, das persönliche Gespräch zu unseren Kunden auch in diesen schwierigen Zeiten immer vornehmen konnten“, so Dr. Kölbach.
Frequenz im Geschäftsstellennetz
Der deutliche Rückgang der Frequenz im Geschäftsstellennetz ist laut Dr. Kölbach auch für die Zukunft zu erwarten. Dass eine weitere Anpassung des Filialnetzes für 2021 erforderlich wird, ergibt sich allein daraus, dass die Mehrheit der Kunden die digitalen Kanäle längst als ausgesprochen komfortabel und effizient für sich angenommen hat. Daher plant die Bank, die Geschäftsstellen in Dattenfeld und Rengsdorf zu schließen, die Geschäftsstelle in Puderbach in eine reine SB-Stelle mit Videoservice umzubauen sowie die Geschäftsstelle Weyerbusch in das historische Bürgermeisterhaus von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu verlegen und in eine Beratungsfiliale umzuwandeln. Dennoch bleibt die Filiale dort, wo die Menschen sie annehmen, ein entscheidender Kontaktpunkt und die Westerwald Bank eG investiert hier massiv. „Nicht umsonst haben wir in den letzten Jahren“, so Dr. Kölbach, „große Investitionen in das Filialnetz, insbesondere in Bad Marienberg und Dierdorf, vorgenommen, um die Zukunftsfähigkeit an zentralen Standorten sicherzustellen. Diese Filialen gehören zu den modernsten im Bereich deutscher Regionalbanken und haben eine Vorreiter-Funktion für die Volks- und Raiffeisenbanken.“
Soziales Engagement
„In einem Jahr wie 2020 mit höchsten Schäden durch den Borkenkäfer in den Wäldern und einem belastenden Pandemiegeschehen für die Menschen ist es umso wichtiger, auch als regionale Bank durch nachhaltiges Handeln und Vorleben Zeichen zu setzen“, so Markus Kurtseifer, Mitglied des Vorstands. Im vergangenen Jahr wurde die Baumpflanzaktion ausnahmsweise nicht durch die Auszubildenden der Bank begleitet. Mittels einer Spende an den regionalen Forst konnte jedoch, wie in jedem der letzten zehn Jahre, eine große Fläche mit deutlich über 1.000 Bäumen neu bepflanzt werden. Zur Sicherstellung der Insektendiversität hat die Bank erstmalig auf über 50.000 Quadratmetern gemeinsam mit regionalen Landwirten und Imkern Blühstreifen aufgebaut. Ein ausgesprochen erfolgreiches Modell, was viele zur Nachahmung inspiriert hat. Wie Kurtseifer verkündete, wird diese Maßnahme auch in 2021 fortgesetzt und auf über 100.000 Quadratmeter Blühstreifen ausgebaut.
Mit über 150.000 Euro unterstützte die Bank im zweiten Lockdown im Herbst 2020 die regionalen Schulen, insbesondere auch zur Unterstützung der erforderlichen Digitalisierung. Über 55.000 Euro wurden zur Unterstützung in der Covid-Krise den regionalen Vereinen zur Verfügung gestellt, über 13.000 Euro gingen an die Tafeln im Geschäftsgebiet der Bank. Das gesamte Spendenvolumen mit dem großen Schwerpunkt der Förderung Jugend, Soziales und Bildung in der Region betrug 359.000 Euro.
woti
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Hachenburg auf Facebook werden!