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Nachricht vom 11.02.2012
Kultur
Ausstellung "Staubsahne" zeigt faszinierende Werke
Drei außergewöhnliche Künstler aus drei Landkreisen des geografischen Westerwaldes stellen ihre Werke unter dem Titel "Staubsahne" im Vogtshof in Hachenburg aus. Gezeigt werden Installationen und Bilder aus dem Staub der unterschiedlichsten Materialien. Aus Staub wurden neue Welten geschaffen.
Bei der Vernissage von links: Stadt- und Verbandsbürgermeister Peter Klöckner, die ausstellenden Künstler Tanja Corbach, Peter Wesselmann und Hansjörg Beck. Fotos: Wolfgang TischlerHachenburg. Unter dem ungewöhnlichen Titel "Staubsahne" wurde am vergangenen Freitagabend eine außergewöhnliche Ausstellung im Hachenburger Vogtshof eröffnet. Bei der Vernissage der ersten Ausstellung für dieses Jahr machte sich Bürgermeister Peter Klöckner auch so seine Gedanken. "Wir wollten nicht, dass dieses Haus zu Staub verfällt. Deshalb haben wir den Vogtshof erhalten. Diese Räume sollen der Kunst dienen", sagte Klöckner bei seiner Eröffnungsrede und schlug damit eine Brücke zu den Ausstellungsstücken.

Die drei ausstellenden Künstler kommen aus unterschiedlichen Landkreisen. Tanja Corbach aus Steimel (Kreis Neuwied), Hansjörg Beck aus Betzdorf (Kreis Altenkirchen) und Peter Wesselmann aus Hachenburg (Westerwaldkreis). Was die drei Künstler verbindet, ist wirklich der Staub in seiner unterschiedlichsten Form. Ihre ausgestellten Werke gewähren Einblicke in die Arbeitsprozesse mit Lehm-, Papier- und Metallstaub. Sie führen in die Elemente Erde und Metall ein und erfahren Verwandlung durch Feuer, Wasser und Zeit. Das Gesamtarrangement greift bruchstückhaft die Geschichte des Vogthofes auf und fügt sich wunderbar in die Räume ein.

So steht in einem Ausstellungsraum ein großer Tisch, "der nicht verrückt werden konnte oder wollte", wie es Hansjörg Beck ausdrückte. Also hat der Metallkünstler ihn kurzerhand integriert und mit seinen Metallobjekten dekoriert. Zu sehen sind diverse Schalen und Teller, ein Kerzenständer mit abgebrannten Kerzen, Tücher über der Tischkante und natürlich Staub. Dieser ist kunstvoll um die Eisenschalen gestreut und lässt die Form einer Hand oder diversen Besteckes frei. Der Besucher kann uns muss sich darüber seine Gedanken machen. Der Künstler Beck schelmisch: "Der Tisch soll nichts aussagen, er stellt uns auch vor Rätsel".

Die zahlreichen Besucher der Vernissage konnten hören, dass Hansjörg Beck eher zufällig zu den Objekten aus Metallstaub gefunden hat. Bislang befasste er sich mit Stahlplastiken und Feuerobjekten. Bei seiner Arbeit fiel immer Stahlstaub an, der brav zusammengekehrt aber nicht weggeworfen wurde. Der Künstler entdeckte, dass der Rost seinen "Abfall" zusammenbäckt und sich das neue Objekt gut bearbeiten lässt. So entstanden die jetzt erstmals in der Öffentlichkeit zu sehenden Staubobjekte.

Peter Wesselmann, der ausgebildete Bildhauer kam auch über die Reste seiner Werke zu den ausgestellten Skulpturen. Sie erinnern an pflanzliche Entwicklungen aus dem Erdaltertum. Der Künstler schafft quasi aus Staub wieder eine neue Welt. Mit seinem "Steinholz", einem Gemisch aus Gesteinspulver, Papierfasern und Lehm, schafft er aus seinen Überbleibseln bei der Stein- und Holzbearbeitung einen neuen Werkstoff für plastische Arbeiten.

Orientalisch sind die Wurzeln von Tanja Corbachs Bildern. Die Verarbeitung ihrer Erd- Kalk und Farbstäube sind ein so genannter "Tadelakt". Der Tadelakt ist ein antiker marokkanischer Kalkputz. Durch die starke Verdichtung bei der Verarbeitung ergibt sich eine hohe Festigkeit und Wasserbeständigkeit der Beschichtung sowie ein Glanzeffekt. Entwickelt wurde Tadelakt – nach mündlicher Überlieferung – vor mehreren tausend Jahren von Berbern zur Abdichtung von Zisternen. Später wurde er für Hamams, die orientalischen Dampfbäder, zum hochwertigen Glanzputz weiterentwickelt und anschließend auch für Paläste verwandt. Tanja Corbach zaubert aus dem Putzgemisch wundervolle Bilder.

Nach dem Rundgang, der noch bis zum 19. Februar 2012 möglich ist, fragte sich der Besucher: „Warum heißt die Ausstellung Staubsahne?“ Ganz einfach: Zu sehen ist die Sahne des Staubes – sein Bestes nämlich.

Am Donnerstag, dem 16. Februar gibt es ab 19 Uhr im Vogtshof Hachenburg Staubwirbel, Wortverdichtungen und „StaubgeSchichten“ von und mit Tanja Corbach, die von Peter Wesselmann mit argentinischem Gitarrenspiel begleitet wird.
Wolfgang Tischler

       
     
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