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Nachricht vom 17.11.2021
Region
Vorstandswahlen des Kreisbauern- und Winzerverbandes Neuwied
Bei der Mitgliederversammlung des Kreisbauern- und Winzerverbandes Neuwied wurde Ulrich Schreiber aus Dierdorf wurde als Vorsitzender im Amt bestätigt. Zu seinen Stellvertretern wurden Hans-Peter Hallerbach, Asbach-Niedermühlen, und Werner Neumann, Heimbach-Weis gewählt.
Der neu gewählte Kreisvorstand des Bauern- und Winzerverbandes Neuwied von links nach rechts: Dominik Ehrenstein, Hans-Peter Hallerbach, Werner Neumann, Sebastian Schneider, Vorsitzender Ulrich Schreiber, Günter Runkler, Doreen Retterath, Paul Boden, Marion Schmitz, Marco Runkel, Udo Franz. Es fehlt Matthias Quiring. Foto: privatNeuwied. Vorsitzender Ulrich Schreiber bedankte sich bei den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern Hella Holschbach, Matthias Kick, Peter Hohn, Norbert Eudenbach und Martin Buchholz für die geleistete Arbeit.

In seiner Ansprache warf Ulrich Schreiber einen kritischen Blick auf die Situation der Landwirtschaft und der Gesellschaft in Deutschland: „Immer, wenn es zurzeit schwierig wird, heißt es in unserem Land ‚Wir steigen lieber direkt aus‘ – aus der Kohle, aus der Kernkraft, aus den Verbrennungsmotoren, aus der Tierhaltung, aus dem Pflanzenschutz.“ Aber unbeantwortet bleibe die Frage, woher dann die Rohstoffe oder die Energie stammen sollen, wenn wir die heimische Erzeugung stoppen. Schreiber warnte vor der dann entstehenden Abhängigkeit von anderen Ländern, deren Standards oft nicht dem deutschen entsprächen und die kaum zu kontrollieren seien. Dies sei keine zukunftsfähige Politik.

Schreiber warb für politische Konzepte, die nachhaltig die regionale Versorgung sicherstellten. Die heimischen Lebensmittelerzeuger dürfen nicht so weit reguliert werden, dass sie im internationalen Wettbewerb vor die Hunde gehe – genau dies drohe jedoch derzeit.

In der Landwirtschaft, insbesondere bei den jungen Landwirten, sei die Offenheit für naturverträgliches, tierwohlorientiertes Wirtschaften groß. Allerdings setze dies voraus, dass die Verbraucher solche Bemühungen über die Produktpreise auch honorierten und die Landwirte nachhaltig davon leben könnten.

Auch Landrat Achim Hallerbach warb für ein Miteinander von Lebensmittelerzeugung und Naturschutz: "Wir können nicht nur Biotope haben, sondern Naturschutz bedeutet auch, Lebensmittel regional zu produzieren.“

Auch bezüglich des drängenden Problems des Flächenverbrauchs setzte Hallerbach auf ein Miteinander. Die Nachfrage nach Industriegebieten sei derzeit sehr groß, sodass entlang der Hauptachsen der Westerwälder Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis rund 150 bis 200 Hektar Industriefläche entwickelt werden sollen. Dies wollen die drei Landkreise nach Hallerbach abgestimmt tun, um möglichst effektiv und flächenschonend vorgehen zu können.

Ihre Verbundenheit mit der Landwirtschaft im Kreis dokumentierten auch die neuen Vorsitzenden des Kreiswaldbauvereins Uwe Werner, und der Landfrauen Katja Milad und der AfD-Landtagsabgeordnete Dr. Jan Bollinger.

Als Hauptreferent des Abends warf der Landtagsabgeordnete Marco Weber, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion und Schweinehalter im Landkreis Daun, einen praxisnahen und kritischen Blick auf die aktuelle Landwirtschaftspolitik. „Die Landwirte ernähren die Menschen und gewährleisten so Wohlstand und Ernährungssicherheit“, betonte Weber, jedoch werde die Arbeit der Landwirte in Deutschland trotz der hohen Anforderungen, die an sie gestellt würden, über die Produkte nicht ausreichend entlohnt.

Die Auswirkungen der gesellschaftlichen Diskussionen und Tierwohl beleuchtete Weber am Beispiel seines eigenen Betriebes: „In 2005 haben wir 1,5 Millionen Euro investiert, mit Unterstützung von Land und Bund. Für die jetzt von dem Discounter Aldi forcierte Haltungsstufe 3 und 4 würden weitere 2,2 Millionen Euro an Investitionen erforderlich, wo der alte Stall noch nicht bezahlt ist.“

Das Tempo der geforderten Veränderungen sei bei den zu erzielenden Markterlösen für die Schweinehalter schlicht nicht leistbar. Diese liege auch darin begründet, dass es an Wettbewerbsgleichheit innerhalb von Europa fehle und erst recht Lebensmittelimporte nicht den gleichen Standards unterlägen, wie sie für deutsche Landwirte gelten.

Mit den Plänen zur gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023 ging Weber scharf ins Gericht. Er kritisierte die geplante vierprozentige Stilllegung von Ackerflächen, die für die Liberalen eine Enteignung darstellen. Soweit die gemeinsame Agrarpolitik bestimmte Umweltleistungen der Landwirtschaft mit einem Förderanreiz versehe, gebe es hier erheblichen Nachbesserungsbedarf. Insbesondere für das im Westerwald vorherrschende Grünland fehle es schlicht an Angeboten, mit denen die Landwirte die geplante Halbierung der Betriebsprämie ausgleichen könnten. Letztere schrumpften für einen 100 Hektar Betrieb auf 15.000 Euro im Jahr: „Das sind gerade mal sechs Schlepperreifen“, brach Weber die künftigen Prämienhöhen auf die Lebenswirklichkeit in den landwirtschaftlichen Betrieben herunter.

Mit Blick auf die abnehmende Präsenz von Landwirten in der Gesellschaft und in den Parlamenten warb Weber für einen engen Zusammenhalt der Landwirte über alle Betriebsformen hinweg: „Wir müssen mit einer Sprache sprechen. Ansonsten können wir die landwirtschaftlichen Interessen nicht wirksam vertreten.“ (PM)


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