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Nachricht vom 21.08.2024
Kultur
Interview mit Lars Reichow vor seinem Kabarett-Auftritt in Altenkirchen
Am Donnerstag, 29. August um 20 Uhr wird der bekannte Kabarettist mit seinem Programm "WUNSCHKONZERT - Best of Klaviator" im "KulturSalon" an der Glockenspitze in Altenkirchen auftreten. Das Publikum kann sich auf glasklare politische Analysen und geschliffene Sprache gefasst machen. Wir haben den Künstler vorweg zu seiner politischen Meinung befragt.
Foto: Alexander SellAltenkirchen. Lieber Herr Reichow, die politische Situation ist so skurril, dass die Politiker Ihnen oft die Pointen klauen. Wie finden Sie noch Themen für Ihre Kabarettveranstaltung?
Lars Reichow:
Ja, wir erleben leider in sehr schwierigen Zeiten eine ziemlich zerstrittene, handlungsunfähige Koalition, geführt von einem schweigsamen, schwachen Kanzler. Das ist aus vielen Gründen eine Katastrophe. Für mein Programm spielt das jedoch keine entscheidende Rolle. Ich brauche die Tagespolitik nicht, um eine Haltung einzunehmen gegenüber den Feinden der Demokratie. Unterhaltung ist Optimismus. Und nie haben wir mehr Zuversicht, mehr positive Energie benötigt als heute.

Sie machen politisches Kabarett. Beschränken Sie sich thematisch auf die Bundesregierung oder beziehen Sie in Altenkirchen auch Landespolitik und regionale Politik ein?
Lars Reichow:
Mein Programm ist eine Mischung aus sehr persönlichen, familiären Themen und Beobachtungen, musikalischen Betrachtungen und politischen Einschätzungen.

Gelingt es Ihnen, Politik zu analysieren, ohne das Publikum in Verzweiflung zurück zu lassen?
Lars Reichow:
Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Für mich spielt Lebensfreude und die Sehnsucht nach einem Gelingen, nach einer positiven Grundeinstellung eine Hauptrolle. Die größte Herausforderung einer älter werdenden Gesellschaft ist, den Mut zur Veränderung nicht zu verlieren.

Zu Ihnen kommen sicherlich keine AfD-Wähler, da Ihre Einstellung zu Rechts bekannt ist. Haben Sie eine Idee, wie die Unentschlossenen zur Stärkung der Demokratie motiviert werden können?
Lars Reichow:
Auf einer Bühne kann man viele Menschen erreichen, über Fernsehen und Radio noch mehr. Ein anderer Faktor ist Social Media. Die AfD und ihre geistig verrohten Mitläufer sind sehr raffiniert und dominant im Internet. Deshalb brauchen wir eine Stärkung von glaubwürdigen, seriösen Informationskanälen dort, wo die anderen ihre Lügen und ihren Hass platzieren. Es ist längst überfällig, die großen Digital-Konzerne (Facebook, X et cetera) zur Wahrheit zu verpflichten. Es ist unerträglich, dass wenige Multi-Milliardäre mit gegenseitigen Beleidigungen, Lügen und Hass-Parolen ihrer "Kunden" Geld verdienen. Elon Musk ist ein unzurechnungsfähiger Spinner und politisch ein hochgefährlicher Zerstörer - es ist offensichtlich, dass er nicht umgehen kann mit politischer Macht.

Ist das Bündnis Sahra Wagenknecht ein Segen, weil es der AfD Stimmen abgräbt, oder ein Fluch, weil es noch eine zusätzliche reaktionär-populistische Wahl ermöglicht?
Lars Reichow:
Wagenknecht ist die Verlängerung der Kreml-Propaganda in Deutschland. Sie verbreitet seine Lügen und wäre die Erste, die die Ukraine die Hilfe verweigert und in den Untergang schickt, falls sie in Regierungsverantwortung kommt. Damit macht sich das BSW zum Komplizen des russischen Verbrecher-Regimes.

Muss Deutschland schnell aufrüsten, weil ein Angriff aus Putins Richtung droht?
Lars Reichow:
Putins Armee hätte vermutlich nicht die Kraft, die NATO zu besiegen. Das weiß er auch. Aber es geht darum, den russischen Imperialismus und Putins kaputtes Weltbild zu stoppen. Und dazu gehört, dass die Ukraine ein freier, demokratischer Staat werden kann und wir uns endlich aus der bequemen, aber abhängigen Rolle des amerikanischen Schutzschirms herausbewegen. Es gibt leider keine Alternative zur aggressiven, menschenverachtenden Politik Chinas und Russlands als eine starke, unangreifbare militärische Präsenz. Mit Verbrechern kann man nicht verhandeln, man kann sie aber beim Namen nennen, abschrecken und in ihre Schranken weisen.

Vielen Dank für die Beantwortung. Die Fragen stellte Helmi Tischler-Venter.
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