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Nachricht vom 18.12.2021
Region
Nicole nörgelt – übers Spazierengehen unter neuen Vorzeichen
Unterwegs an der frischen Luft, die Landschaft genießen, vielleicht die Nachbarn für ein Pläuschchen treffen. Spazierengehen soll doch so gesund sein. Und dann kommt die „Mit mir nicht!“-Fraktion um die Ecke und nimmt dem Spaziergang die Unschuld. Was ist aus so schönen Worten wie Demo, Aufmarsch, Protestversammlung geworden? Ach stimmt. Das wäre ja zu ehrlich.
Und Spazierengehen war doch mal so schön, findet Nicole. (Symbolfoto)Spätestens, wenn Polizisten mitspazieren müssen und Journalisten pöbelnd die Kamera aus der Hand geschlagen wird, müsste klar sein, dass das kein harmloses Promenieren mehr ist. Warum das Protestieren nicht nennen, was es ist? Liegt wahrscheinlich an mir. Ich habe halt immer noch nicht begriffen, dass eine Gesinnung, die eine potentiell lebensgefährliche Infektion verharmlost, auch das Phänomen, im Pulk durch Innenstädte zu marschieren, lieber blumig umschreibt als die Dinge beim Namen zu nennen.

Seltsam. Sind doch grade die Querdenker und Leugner sonst schnell dabei, plakative Bezeichnungen wie Zwang, Körperverletzung und Unterdrückung zu skandieren. Aber das gilt freilich nur bei den bösen, bösen Dingen, die ihnen gegen den Strich gehen. Wie Impfungen, Masken tragen oder Tests machen.

Hey, liebe Anti-Spaziergänger, ist euch bewusst, dass es sogar Promenadologie als studierbare Disziplin gibt? Frei übersetzt: Spazierwissenschaft. Igitt! Wissenschaft! Also ehrlich, ich hoffe, ihr habt vorher genug Studien über die Langzeitwirkungen von vielen Schritten auf undefinierbarem Untergrund gelesen, geht ja gar nicht, einfach loszumarschieren, weil irgendeiner sagt, dass das was Gutes ist.

Spaziert doch mal nach Russland oder durch Kabul, wenn ihr euch so nach einer Diktatur sehnt. Dürfte doch kein Problem sein, so schön wie ihr die Dinge verklausulieren könnt. Aber sich dann aufregen, wenn so essenzielle Dinge wie der gute alte „Mohrenkopf“ oder die „Zigeunersoße“ plötzlich politisch korrekt anders umbenannt werden.

Und jetzt haben wir also Schaumküsse, Puszta-Soße und Spaziergänge. Fein. Bald steht das Jahresendfest vor der Tür, mit Lichterbäumchen und Tofu-Gänsebraten. Feiern wir in Frieden. Oder darf man das jetzt auch nicht mehr sagen?

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund.
Ihre Nicole
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