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Nachricht vom 30.06.2024
Kultur
Für Robert Atzorn ist "Duschen und Zähneputzen" wichtig
Vom wunderschönen Ambiente der ehemaligen Prämonstratenserabtei Rommersdorf war der Schauspieler und Autor Robert Atzorn sofort begeistert. Ohne Brille und sehr locker las er am 30. Juni mit seiner äußerst sympathischen Frau Angelika aus seiner Autobiografie "Duschen und Zähneputzen - Was im Leben wirklich zählt".
Fotos: Helmi Tischler-VenterNeuwied. Das Ehepaar Atzorn hat nach 49 gemeinsamen Jahren viel zu erzählen. Beide sind Nachkriegskinder, die von mehr oder weniger traumatisierten Eltern großgezogen wurden, die trotz aller Belastung ihr Bestes gaben.

Als Robert zehn war, zog die Familie Atzorn nach Hamburg, wo der Junge zwei Leidenschaften entwickelte: Schlagzeug und Theater. Nach einem kurzen Grafikstudium ging Robert zum Schauspielstudium nach München. Der schüchterne junge Mann mit Angst vor bekannten Schauspielern konnte als Räuber-Statist in Schillers Räubern auftreten. Fast hätte er die Chance vermasselt, neben Griem zu spielen. "Die Vorstellung wurde ein großer Erfolg, sogar mit mir als viertem Räuber", resümierte Atzorn lächelnd.

Robert Atzorn heiratete eine Kollegin, aber die Verbindung funktionierte nicht. Seine jetzige Frau traf er in Dortmund. Sie wollten beide nach Bochum zu dem großen Regisseur Peter Zadek, doch nur Angelika wurde engagiert, während Robert mit Pauken und Trompeten beim Vorsprechen durchfiel. Welch große Persönlichkeit Angelika ist, erkannte er, als diese das Angebot von Zadek ablehnte, weil ihr Robert wichtiger war. Konsequenterweise machte er ihr einen Heiratsantrag. Statt Bochum planten sie einen Neu-Anfang in New York, verkauften alles und zogen mit einer Not-Ausstattung in die Metropole, die sich so enttäuschend präsentierte, dass die junge Ehe gleich auf dem Spiel stand.

Lebhaft und ehrlich ließen die beiden Künstler ihre gemeinsamen Erlebnisse Revue passieren. Da Angelika schwanger wurde, kam das Paar zurück nach Hamburg und zog wegen Roberts Engagement nach Bayern. Aufbau und Untergang einer Holzpaneelwand war eine der humorvollen Episoden, die die Beiden zum Besten gaben.

Als das zweite Kind kam, zogen sie aufs Land. Angelika hatte ihre Träume von einer Karriere als Tänzerin und Musicaldarstellerin aufgegeben, denn sie wollte immer für die Kinder da sein und alles für die Familie in Ordnung halten. Beziehung ist ihr das Wichtigste. So kümmerte sie sich stets um das emotionale Wachstum, belegte Yoga- und Reiki-Kurse und erfuhr von einem Kurs im Forum in München, der unfassbare 1.000 DM kostete. Angelika fuhr gegen Roberts Widerstand hin und lernte dort traumatische Störungen aufzuspüren und aufzulösen. Im nächsten Kurs war ihr Mann selbst Teilnehmer.

Die Autobiografie des Yogis Yogananda veranlasste die Atzorns neue Wege einzuschlagen. Yoga ist für ihr Leben fundamental.

Mit Mitte 40 erlebte Robert Atzorn dann endlich den erhofften Erfolg. Für "Oh Gott, Herr Pfarrer" erhielt er die goldene Kamera. Dann kam die Serie "Unser Lehrer Doktor Specht", für die sich Robert ungeeignet hielt, weil er Schule nicht mochte und zweimal sitzengeblieben war. Doch es erwies sich, dass am Set eine Herde von Leuten arbeitete, die mit Schule nichts am Hut hatten.

Die gewonnene Popularität hat ihre Schattenseiten, dazu erzählte Angelika unter der ironischen Prämisse "grandios, mit einem Schauspieler zu leben", Anekdoten von Fans und Autogrammsammlern.

Den Titel für die Autobiografie kreierte der große Theo Lingen, der auf die Frage, was wichtig sei, wenn man ein guter Schauspieler sein wolle, antwortete: "Duschen und Zähneputzen!"

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Rommersdorf-Festspiele findet man unter www.rommersdorf-festspiele.de. htv
   
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