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Nachricht vom 14.05.2022
Kultur
Buchtipp: „Tod im Waldwinkel“ - Mordserie im Westerwald
„Auf, auf zum fröhlichen Morden“: Der Untertitel trifft die Stimmung, denn trotz einer Mordserie im beschaulichen Westerwald im Herbst 1963, als die Traumata des Kriegs noch in den Menschen nachwirkten, ist Lutz Wetzels Buch wegen den originellen Wäller Protagonisten amüsant. Hauptwachtmeister Kesselring und Kommissar Rotteck bereiten die Morde allerdings schlaflose Nächte.
BuchtitelDierdorf/Stuttgart. Die Opfer sind ausnahmslos Jäger. Diese Zunft ist für den Hauptwachtmeister eine Rotte widerspenstiger und hinterhältiger Gesetzloser.

Das erste Mordopfer ist Förster Simon, getötet durch einen Kopfschuss, in der Jägersprache „Küchenschuss“. Kriegswaise „Kröten-Jörg“, der gesetzlose Waldmensch und selbsternannte Magier hatte die Leiche gefunden. Der Jagdhelfer kennt den Forst besser als jeder andere. Er weiß, dass der Verstorbene die sieben Kerschbaums aus Weyerbusch als Holzdiebe stellen wollte. Die verwitwete schöne Försterin weiß, dass ihr Mann mit dem rücksichtslosen Uhrmacher Diedrich im Streit lag. Doch dieser ist selbst das nächste Mordopfer. Er liegt mit durchschnittener Kehle morgens im Ehebett. Doktor Rotgold, der immer Alarm schreiend und klingelnd per Fahrrad zum Tatort kommt und Bestatter Ellermann haben ungewöhnlich viel zu tun. Und die Witwen zeigen ungewöhnliches Verhalten.

Der Jägerstammtisch trifft sich allabendlich bei Gastwirt „Äffchen“ Fettweiß im „Weißen Falken“. Dort hat sich auch Susi Eigenherz, eine hübsche Blondine mit einem handgezeichneten Plan von der Gemarkung „Rehbeins Hafer“ einquartiert. Ihre Mutter hatte dort auf der Flucht aus Westpreußen einen großen Koffer mit dem Familiensilber eingegraben. Zusammen mit Kröten-Jörg fahndet sie nach dem Familienschatz, stößt aber auf ganz anderes.

Die Wäller sind nicht nur als trinkfeste Naturburschen dargestellt, sie machen sich ihre Gedanken um das Leben. Der Wirt konstatiert: „Wir können das Leben nicht anhalten, wenn es schön ist...Aber wir können es auch nicht schnell weiterdrehen, wenn eine Zeit nicht gut ist. Ich sag immer, wir sitzen immer drin, in der rollenden Kugel, und purzeln durch die Jahre.“

Wandermetzger Karasek hat seine eigenen religiösen Regeln: „Beim Kesselfleisch bete ich schon: Lieber Gott, vergib mir, dass ich das Schwein totgemacht habe. Dann fühle ich mich gleich wieder gut und das Wursten geht mir leicht von der Hand.“

Kommissar Rottek, der es nicht übers Herz bringt, auf einen Hasen zu schießen, bekennt: „Jäger spinnen eben gelegentlich. Sie verlaufen sich manchmal in ihren eigenen Gefühlen. Vor allem, wenn es so zarte Seelen sind wie meine.“

Die Försterwitwe belehrt ihren Geliebten: „Es gibt keine schwierigen Frauen. Es gibt nur Männer, die zu doof sind, sie zu verstehen.“

Die Polizei steht vor unlösbaren Rätseln, als noch ein Jagdfreund tot und angefressen in „Julchens“ Schweinekoben aufgefunden wird. Wer hat ein Motiv und die Gelegenheit zum Morden? War es einer oder mehrere? Warum will jemand den Jägerstammtisch ausrotten? Ist eine Frau so hasserfüllt, dass sie planvoll tötet? Wieso begannen die Morde mit der Ankunft von Susi Eigenherz? Hat ein Mann Spaß am Töten? Wer hat den toten Fuchsjäger mit einem präparierten Fuchs drapiert? Als Nervennahrung brauchen die Polizisten wiederholt ein gemeinsames Dienstvergehen mit selbst gebranntem Nusslikör.

Bestatter und Waidmann Ellermann hat Angst. Nicht so der Schmied: „Ein Schmied hat keine Angst, Ellermann. Wir schmieden das Schicksal mit zentnerschweren Hämmern und prügeln die Furcht aus dem Eisen.“

Erschienen ist der vergnügliche Jagd-Krimi im Kosmos-Verlag, ISBN 978-3-440-15469-4. (htv)
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