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Pressemitteilung vom 09.10.2022
Region
Marienhaus Hospize führten öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema "Assistierter Suizid"
In der gut besuchten öffentlichen Podiumsdiskussion Anfang Oktober beleuchteten die Veranstalter (das Ambulante Hospiz Neuwied, der Neuwieder Hospizverein und die Waldbreitbacher Hospiz-Stiftung) die verschiedenen Aspekte des Themas "Assistierter Suizid". Das Thema ist nach wie vor sehr kontrovers und bietet viel Stoff zur Diskussion.
Diskutierten gemeinsam das Thema "Assistierter Suizid": Moderatorin Dr. Sabine Zwierlein-Rockenfeller, Kunsthistoriker Dr. Felix Grützner, Theologie Georg Beule, Pallliativmediziner Dr. Ingo Hannes und Hospizleiterin Silke Kirchmann (von links). (Foto: Marienhaus-Gruppe)Neuwied. Anfang Oktober, am Vorabend des Welthospiztages, luden das Ambulante Hospiz Neuwied, der Neuwieder Hospizverein und die Waldbreitbacher Hospiz-Stiftung zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema "Assistierter Suizid" ein. Rund 50 Besucher folgten der Einladung und diskutierten gemeinsam mit Moderatorin Dr. Sabine Zwierlein-Rockenfeller und weiteren Experten das kontroverse Thema. Unter anderem wurde die Frage diskutiert, ob mit dem assistierten Suizid eine Entsolidarisierung mit den alten und schwerstkranken Menschen drohe. Aber auch die aktuellen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen zum assistierten Suizid oder die medizinischen Möglichkeiten wurden besprochen. Zahlreiche praktische Beispiele machten dieses Thema greifbarer.

So zeigte der Palliativmediziner Dr. Ingo Hannes auf, welchen Blumenstrauß an palliativen Möglichkeiten es für schwerstkranke Menschen gibt. Hospizleiterin Silke Kirchmann fügte hinzu, sich in der hospizlichen und palliativen Versorgung Zeit zu nehmen und vor allem zuzuhören, eine große Rolle spiele. Sollte an sie der Wunsch nach einem assistierten Suizid herangetragen werden, wäre Zeit und Zuhören das erste Mittel ihrer Wahl. „Denn mit zum Beispiel mit einer besseren medikamentösen Einstellung, sei auch am Lebensende noch viel Lebensqualität möglich“, ergänzte Dr. Hannes.

Theologe Georg Beule führte zudem aus, dass der assistierte Suizid jedem offenstehe, nicht nur Menschen am Lebensende, „sondern auch dem 24-jährigen Mann, der unter Liebeskummer leide“. Hier sei vor allem die Suizidprävention wichtig. Das betonte auch Kunsthistoriker Dr. Felix Grützner: „Das Thema assistierter Suizid ist ohne Suizidprävention nicht zu denken“. Georg Beule fügte hinzu, dass unsere Gesellschaft solidarischer werden müsse und vor allem genauer hinsehen und wahrnehmen müsse.

Darin waren sich alle Podiumsteilnehmer einig. Ebenso darin, dass man es akzeptieren müssen, wenn trotz Gespräche und/oder medizinischen Möglichkeiten am Wunsch nach einem assistierten Suizid festgehalten werde. Hier wies Georg Beule darauf, dass zwar jeder einen assistierten Suizid begleiten dürfe, aber niemand dazu gezwungen werden kann.

Das Motto des Welthospiztages lautete dieses Jahr „Hospiz kann mehr“. Dahinter stellten sich auch die Veranstalter der Podiumsdiskussion, Moderatorin und die Expertinnen und Experten sowie die Mehrheit des Publikums, die zum Teil selbst in der Hospiz- und Palliativbewegung sowie der Suizidprävention ehren- und hauptamtlich tätig ist. Denn auch bei schwerer Krankheit, ist ein würdevolles Leben zu leben bis zuletzt möglich. Aber die selbstbestimmte Entscheidung, aus dem Leben zu scheiden gehört ebenso dazu.

Zum Hintergrund: Das Bundesverfassungsgericht hat 2020 ein Urteil gefällt, das die Gesellschaft vor besondere Herausforderungen stellen kann: Jeder Mensch hat das Recht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dazu gehört, selbst bestimmen zu können, wie und wann man sterben will. Es geht nicht um aktive Sterbehilfe. Diese ist in Deutschland weiterhin verboten. Bei einem assistierten Suizid wird das zum Tode führende Medikament selbst eingenommen. Für die Beschaffung des tödlich wirkenden Mittels und für die Begleitung in der Sterbephase darf die Hilfe anderer in Anspruch genommen werden. Aktuell befasst sich der Deutsche Bundestag mit einer Gesetzgebung zur Regelung der Rahmenbedingungen dafür.

„Die Hospizbewegung unterstützt und umsorgt Menschen in Krisensituationen durch palliative Versorgung und hospizliche Begleitung mit dem Ziel, in der letzten Lebensphase in Krankheit und Angewiesenheit ein selbstbestimmtes Leben zu führen“, so Anita Ludwig, die Leiterin des Ambulanten Hospiz Neuwied. Sie bietet damit Alternativen zur Selbsttötung an und fordert vom Gesetzgeber, auch Regelungen zur Suizidprävention zu schaffen. (PM)
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