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Nachricht vom 19.09.2021
Kultur
Doktorspiele zum Dauerlachen mit Peter Vollmer in Waldbreitbach
Die 22. Saison „Wir machen Theater“ startete das Hotel zur Post in Waldbreitbach am 19. September mit einem Knaller: Kabarettist Peter Vollmer aus Köln stand zum fünften Mal auf der Bühne des Rittersaals, diesmal mit dem prägnanten Programmtitel „Es lockt das Weib, doch bockt der Leib“. Das Publikum kam aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Peter Vollmer sorgte für Dauerlachen in Waldbreitbach. Fotos: Wolfgang TischlerWaldbreitbach. Eigentlich war der Inhalt nicht zum Lachen geeignet: Es ging um die Generation 50 plus, - „Ich sehe, die Zielgruppe ist anwesend“ - die die Midlife-Krise hinter sich gelassen hat und sich nun in einer Lebensphase zwischen Skipass und Bypass befindet. Der Beziehungsstatus lautet nicht mehr „ledig“, sondern „erledigt“. Für die Restlaufzeit strebt der Mann weniger nach heißen Liebesnächten als nach leckerem Hefezopf. Sexualität gehört zu den schönsten Lebenserinnerungen. Wenn die Verkäuferin in der Apotheke fragt, ob sie die Kondome als Geschenk einpacken soll, weiß Mann, dass er ins Museum gehört.

Dafür hat der Ü-50-Mann endlich die Gelassenheit, zu erkennen, was wirklich wichtig ist im Leben. Und kann das noch zur Gitarre singen. Talkshows auf allen Fernseh-Kanälen mit den immer gleichen dünnblütigen Politikern und weltverbessern-wollenden Philosophen lassen in Vollmer den Entschluss reifen: „Ich mach jetzt meine eigene Talk-Show nach dem Motto „Anne will, aber Peter kann“.

Wie muss man sich altersgemäß verhalten? Sind Piercings noch adäquat? Sehr anschaulich begründet Vollmer, wie er wegen des Gerappels in der Herren-Umkleidekabine, Klingelbeutel und Glockenspiel zum Piercing-Gegner geworden ist.

Älter werden sei eine Herausforderung für seine Generation, die als Sandwichgeneration zwischen quengelnden Kindern, die ständig mehr Geld fordern und Eltern, die das mögliche Erbe auf der Kreuzfahrt verjuxen, die Rente mit 87 in Aussicht habe.

Großzügigkeit kann sich die alternde Generation nicht leisten, aber genüsslich in Erinnerungen schwelgen: an massenhaft erbeutetes Klopapier, das mit Alkohol und Räuchern haltbar gemacht wurde, an selbst gemachte Masken, an eine Zeit ohne Facebook und an den Opel Kadett als Meilenstein des Erwachsenenwerdens. Das Foto im zugehörigen „grauen Lappen“ aus dem Jahr 1980 versetzte allerdings den Sohn in Panik.

Der Kölner mit 35-jähriger Bühnenerfahrung hielt dem Publikum in zündenden Sketchen den Spiegel vor und erntete lachendes Kopfnicken, wenn es um die bewegungsarme Nutzung des Hometrainers als Kleiderständer ging, um schnarchfreie Vibratoren, anonyme I-Phoniker und das Problem, dass der Partner schneller altert, als das eigene Sehvermögen nachlässt.

Um dem Männerproblem Prostataschwäche nicht hilflos ausgeliefert zu sein, markierte der Künstler prophylaktisch den Weg zum Klo mit Leuchtstreifen auf dem Boden. Die können zwar von missgünstigem Jungvolk peinlich missbraucht werden, aber Mann kann sich bei seinen nächtlichen Wanderungen sicher sein: „You never walk alone“.

Da man sich ständig beim Orthopäden wiedertrifft, übte Vollmer ein Lied für das Wartezimmer mit dem Publikum ein und hatte einen Tipp parat für den, der das Gefühl einer letzten Gewissheit braucht: Anruf bei der Kölner Friedhofsverwaltung, deren Telefonanlage verspricht: „Hier sind die Kölner Friedhöfe. Haben Sie Geduld, der nächste Platz ist für Sie reserviert!“ (htv)


       
 
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