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Nachricht vom 23.03.2021
Region
Ich bin traurig…
weil Tante Addi (Hetti) nicht mehr unter uns weilt. Sie ist gestorben, zwar nicht an Covid 19, hat aber wohl unter den Corona-Bedingungen im Seniorenheim gelitten. Eine Satire von Harald Winkel.
SymbolfotoRegion. Die Impfungen in den Heimen scheinen weitgehend abgeschlossen, die Einschränkungen sind dagegen kaum gelockert, so dass weiterhin bestehende Besuchsbeschränkungen nicht gerade Baldrian für die Seele sind. Da wird über die psychischen Folgen der Pandemie bei Jugendlichen gesprochen, aber was ist mit dem seelischen Verfall der Senioren, besonders in Heimen, die als erste Prioritätsgruppe aus Fürsorgegründen geimpft wurde, denen soziale Kontakte, Pflege von Freundschaften und selbst Zuneigungen, die sich im Laufe des Heimaufenthaltes entwickelt haben, abrupt unterbunden wurden. Muss erst ein bevorstehender Tod zu Lockerungen der Besuchsregelungen führen? Wohl dem, der in diesen Zeiten in den eigenen vier Wänden sein Alter genießen kann, die Möglichkeit hat mit einer Seniorenfreundschaft einen Spaziergang zu unternehmen und nicht Heimbeschränkungen ausgesetzt ist.

Ich bin auch traurig über das ständige Auf und Ab, das Hin und Her der politischen Entscheidungen bezüglich der Testungen, Impfungen und der Realisierung. Sollte man vielleicht Test- und Impfstrategien in die Hände von Discountermanagern legen, der Verkauf von Selbsttest klappte jedenfalls schon mal schnell und recht gut, auch wenn der Gewinn über der Fürsorge steht. An Profit denken aber ja auch schon mal Politiker, wenn es sich gerade mal anbietet und man sich hinter einer Maske verstecken kann. Da erinnere ich mich an einige Zeilen aus Heinrich Heines literarischem Vermächtnis Nachtgedanken: „Denke ich an Deutschland in der Nacht, dann werde ich um den Schlaf gebracht“!

Heine wählte einst auf Grund der politischen Verhältnisse in Deutschland Frankreich als Exil. Wäre ein Exil wegen des Impfdesasters in Deutschland und Hoffnung auf eine mögliche Impfung noch vor Weihnachten eine Option? Welche Länder mit genügend Impfstoff kämen da unter Berücksichtigung der Risiken der Impfstoffe in Frage? England mit AstraZeneca und einem durch den Wind gezeichneten Premierminister, der für den Brexit verantwortlich ist, kann nicht punkten. Die demokratischen Länder Russland mit ihrem Sputnik V und China mit seinen drei Impfstoffen, die ich mal Hongkong 21 bezeichnen würde, kommen wegen der Sprachschwierigkeiten wohl nicht in Frage. Außerdem bereitet mir das Agieren der beiden Mächte einen gewaltigen Blähbauch.

Bleiben noch die USA mit mehreren Impfstoffen und einem neuen Präsidenten. Aber dort wütet im Untergrund Trump noch weiter als Trumpelstilzchen (Wie gut, dass niemand weiß, auf die nächsten Wahlen bin ich heiß!) und die von ihm ausgehende Gefahr scheint nur vorübergehend gebannt.

Also werde ich doch in der vertrauten Heimat bleiben, auch wenn mich vieles traurig stimmt.
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