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Nachricht vom 28.06.2022 |
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Region |
Galerie Walderdorff in Molsberg zeigt internationale Kunst im ehemaligen Gutshof |
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Touristen, die den Westerwald besuchen, interessieren sich oft für Kunstangebote. Daher stellt die Regionalmarketing-Initiative „Wir Westerwälder“ Galerien in den drei Landkreisen Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis vor, die Besonderes bieten. Im Westerwaldkreis hat der Galerist Emmanuel Walderdorff seinen Gutshof am Fuß von Schloss Molsberg in eine Galerie mit besonderem Ambiente umgewandelt. |
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Molsberg. Galerist Walderdorff, der aus dem Schloss stammt, gründete im Jahr 2000 in Köln eine Galerie für zeitgenössische Kunst mit internationalen Künstlern, die er auch in Österreich, Italien, Hamburg und München präsentiert. 2014 wollte er sein Hofgut als Lager nutzen, fand dann aber die Räumlichkeiten dafür zu schade. Zu der ersten kleinen Ausstellung im Hof kamen 2015 viele interessierte Leute. Walderdorff zeigte sein Programm auch der Region, und das Hofgut avancierte zu seinem besten Standort. Interessierte kommen aus der ganzen Welt in den Westerwald und genießen hier außer der Kunst auch Ruhe und schöne Landschaft. Allerdings vermissen sie eine bessere Gastronomie.
Das Ehepaar Walderdorff und seine beiden Kinder sind ebenfalls sehr glücklich, das Landleben genießen zu können. Die Zeit des Corona-Lockdowns wäre für sie in der Kölner Vierzimmerwohnung wesentlich stressiger gewesen.
Anstelle des früheren Misthaufens begrüßt „Die Ruhe nach dem Sturm“, in der Wildblumenwiese aufgestellte Objekte aus Glas, Holz und Metall die Besucher.
Zurzeit sind in der Galerie Werke des renommierten slowakischen Künstlers Svätopluk Mikyta, dessen Arbeiten unter anderem vom Art Institute of Chicago und dem MUDAM Museum Luxemburg angekauft wurden, ausgestellt: „New Horizon“ besteht aus zehn blau-weißen Glaskugeln à 15 Kilogramm, die in Böhmen hergestellt wurden. Die Kugeln stellen das Maximum der durch Glasbläser gestaltbaren Größe dar. Mit ihrer erdähnlichen Anmutung machen sie auf die Schönheit unserer Erde aufmerksam, das Glas symbolisiert zugleich die Zerbrechlichkeit unseres Planeten.
Mit den Glaskugeln entstand auch ein Videofilm, der mit der sphärischen Musik des Westerwälder Techno-DJ und Biologen Dominik Eulberg unterlegt wurde. Walderdorff betonte, es mache ihm Spaß, Kunst mit Musik zu kombinieren, weil die Wirkung beider eine besondere Symbiose ergebe und er versuche, verschiedene Künstler der Region miteinander zu verknüpfen. Die Verknüpfungen trugen zum Erfolg der Ausstellung „Change“, einer Biodiversitäts-Show bei. Im kommenden Herbst will er die Arbeiten eines Malers, der große Gewächshäuser auf Bildern darstellt, mit den Tier-Objekten einer Keramikerin kombinieren.
Mikytas Glaskugeln sind ganz neue Arbeiten, die zuvor noch nirgends gezeigt wurden. Die Kugeln sind auf Sand gebettet, weil Glas aus Sand besteht, und in Ellipsenform, weil diese Form im Weltall vorherrscht. Zufällige Käferspuren im Sand, die zu den Glaskugeln führen, tragen zu deren Erhöhung bei.
An der Wand sind Lichtobjekte Mikytas befestigt, deren Halterungen aus der alten Busbahn Bratislavas stammen und durch Upcycling zu Kunstobjekten mutierten. Die Serie trägt den Titel „Stalaktos unitas“. Tuschezeichnungen desselben Künstlers, „Terra Poetic Pieces“, die während des absoluten Lockdowns entstanden, wirken wie gehäkelt. Sie konnten in dieser zeitintensiven Arbeitsweise nur in der ganz besonderen Zeit gefertigt werden. Die blaue Bilderserie „Fungi Cyani“ besteht aus Cyanotypien, Blaueisendrucken mit Pilzen auf Rives Büttenpapier.
Die aktuelle Ausstellung läuft bis zum 9. Juli und ist mittwochs bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 16 Uhr sowie immer gerne auf Voranmeldung geöffnet. Die Glaskugeln wandern anschließend noch nach Österreich und Hamburg.
Emanuel Walderdorff freut sich, dass sich die Kunstarbeiten trotz Krise und hohem Preis sensationell verkaufen. Ein großer Faktor, der ihm als Galerist entgegenkomme, sei, dass die Leute - ganz anders als in Köln und Hamburg - Zeit mitbringen, sodass er Kunst vermitteln könne. Eröffnungen veranstalte er am Sonntag, dann machten die Leute einen Sonntagsausflug nach Molsberg.
Landrat Achim Schwickert wusste, dass es eine alte Verbindung zwischen Böhmen und dem Westerwald gibt: In Wirges bestand eine Arbeitersiedlung für die Glasbläser aus Böhmen, die um die Jahrhundertwende gekommen waren, weil die Westerwälder zwar Keramik drehen, aber nicht Glas blasen konnten. Zunächst einmal hatten die böhmischen Handwerker keine Verbindung zur einheimischen Bevölkerung, das brauchte Zeit.
Verbandsbürgermeister Klaus Lütkefedder erinnerte sich gerne an die beeindruckende Ausstellung „Magic“ unter Einschluss von Hof, Garten und Schlosspark.
Die Nähe zum ICE und der A 3 wurde von den Politikern und dem Unternehmer sehr geschätzt. Alle waren sich einig, dass der Westerwald viel zu bieten hat. Landrat Schwickert erläuterte, dass genau das die eigentliche Idee der Initiative „Wir Westerwälder“ war. Die Region Westerwald ist bekannter als die drei Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis. Die gemeinsame Vielfalt will man nach draußen bringen und somit Menschen herbringen. Arbeitsplatzangebot allein reicht nicht mehr.
Bürgermeister Lütkefedder forderte, dass der Westerwald zeigen müsse, dass Lebensqualität vorhanden ist. Die Wahrnehmung sei draußen leider anders. Vorständin Sandra Köster ergänzte, dass von Besuchern oft nach Schwimmbädern, Museen und Galerien gefragt werde. Das große Angebot löse Erstaunen aus.
Die architektonisch interessante Scheune wurde vom Hausherrn bewusst im Urzustand belassen. Die Besucher genießen die reizvollen, unperfekten Strukturen. Alte Balken von der abgerissenen Burg wurden in der Scheune verbaut. Von diesem Gebälk hängen Objekte der Koblenzer Künstlerin Ute Krautkrämer. Da Musiker dem Gebäude eine tolle Akustik bescheinigen, wird die Scheune für Begegnungen von bildender Kunst und Konzerte genutzt. Zum Beispiel für ein Konzert des Neuwieder Cello-Stars Benedict Klöckner, der ein Ausnahmetalent ist und dessen Konzerte im Programm der internationalen Musiktage in Koblenz eingebettet sind.
Walderdorffs Credo „Unsere Natur müssen wir beachten. Die Kunst kann nochmal anders anregen und Impulse setzen“, fand die absolute Zustimmung aller Anwesenden.
Aktuelle Informationen über die Ausstellungen in der Emmanuel Walderdorff Galerie finden Sie auf deren Homepage www.walderdorff.net. (htv)
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