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Nachricht vom 26.02.2022
Region
Es geht um die „Extrawurst“ im Schlosstheater Neuwied
Bei der Premiere des Theaterstücks von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob am Samstagabend (26. Februar) kamen gemäß der Corona-Hygieneverordnung wieder mehr Zuschauer in den Genuss einer - wie üblich - drögen Mitgliederversammlung, die wegen einer Formsache zur Farce ausartet und einen Berg Scherben hinterlässt.
Fotos: Wolfgang TischlerNeuwied. In der Inszenierung von Volker Schmalöer spielt das Stück in Neuwied. Heribert Bräsemann wurde soeben mit hundert Prozent Zustimmung als Präsident des Tennisclubs wiedergewählt. In autokratischer Manier peitscht er alle Tagesordnungspunkte in seinem Sinne durch und freut sich auf das leckere Büffet, als er von seinem ebenfalls wiedergewählten Stellvertreter Matthias Scholz jäh ausgebremst wird.

Unter Punkt „Verschiedenes“ soll über die Anschaffung eines neuen Gas-Grills abgestimmt werden, weil das alte Holzkohle-Exemplar angerostet ist und eine zu geringe Kapazität für das Sommerfest besitzt. Melanie Pfaff stellt den Antrag, einen zweiten Grill für das türkische Mitglied Erol Oturan anzuschaffen, weil Muslime aus religiösen Gründen ihre Grillwürste nicht auf einen Rost mit Schweinefleisch legen dürfen. Erol legt keinen Wert auf einen Extra-Grill, aber es entwickelt sich trotzdem eine lebhafte Diskussion um meine, deine, Schweine- und Türkenwurst, in der verdeckte Ängste und Vor-Urteile zutage treten.

Statt wie beabsichtigt mit dem Integrations-Grill Offenheit zu dokumentieren, keilen sich die Vorstandsmitglieder um Religionen, Toleranz, deutsche Leitkultur und die Berücksichtigung von Minderheiten.

Dass Melanie und Erol die sportlichen Stars des Tennisclubs sind, die als Doppel Bezirksmeisterschaften gewinnen, verschärft die Debatte, denn Melanies Ehemann Torsten Paff, der sich selbst als besonders liberal und tolerant sieht, kämpft mit schwelenden Verlustängsten, weil das Sportlerpaar sich freudig umarmt.

Der Konflikt eskaliert immer mehr in persönliche Beziehungen. Man schleudert Tennisbälle, lächerliche Vorwürfe und Argumente mit - alternativen - Fakten einander entgegen. Einer nach dem Anderen rennt beleidigt aus dem Clubhaus, kehrt zurück und streitet weiter. Heribert legt sein Amt nieder und Matthias übernimmt erleichtert den kommissarischen Vorsitz.

Aber gegenseitige halbherzige Entschuldigungen können das Zerwürfnis nicht mehr heilen, denn es geht nur vordergründig um die Wurst. Am Ende wird die Politik als Ursache des Konflikts erkannt. Und der gesamte Tennisclub braucht einen Neuanfang.

Die Schauspieler Stephan Schleberger, Madeleine Niesche, Martin Zuhr, Stefan Schneider und Parbet Chugh spielen die „Extrawurst“ noch bis 31. März im Schlosstheater Neuwied. Karten gibt es hier. (htv)
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