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Nachricht vom 09.03.2023
Region
Internationaler Frauentag hat in Neuwied eine mehr als 30-jährige Tradition
Frauen bewegen, Frauen verändern: Der Neuwieder Aktionskreis "Internationaler Frauentag Neuwied" lud am Mittwoch (8. März) zu einer Filmdokumentation der Gewerkschafterin Marion Klein in den Amalie-Raiffeisen-Saal in Neuwied ein.
Der Neuwieder Aktionskreises traf sich anlässlich des Internationalen Frauentages im Amalie-Raiffeisen-Saal in Neuwied. (Fotos: jüg)Neuwied. "Den ersten nationalen Frauentag beging die Sozialistische Partei in den USA am 28.  Februar 1909: Frauenrechtlerinnen erinnerten an einen Streik der Textilarbeiterinnen in New York, die für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft hatten. Außerdem forderten sie das Frauenwahlrecht. Die Idee eines Internationalen Frauentages stammt von Clara Zetkin (1858–1933). Die deutsche Sozialistin schlug auf der Zweiten Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines solchen Tages vor. Am 19. März 1911 fand der Frauentag erstmals statt. Zentrales Ziel war damals das Wahlrecht für Frauen" (entnommen aus Wikipedia).

Mitmachaktionen, Kabarett, Frauenfrühstück, Filme, Ausstellungen, Diskussionen und Gespräche sowie einiges mehr stehen auf dem Programm des Neuwieder Aktionskreises "Internationaler Frauentag Neuwied" (immer am 8. März jeden Jahres), dem neben den Gleichstellungsstellungsbeauftragten von Stadt und Landkreis, die Bundesagentur für Arbeit, etliche Wohlfahrtsverbände und Parteien, DGB sowie weitere engagierte Initiativen angehören. Insgesamt sind es 19 Organisationen, die in diesem Frauenaktionsbündnis mitarbeiten.

Die Gewerkschafterin Marion Klein und deren Ehemann haben für den diesjährigen Internationalen Frauentag Filmmaterial über die Aktivitäten des Neuwieder Aktionskreises in den vergangenen 30 Jahren zusammen getragen und stellten dieses am 8. März anlässlich der Versammlung des Neuwieder Aktionskreises im Amalie-Raiffeisen-Saal vor. Mit dabei war auch Gabi Weber, die ehemalige DGB-Vorsitzende der Region Koblenz, die sowohl der Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten der Stadtverwaltung Neuwied, Birgit Bayer als auch der jetzt im Ruhestand befindlichen Kollegin der Kreisverwaltung, Doris Eyl-Müller, herzlich dafür dankte, dass sie seit vielen Jahren diesen engagierten Arbeitskreis verantwortlich geleitet haben. Doris Eyl-Müller lebt inzwischen im Ruhestand und hat ihr Amt an Daniela Kiefer übergeben.

In ihrer Begrüßungsansprache verwies Birgit Bayer unter anderem auf die weiter bestehende Umsetzungslücke zwischen rechtlicher Gleichstellung und weiblicher Lebenswirklichkeit in Deutschland. Dabei vermerkte sie ausdrücklich, dass es auch in Deutschland noch viel zu tun gibt, um die vielfach zu kritisierenden Arbeits- und Lebensumstände insgesamt, aber doch insbesondere die der Frauen entscheidend zu verändern. Gerne hatte Gabi Weber vom DGB, die den Neuwieder Arbeitskreis vor 30 Jahren mitgegründete, die Aufgabe übernommen, den beiden Kolleginnen für ihre langjährige Arbeit im Sinne aller berufstätigen und hauswirtschaftlich tätigen Frauen dafür zu danken, dass es immer das Bestreben der Kolleginnen war und ist, für beziehungsweise mit ihnen sowohl die persönliche als auch die gesamtgesellschaftliche Situation kontinuierlich zu verbessern, um der Forderung zum Beispiel nach "gleichem Lohn für gleiche Arbeit" immer wieder nachhaltig zu formulieren.

"Das filmische Material zeigt, welche rasante Entwicklung die Technik gemacht hat, die uns auch arbeitsrechtlich vor neue Bedingungen gestellt hat. Dabei ist es uns wichtig, jeweils aktuelle Themen aufzugreifen und darauf aufmerksam zu machen, dass die gesetzliche Gleichstellung noch lange tatsächlich keine entsprechende absolute Gleichstellung bedeutet. Die geschlechtsspezifische Benachteiligung ist nur ein Beispiel dafür, dass der weltweit gefeierte internationale 'Frauenkampftag' weiterhin nötig ist, um auch die praktische Gleichstellung für uns Frauen umzusetzen", darüber waren sich Birgit Bayer und die Gewerkschaftsrepräsentantin Gabi Weber und mit ihr auch der später hinzukommenden aktuelle Koblenzer DGB-Geschäftsführer Sebastian Hebeisen, einig. Dank gebührte Michael Köther von der IG Bau, der den Aufbau der Materialien für die Darstellung der Frauensituation im Iran leistete.

In Zusammenhang mit der Situation der Frauen im Allgemeinen sind vielleicht auch einige Fakten interessant, die das Statistische Landesamt in Bad Ems zusammengestellt hat, was die gesellschaftliche Situation der Frauen und deren Stellung im Gemeinwesen betrifft: "Mehr als 80 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. Frauen erreichen im Durchschnitt höhere Bildungsabschlüsse als Männer. Knapp 43 Prozent der jungen Frauen verlassen die allgemeinbildenden Schulen mit der Hochschulreife, bei den jungen Männern sind es nur rund 33 Prozent. Außerdem werden 56 Prozent der bestandenen Abschlussprüfungen an Hochschulen von Frauen abgelegt. Mehr als 72 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen sind weiblich. Bei den Professorenstellen sind Frauen mit einem Anteil von 25 Prozent dagegen deutlich unterrepräsentiert. Frauen sind häufig teilzeitbeschäftigt: Mehr als jede zweite erwerbstätige Frau arbeitet in Teilzeit (52 Prozent), bei den Männern beträgt die Teilzeitquote nur zehn Prozent. Frauen sind in Führungspositionen deutlich seltener vertreten als Männer: Der Frauenanteil unter den Führungskräften beträgt weniger als 28 Prozent. Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst einer Frau ist 3,39 Euro niedriger als der eines Mannes".

All diese Fakten sind zweifellos Informationen, die von gesellschaftlicher Relevanz sind und nachdenklich stimmen, wobei diese Grund genug sind, nicht nur über das Lohngefälle und die arbeitsrechtlichen Unterschiede bei Frauen und Männern, sondern auch über deren oftmals unterschiedliche, gesellschaftliche Voraussetzungen nachzudenken und daran zu arbeiten, die sich zwar durchaus positiv verändert haben, doch offenkundig immer noch nicht "gleichberechtigt" sind. (jüg)
   
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