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Nachricht vom 07.07.2021 |
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Region |
Wolfsprävention - Staatsministerin Anne Spiegel besuchte Kreis Neuwied |
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Zum Thema Wolfsprävention hatten Dirk Ditscheid und Günter Czerkus auf den von Ditscheid bewirtschafteten Hof in Asbach-Schöneberg eingeladen. Die Staatsministerin, sowie Vertreter der örtlichen Bauernverbände und Landrat Achim Hallerbach nahmen teil. Ditscheid ist Landwirt im Nebenerwerb. |
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Asbach-Schöneberg. Die Staatsministerin für Umwelt, Klima, Energie und Mobilität Anne Spiegel besuchte im Rahmen einer Tour durch das Land den Hof in Schöneberg. Dirk Ditscheid hat rund 50 Mutterschaft, die er auf ständig wechselnden Weiden hält. Dies, so Günter Czerkus, macht es dem Wolf schwerer, weil er sich nicht an eine Situation gewöhnen kann. Ditscheid nennt als Grund, dass er bisher viel Glück gehabt habe. Außerdem betreibt Ditscheid einen enormen Aufwand. Er stellt seine Tiere fast täglich um und verwendet hierzu die Wolfsschutzzäune. Nachts kommen die Tiere in sogenannte Nachtpfersche.
Im Gespräch mit der Ministerin stellte Ditscheid fest, dass der Aufwand sich lohne aber es auch nicht mehr werden dürfe. Er nutzt Zäune mit einer Höhe von 1,06 Metern. Um die Förderung zu erhalten wären 90 Zentimeter ausreichend. Dies erscheint dem Landwirt zu gering. Die Stiftung Natur und Umwelt war ebenfalls vertreten. Diese will in Zukunft intensiver die Nutztierhalter einbinden. Hierzu wurde ein Koordinierungszentrum Luchs und Wolf (KLUWO) eingerichtet. Der neue Leiter, Julian Sandrini beginnt am 1. August mit seiner Tätigkeit. In dem Koordinierungszentrum werden vier Arbeitsplätze geschaffen, so die Ministerin.
Wolfsmanagement wird in Rheinland-Pfalz seit 2015 betrieben. Die größte Ansiedlung findet man im „Grenzgebiet“ zu Nordrhein-Westfalen. Hier ist mindestens ein größeres Rudel in den Leuscheider Wäldern ansässig. Diese Tiere wandern, so Czerkus auch in den Kreis Neuwied. Ditscheid und Czerkus legen Wert darauf, dass sie nicht als Gegner des Wolfs angesehen werden. „Wir wollen eine natürliche Koexistenz. Dazu bedarf es aber Anstrengungen auf allen Ebenen. Die Förderung von Wolfsprävention muss schneller und effektiver werden“, so beide Teilnehmer.
Bis zum 21. Juni hat das Land Fördermittel in Höhe von rund 934.000 Euro bereitgestellt. Dies soll auch weiterhin so geschehen sagte die Ministerin zu. Die anwesenden Tierhalter haben dargelegt, dass die Population des Wolfes beobachtet werden muss. Das Wichtigste sei, so Ditscheid, dass bei größer werdender Population, keine Denkverbote herrschen dürften. Dies könne von der Umsiedlung eines Rudels bis zur Bejagung gehen. Wenn der Aufwand für den Herden Schutz weiter zunimmt, können viele kleine Tierzüchter dies nicht mehr leisten. Dazu zählt sich Ditscheid auch selber.
Landrat Hallerbach hatte zum Abschluss noch einige Forderungen an die Ministerin und die Politik im Allgemeinen: „Der Wolf ist zurück im Westerwald. Wir wollen ihn nicht ausrotten, aber wir müssen unsere Landwirte unterstützen, ihre Tiere schützen zu können – und zwar besser als bisher. Deshalb habe ich Ministerin Anne Spiegel bei ihrem heutigen Besuch in Asbach ein Forderungspapier der Kreisverwaltung übergeben.“
„Das sind die fünf Punkte der Forderung:
1. Mehr Förderung von Wolf sicheren Zäunen: Bislang wird nur ein Teil der zusätzlichen Arbeitsleistung, die die Tierhalter mit dem Bau und vor allem der Unterhaltung haben, gefördert. Wir fordern 100 Prozent! Vor allem das Freischneiden der Zäune ist teilweise ein enormer Aufwand.
2. Schutz auch für erwachsene Pferde und Rinder: Bislang werden bei Pferden und Rindern nur Schutzmaßnahmen gefördert, wenn auch Jungtiere auf der Weide stehen. Wir fordern Schutz für alle! Denn bei Wolfsattacken nimmt nicht nur die Gefahr von Ausbrüchen zu, es kommt auch vermehrt zu Fehlgeburten.
3. Das Land muss für Folgeschäden haften: Wenn Viehherden bei einer Wolfsattacke ausbrechen, kann dies schlimme Konsequenzen haben, vor allem im Straßenverkehr. Wir fordern, dass das Land die Haftung übernimmt, sofern der Landwirt ordnungsgemäße Zäune gebaut hat. Sonst bleiben die Autofahrer auf ihren Schäden sitzen.
4. Die Schutzwürdigkeit muss regelmäßig überprüft werden: Wenn es in einer Region so viele Wölfe gibt, dass sie die Weidetierhaltung gefährden, muss die Population reduziert werden können. Sonst ziehen sich die Weidentierhalter zurück und wir bekommen ungepflegte, zugewucherte Landschaften.
5. „Problemwölfe“ chippen: Wölfe, bei denen Risse von Nutztieren nachgewiesen sind, müssen betäubt und gechippt werden, damit sie überwacht und notfalls auch entnommen werden können.“
Die Ministerin wird sich in den nächsten Konferenzen dafür starkmachen diese „Forderungen“ einzubringen. Sicher, das ist allen Beteiligten klar, könne nicht alles Ad hoc umgesetzt werden. Es muss aber nach Möglichkeiten gesucht werden, die möglichst allen gerecht werden, so das Fazit. (kkö) |
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Nachricht vom 07.07.2021 |
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