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Pressemitteilung vom 20.07.2022 |
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Region |
Nachruf: Pfarrer Warnfried Bartmann prägte Neuwied über 20 Jahre |
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Pfarrer Warnfried Bartmann (Jahrgang 1933) ist gestorben. Viele ältere Neuwieder, die ihn kannten und schätzten, trauern um ihn. Nach seiner Kaplanszeit in Betzdorf war er 21 Jahre in Neuwied tätig, zunächst als Studienrat am Werner-Heisenberg-Gymnasium, ab 1968 als Pfarrer, Dechant und Gebietspfarrer. |
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Neuwied. In dieser Zeit war er Mitbegründer der Priestergemeinschaft „Heilig Kreuz“.
1976 wurde Warnfried Bartmann Dechant im Dekanat Neuwied und 1977 stellvertretender Regionaldekan in der Region Rhein-Wied-Sieg. Ab 1983 war er Pfarrer in Dillingen und von 1997 bis 2008 Leiter des Katholischen Büros im Saarland.
In seiner Tätigkeit in Neuwied konnte Warnfried Bartmann aufgrund seiner menschlichen Wärme, seiner theologisch-offenen Haltung und seines Organisationstalents viel bewegen:
Als Prediger zog er wie ein Magnet Menschen an, auch aus den Nachbarpfarreien, was nicht von allen gemocht wurde. Ökumenisch förderte er mit der evangelischen Johannesgemeinde gegenseitige Gottesdienstbesuche und suchte die Nähe zur Herrnhuter Brüdergemeine, deren Bläser seitdem immer wieder in katholischen Gottesdiensten musizieren. Dass er konfessionsverschiedene Paare schon in den 1960er Jahren zum gemeinsamen Kommunionempfang einlud, war damals revolutionär und bewegt die Herrnhuterin Hilde Richter und andere noch heute.
Er war sehr musikalisch, ein begeisterter Sänger und Tänzer. 1974 brachte er eine neue Orgel nach Heilig Kreuz. Viele Laien, insbesondere Frauen, engagierten sich in der Gemeinde. „Wir waren eine sehr selbstständige Frauengemeinschaft“, erläutert Margarete Kessler, „er hörte uns zu und respektierte unsere Entscheidungen.“ Als eine neue Krippe in Heilig Kreuz angeschafft wurde, bezahlte Pfarrer Bartmann das Kamel.
Der langjährige Organist und Regionalkantor Bernd Kämpf war noch Schüler von Bartmann am Heisenberg-Gymnasium gewesen. „Pfarrer Bartmann war hoch gebildet und weitsichtig. Viele Erneuerungen wie die Einführung der Vorabendmesse am Samstag starteten hier und wurden dann im Bistum übernommen.“
Warnfried Bartmann förderte mit der damaligen Leiterin Sophie Germscheid den „Modellkindergarten Heilig Kreuz“: Kinder aus diesem Modellkindergarten wurden anschließend in einer Modellklasse der Sonnenlandschule unterrichtet, die Katharina Jagla betreute. An der Sonnenlandschule setzte Pfarrer Bartmann zusammen mit Pfarrer Seim die ökumenische Zusammenarbeit in einer religionspädagogischen Arbeitsgemeinschaft fort. In dieser Arbeitsgemeinschaft brachte Pfarrer Seim in Zusammenarbeit mit Pfarrer Bartmann und einigen Lehrerinnen der Sonnenlandschule eine Bibelfibel für den konfessionsübergreifenden Religionsunterricht der 1. Klasse heraus. Die Kinder sollten nicht gleich zum Schulbeginn konfessionell getrennt werden. Das Modell des gemeinsamen Religionsunterrichts scheiterte später an der schulischen Oberaufsicht.
Paul Freialdenhoven lebte als Jugendseelsorger sieben Jahre mit Warnfried Bartmann in der Priestergemeinschaft Heilig Kreuz. Jede Woche trafen sich die Priester einmal abends zu einem lebendigen theologischen Austausch. „Warnfried schaute genau hin, was in der Gemeinde passierte. Er war regelmäßig bei den ärmeren Leuten, die damals in sehr einfachen Unterkünften am Rhein wohnten. Diese Begegnungen prägten seine Gemeindearbeit.“
Viele haben sich damals Pfarrer Bartmann in der Bistumsleitung gewünscht, aber dazu kam es nicht, weil er wohl doch zu fortschrittlich für seine Zeit war. Warnfried Bartmann litt darunter, dass viele ihm wichtige Impulse des II. Vatikanischen Konzils nicht umgesetzt und weitergeführt, oft sogar verhindert und abgebrochen wurden.
Hermann-Josef Schneider hatte Pfarrer Bartmann in den 1970er Jahren im Praktikum während seines religionspädagogischen Studiums kennengelernt: „Was mich besonders beeindruckte, war die Gemeinschaft im Pfarrhaus. Neben der Priestergemeinschaft wohnten da ständig weitere Praktikanten aus allen möglichen Berufen. Für mich, der nur katholisches Dorfleben kannte, was das die erste Erfahrung mit einem aufgeklärten Bild von Kirche.“ Zwanzig Jahre später kam Schneider als Gemeindereferent wieder nach Heilig Kreuz zurück. Vieles hatte sich verändert, aber „von diesem Schwung haben wir auch später noch alle profitiert“.
Die Offene Gemeinde Heilig Kreuz und die neu gegründete Pfarrei Neuwied St. Matthias sehen sich in der Tradition dieses die engen Grenzen des Denkens überschreitenden menschlichen Geistes von Warnfried Bartmann. „Der Geist und das Engagement von Warnfried Bartmann und der von ihm mitbegründeten Priestergemeinschaft wirken bei uns bis heute nach,“ schreiben die Verantwortlichen in der Todesanzeige.
Am Sonntag, 24. Juli, findet um 11 Uhr in der Heilig Kreuz Kirche Neuwied (Reckstr. 43) ein Gedenkgottesdienst für Pfarrer Warnfried Bartmann statt. Die Predigt hält Paul Freialdenhoven.
(Pressemitteilung Kath. Kirchengemeinde Neuwied St. Matthias)
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Pressemitteilung vom 20.07.2022 |
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