NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Pressemitteilung vom 15.09.2024
Region
Erinnerung an das jüdische Leben in Bad Hönningen: Stolpersteine verlegt
Der Künstler Gunter Demnig hat die letzten 11 Stolpersteine in Bad Hönningen verlegt. Damit sind nun insgesamt 22 dieser Gedenksteine im Stadtgebiet zu finden. Die Stolpersteine erinnern an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die während der NS-Zeit in Bad Hönningen lebten.
Verlegung der Stolpersteine an der Hauptstr. 123 durch den Künstler
Gunter Demnig (r. unten)Dabei waren v.l.: Stadtbürgermeister René Achten,
Verbandsbürgermeister Jan Ermtraud, Maggie Elberskirch, Horst Könen, Reiner
W. Schmitz (Fotos: privat)Bad Hönningen. Am Samstag, 14. September, hat der Künstler Gunter Demnig die letzten 11 Stolpersteine in Bad Hönningen an der Schmiedgasse 10 sowie der Hauptstraße 123 und 143 verlegt. Bereits im Juni dieses Jahres wurden 11 Stolpersteine an der Bischof-Stradmann-Straße 9 und der Neustraße 24 platziert. Damit sind nun alle 22 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der NS-Zeit durch diese Steine vor ihren ehemaligen Wohnorten verewigt.

Wilhelm Schüller hatte die aufwändige Recherche nach den letzten jüdischen Einwohnern übernommen, nachdem der damalige Stadtbürgermeister Ulrich Elberskirch vor fünf Jahren zusagte, die ersten 10 Stolpersteine zu finanzieren. Weitere Unterstützer wie Horst Könen, Reiner W. Schmitz, René Achten, Silvia Rott und Lilo Schön schlossen sich an. Der Stadtrat stellte schließlich einen gemeinsamen Antrag auf Verlegung, der einstimmig angenommen wurde.

Anlässlich der Verlegung schilderte Wilhelm Schüller die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bad Hönningen und erinnerte an die einzelnen Schicksale: "Bereits im Mittelalter 1297 werden 12 Juden in Hönningen benannt. Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht auf das 17./18. Jahrhundert zurück. [...] Bis 1942 erhöhte sich die Zahl nochmals durch Zuwanderung von Familienangehörigen und im Juli 1942 sind die letzten von Hönningen deportiert worden."

Schüller berichtete auch von einer Postkarte des jüdischen Mitbürgers Josef Wolf aus Amerika an seine alten Nachbarn Greta und Christian Lay vom 19. Dezember 1937: "Lieber Christian und Frau Greta! Von hier aus senden Euch bei bester Gesundheit viele Grüße was ich auch von Euch hoffe. Ich habe mich schon ganz gut eingelebt und ist es schade das ich nicht vor 10 Jahren hierher bin. Ich wünsche Euch fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr. So schicke ich mit den besten Grüßen Euer alter Nachbar Josef Wolf."

Auch in Hönningen wurden während der Reichskristallnacht am 10. November 1938 jüdische Geschäfte und Wohnhäuser beschädigt oder zerstört. Unter Aufsicht von Amtspersonen, einschließlich des damaligen Bürgermeisters Paul Penth, wurden mehrere Gebäude verwüstet.

Zum Abschluss bedankte sich Wilhelm Schüller bei allen Beteiligten, darunter das Team Stolperstein, ehemalige Stadtbürgermeister Reiner W. Schmitz und Lilo Schön sowie Verbandsbürgermeister Jan Ermtraud und die Verbandsgemeindeverwaltung.

"Sie haben mitten unter uns gelebt und waren Teil unserer Gemeinde. Sie wurden gedemütigt und diskriminiert, entrechtet und ausgeplündert. Sie wurden vertrieben und ermordet. Ihr Schicksal verpflichtet uns zu Toleranz und Menschlichkeit. Lasst uns nicht wegsehen, wenn die böse Saat wieder aufkeimt, sondern wehrt Euch." (PM)
 
Pressemitteilung vom 15.09.2024 www.nr-kurier.de