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Pressemitteilung vom 04.06.2024
Region
Leerstandsmanagement: Neuwied muss seine Innenstadt neu denken
Die Botschaft war so einfach wie eindeutig: Die "gute alte Zeit" kehrt nicht zurück. Einkaufsstraßen werden nicht mehr so aussehen wie in den Zeiten, als es noch keinen Online-Handel gab. "Wir müssen unsere Innenstadt neu denken", stimmte Oberbürgermeister Jan Einig folglich mit den Experten vom Büro "Junker + Kruse" überein.
Oberbürgermeister Jan Einig informierte zum neuen Leerstandsmanagementkonzept für die Innenstadt. (Foto: Stadt Neuwied)Neuwied. Die Teilnehmer präsentierten bei der Auftaktveranstaltung zum "Leerstandsmanagementkonzept" auch gleich zahlreiche Ideen, wie es anders gehen könnte. "Wir werden daran arbeiten", versprach Einig, der gleichzeitig deutlich machte, "dass wir einen langen Atem und eine Mannschaftsleistung brauchen". Daher war der OB froh, dass so viele Immobilienbesitzer und Gewerbetreibenden - darunter auch viele "neue Gesichter" - der Einladung von Citymanagerin Michaela Ullrich gefolgt waren. "Ich bin sicher: Wir haben eine Chance, unsere Innenstadt attraktiver zu machen", lautete am Ende sein positives Zwischenfazit.

Doch zurück zum Beginn der Veranstaltung. In seinem Vortrag machte Sven Nowoczien vom Stadtforschungs- und Planungsbüro "Junker + Kruse" (Dortmund) deutlich, dass die Stadtkerne auch historisch die allermeiste Zeit nicht so ausgesehen haben wie in den 1990er-Jahren, sondern wesentlich durchmischter waren. Der Experte verhehlte auch nicht, dass Neuwied derzeit nicht die allerbesten Rahmenbedingungen für den Einzelhandel hat. Denn die Kaufkraft der Menschen in der Deichstadt liegt statistisch doch relativ deutlich unter dem bundesdeutschen Schnitt. Ein Grund, warum die Verantwortlichen in der Stadt sich seit einiger Zeit aufgemacht haben, Bemühungen zur Schaffung von attraktivem Wohnraum - Stichwort Jachthafen, Stichwort Asas-Gelände - nach Kräften zu unterstützen.

Aber auch die Leerstandsquote in der City ist eindeutig zu hoch, weshalb Sven Nowoczien klipp und klar feststellte, dass die Neuwieder (Einzelhandels-)Innenstadt in ihrer aktuellen Form schlicht zu groß ist. In Teilen sei ein Funktionswandel unumgänglich. Er präsentierte dazu etliche positive Beispiele aus anderen deutschen Städten, die "Orte der Begegnung" geschaffen haben sowie Kunst-, Kultur- und Bildungsangebote in die Innenstadt geholt haben und in denen Ladenlokale zu attraktiven Büro- oder Wohngebäuden umgestaltet worden sind. In diesem Zusammenhang lobte er auch ausdrücklich die bereits laufenden Umbaumaßnahmen. "Es passiert derzeit viel in Neuwied", stellte er fest.

Doch reichen wird das alleine nicht, zumal auch Bürochef Stefan Kruse betonte, dass die Stadt zwar Rahmenbedingungen schaffen und Vermittler sein kann, am Ende aber die Immobilienbesitzer und Gewerbetreibenden gefragt sind und an einem Strang ziehen müssen. Mit ihnen sollen daher unter Begleitung des Fachbüros im nächsten Schritt kleine Arbeitsgruppen gebildet werden, die konkrete Zukunftsperspektiven für die verschiedenen Straßen erarbeiten.


Immobiliensteckbriefe und neue Spezialsoftware
Arbeitsgruppen sollen für Neuwied konkrete Zukunftsperspektiven erarbeiten. Zwei weitere Projekte von Stadt und Planungsbüro sollen diese Bemühungen flankieren:

1) Immobiliensteckbriefe: Für die verschiedenen Objekte in der Innenstadt werden Immobiliensteckbriefe erstellt, die alle relevanten Daten und Fakten sowie ein Foto mit der Außenansicht enthalten. Sie werden ergänzt um Angaben zu den möglichen Ursachen des Leerstands sowie zur Dringlichkeit der Etablierung einer neuen Nutzung. Die Steckbriefe sollen als "wachsende Dateien" aufgebaut werden, also im Laufe des Prozesses und auch nach Abschluss der Konzeptentwicklung laufend vervollständigt werden. Die Immobiliensteckbriefe sollen grundlegende und möglichst detaillierte Hinweise zum Leerstandspotenzial liefern und damit die zentrale Grundlage für alle weiteren Überlegungen und Aktivitäten sein. Sie sollen im weiteren Verlauf - mit Einwilligung der Eigentümer - auch für die Etablierung eines Online-Angebotes zum aktiven Leerstandsmanagement und als digitale Schnittstelle zwischen Angebot und Nachfrage genutzt werden.

2) Anschaffung der vom Land geförderten Spezialsoftware "LeAn" (Leerstands- und Ansiedlungsmanagement): Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Software ist eine Webanwendung für digitales Leerstands- und vorausschauendes Ansiedlungsmanagement. Sie erleichtert die Bestandsflächenverwaltung, liefert einen aktuellen Überblick über Immobilienbesatz und (drohende) Leerstände, enthält ein Dashboard mit umfangreichen Daten zu Umfeld und Nutzbarkeit der Immobilie und erfasst Ansiedlungsgesuche für eine stadtindividuelle Ansiedlungssteuerung. (PM)
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