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Pressemitteilung vom 23.08.2024
Region
Mangel an Wohnungen: Politische Verlässlichkeit und finanzielle Unterstützung gefordert
Es muss gebaut werden: Bis 2028 braucht der Landkreis Neuwied den Neubau von rund 800 Wohnungen, und zwar pro Jahr. Diese Wohnungsbau-Prognose für die kommenden vier Jahre hat das Pestel-Institut in einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt ermittelt.
Wo wohnen? Der Landkreis Neuwied braucht neue Wohnungen. (Foto: Florian Göricke)Kreis Neuwied. Die Aktivierung von langfristig leerstehenden Wohnungen bleibt schwierig, so Matthias Günther vom Pestel-Institut. Er argumentiert, dass ein gewisser Wohnungsleerstand notwendig sei, um Umzüge und Sanierungen reibungslos zu ermöglichen. Jedoch beobachtet das Pestel-Institut, dass viele Hauseigentümer sich aufgrund mangelnder politischer Verlässlichkeit und aus Geldmangel mit einer Sanierung zurückhalten. Günther führte weiter aus: "In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis. Sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften, zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen, wann kommen. Ein Hin und Her wie beim Heizungsgesetz darf es nicht mehr geben." Weitere Gründe für Leerstand sind laut Günther Erbstreitigkeiten und die Sorge der Hauseigentümer, Mieter im eigenen Haus zu haben, mit denen sie möglicherweise in Konflikt geraten könnten. Daher ist für ihn klar: "Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Kreis Neuwied kein Weg vorbei."

Die Diskussion um den Wohnungsmarkt wurde vom Pestel-Institut im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) durchgeführt. Katharina Metzger, Präsidentin des BDB, betont: "Es ist eine Milchmädchenrechnung, die leerstehenden Wohnungen gegen den aktuellen Bedarf an Wohnungen gegenzurechnen. Das funktioniert so nicht. Politiker, die das gerade versuchen, betreiben Augenwischerei." Sie erteilt damit der Aufforderung von Klara Geywitz (SPD), Bundesbauministerin, wonach Menschen, die eine Wohnung suchen, aufs Land ziehen sollten, eine klare Absage.

Metzger fordert zudem eine Senkung der Baustandards: Einfacher bauen und damit günstiger bauen. Das gehe, ohne dass der Wohnkomfort darunter leide. Andernfalls baue bald keiner mehr. Sie warnt vor überzogenen Förderkriterien, Normen und Auflagen, die den Neubau von Wohnungen stoppen könnten, und richtet scharfe Kritik an den Bund, es passiere zu wenig. Und was jetzt passiere, komme zu spät.

Forderung die Fördermittel zu erhöhen
Zudem kritisieren Metzger und das Pestel-Institut den geplanten Bundeshaushalt für 2025, in dem ihrer Meinung nach dringend benötigte Fördermittel für den Wohnungsneubau fehlen. Sie fordern mindestens zwölf Milliarden Euro pro Jahr für den sozialen Wohnungsbau von Bund und Ländern, während der Bund für 2025 lediglich 3,5 Milliarden Euro bereitstellt. "Der soziale Wohnungsbau wird bei dieser Bundesregierung auch weiter auf der Strecke bleiben. Das müssen die Menschen den heimischen Bundestagsabgeordneten im Kreis Neuwied jetzt klarmachen. Nur wenn es massiven Druck vor Ort gibt, werden diese und die kommende Bundesregierung begreifen, wie ernst die Lage ist", warnt Katharina Metzger.

Zusätzlich erlebt die Wohnungsbau-Branche laut Metzger "einen regelrechten Absturz". Viele Unternehmen hätten bereits Kapazitäten abbauen müssen. Sie warnt vor einer "Absturz-Spirale beim Wohnungsneubau" und betont, dass Wohnungsmangel soziale Spannungen schafft: "Wenn sich Menschen wochen- und monatelang um eine neue Wohnung kümmern müssen, dann braut sich da etwas zusammen. Das ist Gift für das soziale Miteinander in der Gesellschaft." (PM/red)
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