Haben die Zootiere die Besucher vermisst?
Kaum eine Frage wurde den Mitarbeitern des Zoo Neuwied während des Lockdowns so häufig gestellt, wie: „Vermissen die Tiere eigentlich die Besucher“?
Neuwied. Die Antwort ist: Jein! Denn was die Besucher für die Zootiere bedeuten, ist artspezifisch und sehr unterschiedlich. „Für die meisten unserer Zootiere sind die Besucher kein wichtiger Faktor in ihrem Alltag. Sie wissen aus Erfahrung, dass vom Besucher weder Gefahr ausgeht, noch Futter zu erwarten ist. Daher werden Besucher eher am Rand wahrgenommen oder vielleicht sogar ausgeblendet, und die Tiere konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf ihre Artgenossen und Dinge, die einen direkten Einfluss auf sie haben“, schätzt Biologin Jasmin Kuckenberg die Situation für die Tiere ein. „Das gilt natürlich nur, wenn sich die Besucher auch an die Regeln halten: Besucher, die durch Klopfen an die Scheiben oder lautes Rufen versuchen, die Tiere zur Aktion zu bewegen, werden sehr wohl wahrgenommen, und zwar als Stressfaktor“, betont die stellvertretende Zoodirektorin.
Anders sieht es bei den Ziegen im Streichelzoo aus. Da sie als einzige Tiere normalerweise direkten Kontakt mit den Besuchern haben, gestreichelt und gefüttert werden, war der Lockdown für sie eine große Umstellung. „Auch wenn die Ziegen natürlich trotzdem von den Pflegern gut gefüttert worden sind könnte ich mir vorstellen, dass sie die Besucher vermisst haben“, vermutet Kuratorin Alexandra Japes. „Am ersten Tag nach der Wiedereröffnung waren sie auch ungewohnt scheu, aber mittlerweile haben sie sich wieder an den Besuch gewöhnt, und sind so zutraulich und frech wie eh und je“.
Auch wenn sie nicht von den Besuchern gefüttert werden, gibt es doch noch eine weitere Tierart, denen die Besucher vermutlich gefehlt haben – allerdings aus ganz anderen Gründen. „Die Schimpansen sind die intelligentesten Tiere, die wir im Zoo haben. Man sagt ihnen etwa die Auffassungsgabe eines Kleinkindes nach“, erklärt Zoopädagogin Franziska Waked. „Für die Schimpansen ist es genauso interessant, die Besucher zu beobachten, wie umgekehrt. Die fühlen sich jetzt nach Ende des Lockdowns wahrscheinlich, als wäre nach langer Sendepause endlich wieder ein abwechslungsreiches Fernsehprogramm zu sehen“, lacht die Biologin. (PM)
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