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Nachricht vom 28.02.2023
Wirtschaft
Persönlichkeitsstörungen – ein breites Spektrum mit unterschiedlichen Ausprägungen
Nicht jeder Mensch, der mit seinem Verhalten gegen übliche Normen und Erwartungen verstößt, muss damit in der Gesellschaft anecken. Wenn sich dieses Verhalten aber dauerhaft zeigt und den Alltag des Betroffenen beeinträchtigt oder erschwert, kann es sich unter Umständen um eine mehr oder weniger starke Persönlichkeitsstörung handeln. Was versteht man unter einer Persönlichkeitsstörung genau, was sind mögliche Ursachen und was können Betroffene und Angehörige tun?
Foto Quelle: pixabay.com / <a href=https://pixabay.com/de/users/counselling-440107/ target=_blank rel=nofollow>counselling</a>Was ist überhaupt Persönlichkeit?
Persönlichkeit ist für sich genommen ein sehr dehnbarer Begriff, der sich nicht eindeutig definieren lässt. Im Allgemeinen versteht man darunter aber die Summe aller Eigenschaften, die eine Person aufweist. So sind manche eher zurückhaltend und vorsichtig, andere impulsiv und risikobereit und dazwischen bleibt Raum für das gesamte Spektrum. Unabhängig wie sich diese Persönlichkeit eines Menschen ausprägt, gestört ist sie zunächst einmal nicht. Erst dann, wenn sich Wesenszüge des eigenen Verhaltens negativ auf das eigene Leben oder das Leben anderer auswirkt, kann möglicherweise eine Störung der Persönlichkeit vorliegen.

Auch der Begriff Persönlichkeitsstörung lässt sich zunächst einmal schwer fassen. In dem Wort an sich steckt bereits eine eindeutige Wertung, nämlich die, dass bestimmte Züge der Persönlichkeit von der allgemeinen Norm abweichen. In der Regel spricht man dann von einer Persönlichkeitsstörung, wenn Betroffene in gewissen Situationen immer wieder gleich reagieren, auch wenn die Reaktion negative Konsequenzen mit sich bringt. An einer Persönlichkeitsstörung Leidende sind demnach nicht in der Lage, ihr Verhalten so anzupassen, dass es nicht zu negativen Konsequenzen führt, genauer gesagt sie ihr verhalten aufgrund von Erfahrungswerten ändern.

Persönlichkeitsstörungen umfassen ein breites Spektrum
Eine Persönlichkeitsstörung kann mannigfaltige Ausprägungen haben und muss nicht zwangsläufig negativ für Betroffene sein. Auch können die Ausprägungen innerhalb eines sehr großen Spektrums auftreten, was es nicht immer einfach macht, die Störung genau zu definieren. Dennoch gibt es bestimmte Charaktereigenschaften, die typisch für Persönlichkeitsstörungen sind und oft bereits in der frühen Kindheit zu beobachten sind.

Zu den am häufigsten diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen zählen solche, die sich entweder durch ein besonders ausgeprägtes ängstliches, oder ein besonders ausgeprägtes impulsives Verhalten kennzeichnen. Ferner gibt es auch die schizotypische Persönlichkeitsstörung, die sich wiederum in einem besonders exzentrischen Verhalten niederschlägt. Die wichtigsten Arten von Persönlichkeitsstörungen im Überblick:

Borderline Persönlichkeitsstörung
Menschen, mit einer sogenannten Borderline Persönlichkeitsstörung, leiden meist unter starken Stimmungsschwankungen, wechseln ihr Verhalten mitunter von einer Sekunde zur nächsten und das scheinbar ohne einen erkennbaren Grund. Die Beziehungen, die sie zu anderen Menschen pflegen, sind größtenteils sehr intensiv, gleichzeitig aber auch sehr instabil. Betroffene haben häufig eine Angst vor dem Verlassen werden und legen oft ein selbstverletzendes Verhalten bis zu Suizidgedanken.

Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Mangelndes Schuldbewusstsein, impulsives und aggressives oder gesetzwidriges Verhalten oder auch Gleichgültigkeit anderen Menschen gegenüber, sind häufige Ausprägungen einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Menschen, die unter dieser Form der Persönlichkeitsstörung leiden, haben ihre Gefühle nicht unter Kontrolle und lassen diesen freien Lauf, auch wenn sie anderen oder sich selbst damit schaden.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben ein gesteigertes Selbstwertgefühl, überschätzen sich und ihre eigenen Leistungen aber maßlos. Sie zeichnen sich durch ein schier übergroßes Ego aus und haben den Anspruch, dass sich alles um sie drehen muss. Während Narzissten wie selbstverständlich davon ausgehen, dass andere Menschen das genau so sehen und sie bewundern, fällt es ihnen hingegen schwer, Empathie zu empfinden oder können sich gar nicht in andere Menschen hineinfühlen.

Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung
Eine selbstunsichere Persönlichkeitsstörung zeigt sich meist durch eine oft unbegründete Angst, zurückgewiesen oder bloßgestellt zu werden. Betroffene machen in der Regel einen ängstlichen oder besorgten Eindruck und haben ein geringes Selbstwertgefühl. Charakteristisch für diese Art von Persönlichkeitsstörung ist auch, dass Betroffene selten nahe Beziehungen zu anderen Menschen eingehen können.

Abhängige Persönlichkeitsstörung
Unter einer abhängigen Persönlichkeitsstörung leidende haben das Gefühl, sich alleine und selbstständig im Leben zurechtzufinden. Sie haben Probleme damit, eigene Entscheidungen zu treffen und orientieren sich lieber an der Meinung oder den Ratschlägen von anderen und ordnen sich generell lieber unter, als die eigene Meinung zu äußern.

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
Oft als Kontrollzwang abgetan, kann das Leben für Personen, die an einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung leiden, mitunter wirklich zu einer Qual werden. Sie haben in der Regel eine ganz konkrete Vorstellung von Ordnung, an welche sie sich penibel halten, worunter ihr Alltag häufig stark leiden muss.

Schizotypische Persönlichkeitsstörung
Menschen, die an einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung leiden, wirken auf Außenstehende meist merkwürdig, insbesondere in sozialen Situationen wirkt das Verhalten unpassend und fehl am Platz. Häufig leben Menschen mit schizotypischer Persönlichkeitsstörung zurückgezogen und meidet enge soziale Kontakte.

Unter folgendem Link gelangt man zu weiterführenden Informationen zum Thema
Persönlichkeitsstörung.

Was können Betroffene und Angehörige tun?
Sofern eine Persönlichkeitsstörung vorliegt und auch diagnostiziert werden kann, ist eine Psychotherapie in der Regel die einzige Möglichkeit, die Störung in den Griff zu bekommen. Eine solche Therapie kann mit Medikamenten unterstützt werden, eine rein medikamentöse Behandlung ist aber nicht möglich. Patentrezepte für eine Heilung gibt es nicht, in der Regel geht es darum, Betroffenen Schritt für Schritt neue Verhaltensweisen anzulernen und alte abzugewöhnen.

Angehörige können in der Regel nicht viel tun, außer die Situation zu akzeptieren und unterstützend auf den Betroffenen einzuwirken. Das kann etwa sein, ihn zu einer Therapie zu ermutigen oder Hilfe im Alltag anzubieten. Das wichtigste, was man für eine unter einer Persönlichkeitsstörung leidenden Personen tun kann, ist, diese so anzuerkennen und zu respektieren, wie sie ist, und sie bei der Lösung bzw. Verbesserung ohne Druck und Vorwürfe zu unterstützen. (prm)

Autor: Herbert Sieber
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