NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Pressemitteilung vom 12.12.2022
Region
Hybrid und verbunden: Haus der Stille in Rengsdorf feiert 30. Geburtstag
Mit 30 Jahren ist ein Mensch erwachsen geworden - ein Meditationszentrum auch: In diesem Bewusstsein hat das Haus der Stille Rengsdorf kürzlich sein 30-jähriges Bestehen gefeiert. Am hybriden Geburtstagsfest mit Aktivitäten vor Ort, einer online übertragenen Meditation und einer im Garten gespannten Wünsche-Leine und Sektempfang haben sich rund 130 Gäste und Freunde des Hauses beteiligt.
Meditieren im Haus der Stille. (Fotos: Veranstalter)Rengsdorf. Innerer Höhepunkt der Feier war eine gemeinsame Meditation zu Worten aus dem Lukasevangelium, die eine Naturkatastrophe beschreiben: "Zeichen an Sonne und Mond und Sternen" und "das Brausen und Wogen des Meeres" machen hier den Menschen "Angst". Doch "zum Erwachsensein gehört, dass wir uns mit der Realität, wie sie uns begegnet, auseinandersetzen und Verantwortung übernehmen", sagt die Leiterin des Meditationszentrums, Pfarrerin Irene Hildenhagen. Fokus der Meditation war daher, persönliche und gesellschaftliche Aufgaben und Ressourcen in der Realität zu erkennen, die von Klimawandel und extremen Wetterereignissen geprägt wird. Zum Kreis vor Ort schalteten sich gut 70 Menschen online dazu.

Als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit vielen Unterstützern ist im Garten des Hauses der Stille eine bunte Leine voll zukunftsweisender Wünsche gespannt: Gäste und Freunde haben diese vor Ort, per Papierpost oder elektronisch aufgeschrieben. "Lust auf ein neues Abenteuer", "Strahlkraft über die kirchlichen Mauern hinaus" oder "irdenes Gefäß mit göttlichem Schatz" ist auf den Karten zu lesen.

Was Stille vermag...
Denn was passiert, wozu bewegt die Stille im Haus der Stille? Davon berichteten einige Redner mit viel Erfahrung im Schweigen auch als Kursleiter. Beiratsvorsitzender Rüdiger Maschwitz zeigte auf, dass die Stille existenziell berührt: "In der Stille erfahre ich, wie ich gesegnet bin. Doch ich begegne auch negativen Gefühlen wie Überheblichkeit und Ur-Angst." Die Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises, Dagmar Auberg, erzählte, wie sie nach vielen Diskussionen tatsächlich erst durch Stillwerden und Lauschen innere Zweifel an einer Lebensentscheidung klären konnte.

Seit dem 5. Dezember 1992 ist das Meditations- und Einkehrzentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland da für Menschen, die - professionell begleitet und doch in Stille-Rückzug und Auszeit bei Gott suchen. Das Angebot umfasst Kurse und Weiterbildungen, die verschiedenste Methoden und Zugänge wie Wandern, Kontemplation, systemisches Aufstellen, Tanz, Fasten, Yoga und Motorradfahren einbeziehen und zwischen einem Tag und einer Woche dauern.

Nach der Gründung wurde das Gelände erweitert und ein Gästehaus gebaut, sodass das Zentrum inzwischen aus drei großen Gebäuden und einem weitläufigen Garten besteht. Nachdem es sich in den ersten 20 Jahren in der geistlichen Landschaft etablierte hatte, ist das Haus der Stille zuletzt vor allem an starken Herausforderungen gewachsen: 2017 war es von Schließung bedroht, weil die Evangelische Kirche im Rheinland Sparvorhaben verfolgen musste. Es bekam aber wieder unbegrenzt grünes Licht mit der Vereinbarung, 30.000 Euro von den Betriebskosten jedes Jahr über Spenden einzuwerben. Während der Pandemie musste das Haus mehrere Monate ganz geschlossen bleiben, hat die Corona-Krise mit zusätzlichen Online-Angeboten und kleineren Präsenz-Gruppen aber erfolgreich gemeistert. (PM)
 
Pressemitteilung vom 12.12.2022 www.nr-kurier.de