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Nachricht vom 07.07.2021
Region
Befragung Waldbesitzer der VGs Unkel, Bad Hönningen und Linz
Über 40 Prozent der Landesfläche von Rheinland-Pfalz sind bewaldet, etwa ein Viertel davon, das entspricht rund 210.000 Hektar, sind im Privatbesitz. Insbesondere der Kleinprivatwald hat, gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels, oftmals starke Pflegerückstände.
SymbolfotoRegion. Die Anliegen und Ziele von Waldbesitzenden können so unterschiedlich sein wie ihr Wald selbst. Um neue Möglichkeiten zur Pflege der Wälder aufzuzeigen, hat sich das Leader-Projekt Waldwärts Rhein-Wied mit einer großangelegten Befragung an die Waldbesitzenden der Verbandsgemeinden Unkel, Bad Hönningen und Linz gewendet. Es wurden dafür 5.000 Fragebögen verschickt. In den ersten Monaten 2021 kamen dann rund 700 Antworten zurück. Da es sich um eine Region mit besonders kleinstrukturiertem Waldbesitz handelt, ist das als großer Erfolg zu verbuchen. Deutschlandweit liegt der Mittelwert bei rund drei Hektar, die Befragten in der Rhein-Wied Region besitzen dagegen durchschnittlich eine Waldfläche von etwa 0,68 Hektar.

Angefangen bei der Art und Weise der Bewirtschaftung und Nutzung bis hin zu zukunftsweisenden Fragen und der ganz persönlichen Bedeutung des Waldes, bietet die Befragung einen interessanten Einblick in die aktuelle Lage der Waldbesitzenden:
Für rund 88 Prozent der Befragten steht der Wald als hoher ideeller Wert an erster Stelle. Dabei spielt die Familie eine wichtige Rolle: Sie ist nicht nur seit mehreren Generationen Besitzerin, sondern auch der wichtigste Ansprechpartner bei Fragen und Anliegen rund um den Wald. Der eigene Wald liegt meist in großer Nähe zum Wohnort und befindet sich zu über 90 Prozent im Besitz von Einzelpersonen oder Erbengemeinschaften.

Doch was ist eigentlich der Grund der Waldnutzung und findet diese überhaupt noch statt? Tatsächlich findet bei vielen Waldbesitzenden keine Nutzung mehr statt. Und wenn genutzt wird, dann steht die eigene Versorgung mit Brennholz deutlich im Vordergrund. Eine wesentlich geringere Rolle dagegen spielen finanzielle Gründe oder der Vermögenswert des Waldes. Wesentlich interessanter sind für die Waldbesitzende aktuelle Themen wie der Klimawandel. Zwar geben knapp 60 Prozent der Befragten an, dass sie nur selten in ihrem Wald sind, ihr Interesse im Zuge des Klimawandels am eigenen Wald jedoch deutlich gestiegen ist.

Ein weiteres willkommenes Ergebnis der Befragung ist der Zufriedenheitsanteil der Waldbesitzenden: laut Umfrage sind über 50 Prozent mit ihrem Waldbesitz zufrieden und wünschen sich keine Veränderung. Eine gemeinschaftliche Bewirtschaftung können sich viele der Befragten vorstellen, möchten an ihrem eigenen Eigentum dabei aber festhalten. Ein wichtiges Anliegen vieler Waldbesitzenden ist dagegen eine Unterstützung sowohl in der Holzvermarktung als auch bei der Bewältigung der Zukunftsherausforderungen durch die Verbands- und Ortsgemeinden. Das trifft laut Bürgermeister Fischer aus der Verbandsgemeinde Linz, Mitinitiator des Leader-Projekts, den Kern ihres Anliegens. Sein Plädoyer: „Für den kleinstrukturierten Waldbesitz wollen die Verbandsgemeinden gemeinsam mit den Ortsgemeinden Impulse für die schwieriger werdende Bewirtschaftungssituation im Klimawandel setzen.“

Hier setzt das Projekt Waldwärts an: Im Laufe diesen und nächsten Jahres sollen verschiedene Informationsveranstaltungen vor Ort stattfinden. Dabei werden sowohl praktische Vorführungen im Wald als auch Vorträge angeboten. Gleichzeit fanden mehrere Inventuren statt, um die Nutzungsmöglichkeiten oder auch Pflegedringlichkeit aufzuzeigen. Dreh- und Angelpunkt bleibt die kostenfreie Beratung durch die Forstbediensteten von Landesforsten. Mit Unterstützung des seit vielen Jahren in der Region tätigen Revierleiters Dieter Steinebach wird versucht, bei Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer Verständnis für Pflegeeingriffe im Wald zu erzeugen und diese für Bewirtschaftungseinsätze zu gewinnen. Ein ehrgeiziges Ziel ist es, auch dauerhafte Kooperationen von Waldbesitzenden zu schaffen, die sich regelmäßige Pflegeeingriffe in ihren Wäldern vorstellen könnten.
Autoren: Amelie Hager, Dr. Bernd Wippel

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