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Nachricht vom 18.02.2022 |
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Politik |
Landrat fordert Aussetzung der Coronazahlen-Erfassung |
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„Sind nicht das Statistische Landesamt“: Achim Hallerbach will das Gesundheitsamt entlasten, um Kapazitäten für andere Aufgaben freizusetzen – Zahlen sind derzeit ohne Aussagekraft. |
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Kreis Neuwied. Seit mehr als zwei Jahren tobt die Pandemie. Seit mehr als zwei Jahren sind die Mitarbeiter im Gesundheitsamt im Dauerstress. „Ich kann mich bei den Kollegen nur im Namen aller Bürgerinnen und Bürger für ihren großen Einsatz bedanken“, betont Landrat Achim Hallerbach und zählt auf, dass er 15 zusätzliche Kollegen für das Thema Corona eingestellt hat. Damit sind aktuell 27 Vollzeit-Mitarbeiter plus einige 450-Euro-Kräfte fast ausschließlich mit dem Thema beschäftigt. „Die Belastung ist hoch“, weiß der Landrat, der auch nicht verhehlt, dass es einige Langzeit-Krankschreibungen gibt.
„Es war und ist ein riesiger Aufwand“, sagt er und stellt klar, dass die Erledigung natürlich alternativlos war. „Die Arbeit der Kollegen hat maßgeblich dazu beigetragen, die Pandemie unter Kontrolle zu halten und unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Sie haben Leben und Gesundheit geschützt“, betont der Landrat. In den vergangenen Tagen und Wochen jedoch steige die Frustration. Denn Omikron hat eine Welle an Neuinfektionen hervorgebracht, die die Erfassungssysteme des Gesundheitsamtes praktisch überspült hat. Der Rückstand bei der technischen Erfassung war groß, an einem Tag waren zum (späten) Feierabend noch 2.500 unbearbeitete E-Mails im Postfach. Aufgrund von Umorganisation und personeller Verstärkung konnte das in einem Kraftakt mittlerweile aufgeholt werden.
Doch es bleibt die Frage: Wer hat noch etwas von tagesaktuellen und sehr detailliert erfassten Zahlen? „Ob unsere Inzidenz an einem Tag bei 600, 900 oder 1.400 liegt, interessiert mittlerweile ja eigentlich niemanden mehr“, weiß Landrat Achim Hallerbach. Auswirkungen in Form von Einschränkungen oder Lockerungen folgen daraus schließlich nicht mehr. „Der Durchseuchungsprozess läuft doch ganz offensichtlich“, redet er nicht drumherum und fordert daher klipp und klar, die Erfassung auszusetzen oder mindestens stark zu vereinfachen. „Da werden Daten ohne Ende gesammelt. Es ist ein Aufwand ohne erkennbaren Ertrag. Zurzeit ist die Pandemie ohnehin überall. Es gibt keine einzelnen Hotspots, die wir eindämmen könnten. Und wir sind nicht das Statistische Landesamt“, stellt er klar und macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: „Erfasst werden ohnehin nur positive PCR-Tests. Mittlerweile reicht bei Erwachsenen in vielen Bereich jedoch ein Poc-Test (Schnelltest), sodass die Daten ohnehin unvollständig sind.“ Daher sei es wesentlich sinnvoller, die vorhandenen Kräfte zum Schutz der vulnerablen Gruppen einzusetzen.
Auch sonst wäre genug Arbeit da. „Den Kollegen würde nicht langweilig“, ergänzt die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes, Ilonka Degenhardt. Durch die – notwendige - Konzentration auf die Pandemie sei in den anderen Bereichen einiges liegengeblieben. „Wir haben uns da auf das Nötigste konzentrieren müssen“, sagt sie.
Hinzu kommt, dass das Gesundheitsamt mit der Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht vor einer neuen, großen Aufgabe steht. „Die Arbeit werden unsere Kollegen übernehmen müssen“, weiß der Landrat, der dabei aber kein Missverständnis entstehen lassen will: „Ich habe immer die Bedeutung der Impfungen unterstrichen. Sie sind unsere beste Waffe im Kampf gegen das Virus. Nur dank der Impfungen erleben wir bei den aktuellen Fallzahlen keine Katastrophe. Von daher unterstütze ich die Impfpflicht und ihre konsequente Umsetzung – auch wenn es eigentlich selbstverpflichtend sein sollte, wenn man mit diesen besonders gefährdeten Menschen arbeitet“, sagt der Landrat.
Für die Umsetzung braucht es aber eben das entsprechende Personal. „Wenn wir die Erfassung der Zahlen aussetzen, würde das definitiv Kapazitäten freisetzen“, sagt er und macht noch einmal deutlich, dass es sich dabei um eine temporäre Maßnahme handeln könnte. „Wenn wir wieder in Bereichen sind, in denen darum geht, einzelne Ausbrüche früh zu erkennen, ist es sinnvoll – und gleichzeitig auch ein ganz anderer Aufwand als jetzt, da wir mit Meldungen praktisch überschwemmt werden.“ (PM)
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Nachricht vom 18.02.2022 |
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