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Nachricht vom 18.06.2023
Region
"Wärmewende: Den Druck aus dem Kessel nehmen"
Am 17. Juni fanden sich wieder viele Interessierte bei der Demo von Pulse of Europe Neuwied zu einem hochaktuellen Thema auf dem sommerlich heißen Neuwieder Luisenplatz ein. Thema war diesmal die "Wärmewende", die in den vergangenen Wochen politisch wie gesellschaftlich hohe Wellen geschlagen hat. So war auch bei der Veranstaltung "Dampf im Kessel".
Foto: Elke Döbbeler
Neuwied. "Wir alle miteinander haben in den letzten 50 Jahren die Warnungen zur Klimaveränderung nur allzu gerne überhört", sagte Stefan Herschbach, Direktor der Stadtwerke Neuwied. Damit sprach er eine Wahrheit aus, die im Rückblick bedrückend ist. Denn es gab sie, die warnenden Hinweise aus der Wissenschaft mit der Voraussage von Häufigkeit und Intensität von Wetterkatastrophen, wie wir sie heute weltweit erleben müssen.

In der Schlussfolgerung zum Klimaschutz, dem Ausbau regenerativer Energien und besonders der Notwendigkeit fossilfrei zu heizen, waren sich die Gäste weitestgehend einig. Die politischen Kontroversen zwischen den anwesenden Vertretern der Ampelparteien zum Gebäudeenergiegesetz wurden jedoch deutlich. Marc Ruland, Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD, kritisierte die politische Passivität der Regierungsparteien den vergangenen Jahren. Es sei Zeit wertvolle verloren gegangen. Und in der Tat seien erfolgreiche, innovative Wirtschaftszweige der alternativen Energiebranche durch den Wegfall staatlicher Förderung im Vergleich zur weltweiten Konkurrenz massiv zurückgefallen, so der Vertreter von Bündnis 90 die Grünen, Stadtrat Peter Buchholz. Während "Wärmepumpe" zum Unwort des Jahres mutiere, seien Technologieoffenheit und der Zeitfaktor der Nenner, auf den sich die Bundesregierung, aber auch die Mehrheit der demokratischen Parteien im Bundestag würden einigen können. So der Vertreter der FDP, Stadtrat Dennis Mohr.

Insgesamt gaben sich die Ampelvertreter optimistisch, was die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes betrifft. Die angesprochenen Ängste und Sorgen der Bürger nahmen im weiteren Austausch einen breiten Raum ein und es wurde klar, dass Angst nur überwunden werden kann, wenn man sie annimmt und offen ausspricht. Zudem können nur zuverlässige politische Rahmenbedingungen und verlässliche Förderungszusagen das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. Gesagt ist aber noch lange nicht getan, das zeigten Zwischenrufe und Kommentare.

Es gehe nur mit Vernunft und dem Willen aller politisch Verantwortlichen zur Zusammenarbeit, denn das Thema betreffe uns alle, so wie wir alle in der Vergangenheit Fehler gemacht hätten. Dazu gehöre auch die Bereitschaft und das Vertrauen aller Bürger, neue klimaschonende Wege mitzugehen. Darum warb die Klimaschutzmanagerin der Stadt Neuwied, Dr. Zuhal Gültekin. Sie kündigte eine Reihe weiterer Informationsveranstaltungen in Neuwied an und verwies besonders auf ihre persönliche Erreichbarkeit zu Fragen des Klimaschutzes.

Man kann den Dampf also nur portionsweise aus dem Kessel lassen, muss die Menschen aber mitnehmen, denn die Wärmewende ist ein Prozess, der uns in den kommenden Jahren noch intensiv weiterbeschäftigen wird. So das allgemeine Resümee auf dem Platz. Pulse of Europe bleibt also an den Ventilen. Der abschließende Dank galt allen Gästen und Teilnehmenden für die intensive, ausgewogenen, informative Diskussion. Und das trotz sommerlicher Hitze. Klimaschonender Hinweis an die Stadtspitze: der Luisenplatz könnte dringend mehr natürliche Beschattung gebrauchen.

Die nächste Demo findet bereits am Samstag, 1. Juli, um 11 Uhr an bekannter Stelle statt. Der Veranstalter freut sich auf einen besonderen Gast aus der Domstadt Köln. Pfarrer Franz Meurer wird zum Thema seines Buches "Rheinischer Kapitalismus" informieren und mit weiteren Gästen und den Teilnehmern diskutieren. (red)
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