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Nachricht vom 02.03.2024
Wirtschaft
Online-Apotheken vs. lokale Apotheken: Harter Wettbewerb zulasten der Versorgungssituation?
RATGEBER | In Rheinland-Pfalz gab es Ende 2020 rund 930 Apotheken, in Nordrhein-Westfalen waren es 3.952, von denen sich die meisten in zentraler Lage befinden. In ländlichen Regionen und Dörfern ist die Versorgung deutlich schlechter, was sich vor allem für ältere Menschen als riesige Herausforderung darstellt. Der große Kampf zwischen Online-Apotheken und lokalen Angeboten hat längst begonnen, die Leidtragenden sind am Ende Kunden und Verbraucher. Die Online-Apotheke hat ihre Vorteile, bringt für bestimmte Personengruppen und für die regionale Versorgung vor Ort aber auch Nachteile mit sich.
Foto Quelle: Adobe Stock / bukhta79 / <a href=https://stock.adobe.com/de/images/drug-prescription-for-treatment-medication-pharmaceutical-medicament-cure-in-container-for-health-pharmacy-theme-capsule-pills-with-medicine-antibiotic-in-packages/431571246?prev_url=detail target=_blank rel=nofollow>431571246</a>Braucht es regionale Apotheken in einer digitalisierten Gesellschaft?
Die Vernetzung und Digitalisierung der modernen Gesellschaft schreitet immer weiter voran. Ob Supermarktprodukte, Apothekenbedarf oder auch Bekleidung – der Trend geht klar zur Bestellung im Internet. Braucht es angesichts dieser Tatsachen überhaupt noch eine regionale Versorgung oder sind Apotheken vor Ort mittlerweile obsolet?

Ein kompletter Ersatz durch Online-Apotheken ist nicht nur unerwünscht, sondern auch problematisch. Zwar leisten die digitalen Dienstleister bereits viel, liefern schnell und bieten mittlerweile auch Beratungsmöglichkeiten an, der direkte Kundenkontakt ist und bleibt aber wichtig.

Es kommt hinzu, dass regionale Apotheken nicht nur Patienten versorgen, sondern auch große Kliniken wie die GFO in Bonn/Cura Krankenhaus Bad Honnef. Diese Einrichtungen sind darauf angewiesen, Produkte schnell und aus erster Hand zu erhalten. Zwar wird für langfristigen Bedarf auch hier über Großhändler geordert, die Versorgung funktioniert aber nach wie vor auch lokal.

Und aus Verbrauchersicht? Grundsätzlich sollte man einige Dinge im Haushalt haben, um sich bei kleineren Verletzungen und Erkrankungen versorgen zu können. Auch präventives Handeln durch die Stärkung der Immunabwehr und Verletzungsvorbeugung spielen im modernen Leben eine Rolle.

Dennoch profitieren auch Verbraucher von einer lokalen Apothekenversorgung vor Ort. Verordnet der Arzt beispielsweise aufgrund einer bakteriellen Infektion ein Antibiotikum, braucht es mindestens 24 Stunden, bis die Online-Apotheke liefert. Hier ist der regionale Versorger die schnellere und bessere Anlaufstelle.

Versorgungssituation vor Ort wird nachweislich schlechter
Es ist kein „Gefühl“, sondern Realität, dass die Versorgungssituation in allen Bundesländern schlechter geworden ist. Das Apothekensterben ist real und betrifft ländliche Regionen stärker als urbane Gebiete. Wer in Großstädten wie Berlin lebt, kann mit der S- oder U-Bahn innerhalb von fünf bis zehn Minuten eine Apotheke erreichen, meist sogar fußläufig.

Menschen in ländlichen Regionen sind deutlich schlechter ans Netzwerk angebunden. Hier gibt es oft nur ein oder zwei Apotheken im Ort, fällt eine davon aus, braucht es ein Auto, um zur nächstgrößeren Stadt zu kommen.

Ein Blick aufs Jahr 2023 zeigt, dass die Situation vielerorts ernst ist:

● In Bayern schlossen 2023 insgesamt 106 Apotheken, fünf wurden neu eröffnet.
● In Baden-Württemberg reduzierte sich die Anzahl der Apotheken 2023 um 88 Betriebe.
● In Berlin wurden zwei neue Apotheken eröffnet, 23 schlossen ihre Türen.
● In Hessen schlossen 39 Apotheken, es wurden keine eröffnet.
● In Rheinland-Pfalz gab es bei 37 Schließungen drei Neueröffnungen.
● In Sachsen mussten 19 Betriebe geschlossen werden, zwei öffneten dafür neu.
● In Sachsen-Anhalt gingen zehn Apotheken vom Markt, zwei öffneten neu.
● In Westfalen-Lippe schlossen 53 Apotheken, vier öffneten im Kammerbezirk neu.
● In Thüringen reduzierte sich die Anzahl der Apotheken um 12, es kamen keine neuen hinzu.
● In Schleswig-Holstein schlossen 23 Apotheken, dem stehen zwei Neueröffnungen entgegen.
● Das Saarland reduzierte die Apothekenanzahl um elf, bei einer parallelen Neueröffnung.
● Der Kammerbezirk Nordrhein meldete 48 Schließungen und immerhin 14 Neueröffnungen.
● In Niedersachsen muss auf 47 Apotheken verzichtet werden, nur zwei neue Filialen öffneten.
● In Mecklenburg-Vorpommern kam es bei zehn Schließungen zu zwei Neueröffnungen.
● In Hamburg verzeichnete man acht Schließungen und drei Neueröffnungen.
● In Brandenburg mussten elf Apotheken ihre Tore schließen, eine eröffnete neu.
● In Bremen beendeten fünf Apotheken ihren Dienst, es wurden keine neuen Filialen eröffnet.

Die Übersicht der einzelnen Regionen und Bundesländer zeigt, dass das Apothekensterben mehr ist als nur ein subjektiver Eindruck beim Stadtbummel. Das flächenmäßig kleinste Bundesland Bremen hat nach den Schließungen im Jahr 2023 gerade einmal 132 Apotheken verfügbar, die in der gesamten Region für die Versorgung verantwortlich sind.

Förderung des Apothekenerhalts durch die Politik
Appelle an die Politik und Demonstrationen gehören auch 2024 zum Tagwerk der niedergelassenen Apotheken. Die restriktive Sparpolitik der Bundesregierung wird als einer der Hauptgründe genannt, warum die Anzahl der Einrichtungen vor Ort immer weiter zurückgeht. Es ist also nicht nur die digitale Konkurrenz, die Apotheken in Bedrängnis bringt.

Wie wichtig der Bedarf an einer flächendeckenden Versorgung vor Ort ist, zeigte sich spätestens mit der Einführung der E-Rezepte. Nachfragen von verunsicherten Patienten, Probleme bei der Übertragung – all das wurde zur Herausforderung für den Alltag.
Auch während der Corona-Pandemie waren es die lokalen Versorger, die einen wertvollen Beitrag leisteten. In vielen Apotheken wurden Corona-PCR-Tests und Schnelltests angeboten, außerdem wurde aktiv geimpft.

Mit den Protesten versuchen die Apotheken vor allem auf politischer Ebene etwas zu erreichen. Es herrscht dringender Bedarf an finanzieller Stabilisierung, um das Sterben lokaler Versorger zu verhindern.
Vorwürfe, die von den Beschäftigten in Apotheken ausgehen, sind unter anderem:

● Fehlende Anpassung der Honorare seit mehr als zehn Jahren
● Paralleler Anstieg des Verbraucherpreisindexe
● Deutlich höhere Kosten für Apotheken (rund 60 %)

Die wichtigste Forderung dreht sich um eine direkte Anpassung des Honorars zur Rettung der Apotheken. Wirtschaftliche Nullrunden können sich die regionalen Versorger nicht mehr leisten, es würden automatisch weitere Schließungen drohen.

Online vs. offline – was ist wirklich besser?
Nachdem klar ist, dass die Gemeinden nicht auf ihre lokalen Apotheken verzichten können und wollen, stellt sich die Frage nach den individuellen Vor- und Nachteilen von Online- und Offline-Versorgern. Im Überblick wird schnell klar, dass der digitale Handel gar nicht immer die Nase vorn hat. Auch die Vor-Ort-Apotheke punktet deutlich:

● Serviceleistungen wie Blutzucker- und Blutdruckmessungen
● Impfberatung oder sogar Impfung (bei Corona)
● Verleih von Hilfsmitteln (Milchpumpe, Babywaage, Messgeräte)
● Notdienste rund um die Uhr
● Sofortversorgung im akuten Fall
● Beratung und Kundennähe
● Keine Wartezeit bei Medikamentenbedarf, oft sogar Lieferung durch Kuriere

Selbst Offline-Apotheken haben nicht immer das Wunschpräparat oder die Verordnung des Arztes verfügbar. Da sie aber an lokale Lieferanten angebunden sind, ist die Versorgung oft innerhalb des Werktages sichergestellt. Immer mehr Apotheken bieten Kurierdienste für kranke Patienten oder ältere Personen an, sodass sich der Serviceumfang an die digitale Apotheke angleicht. Und auch die kann mit einigen Vorteilen punkten:

● Günstigere Preise aufgrund fehlender Preisbindung
● Vergleichsmöglichkeiten zur Suche nach Schnäppchen
● Bequeme Nutzung von überall aus
● Größeres Sortiment durch zentrale Lager
● Teilweise schon tagesaktuelle Lieferungen

Mit Services wie „Now“ ermöglichen große Online-Apotheken heute, bestimmte Produkte tagesaktuell zu liefern. Das hat den Vorteil für Patienten, dass sie schnell und effizient versorgt werden. Ein Nachteil ist allerdings, dass bei solchen Diensten Versandkosten hinzukommen. Wer in der Apotheke vor Ort seine Verordnung einlöst, muss lediglich die normale Rezeptgebühr bezahlen, Kurierdienste sind fast immer kostenlos.
Fazit: Kampf der Apotheken darf nicht zulasten der Bevölkerung gehen
Obwohl es den Anschein macht, sind es nicht ausschließlich Online-Apotheken, die niedergelassene Pharmazeuten in Bedrängnis bringen. Es sind politische Sparmaßnahmen, gestiegene Betriebskosten und gleichbleibende Honorare, die eine riesige Herausforderung darstellen.

Die Apotheker sind in Gefahr und genau dagegen möchten und werden sie aktiv vorgehen. Selbst Online-Apothekern ist klar, dass sie allein nicht in der Lage sind, die Versorgung eines ganzen Landes zu deckeln. Und daher wundert es auch nicht, dass es mittlerweile viele Kooperationen gibt.

So bestellt der Patient ein Produkt im Internet und holt es anschließend bei seiner lokalen Apotheke vor Ort ab. Solche Fusionen könnten künftig häufiger zu sehen sein, im Sinne einer schnellen und effizienten Patientenversorgung. (prm)
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